NRW-Klasse, 1. Spieltag: Herforder SV KS – SK Werther 2:6

Herford (ehu). Wir haben zum Auftakt der Saison die Tabellenführung übernommen. Das ist ein Diagramm wert:

Fragen wir das Liga-Orakel, trügt das Bild aber:

Denn demnach haben wir in den kommenden Kämpfen leider nur zu 1,9 Prozent etwas mit dem Aufstieg zu tun – und das selbst nach dem Kantersieg gegen die Herforder, die im Übrigen statistisch nur zu 0,1 Prozent auf den Klassenerhalt hoffen können.

Unsere Hoffnung war unser „Neuzugang“ und Eigengewächs Malte. Er spielte am siebten Brett seinen Gegner an die Wand.

Schon im 16. Zug zerstörte er mit einem Springeropfer auf f7 das Fundament des gegnerischen Königshauses:

Nach der Folge Kxf7 17.dxe6+ Ke7 18. Da3+ stellte der Herforder seinen Widerstand zurecht ein. In der Schlussstellung beziffert der Computer Maltes Vorteil auf 36 Bauerneinheiten – das reicht zum Sieg.

Jonas mit den schwarzen Steinen am zweiten Brett brauchte nur vier Züge mehr als Malte, um den vollen Punkt einzustreichen. Seine Schlussstellung, in der er soeben seiner Mehrfigur noch einen Bauern auf c5 zugefügt hat,  sieht so aus:

Ich holte den dritten Punkt und bezwang den nominell schwächsten Herforder Spieler. Dabei ermöglichte mir der Weiße eine Schluss-Kombination, die vermutlich viele Anfänger leicht lösen können. Daher werde ich das forcierte Matt in zwei Zügen dem Leser überlassen: 

Marko am dritten Brett war wie immer gut vorbereitet:

Schon ausgangs der Eröffnung erspielte er sich gegen Ivan Stoimenov ein spürbares Übergewicht, dass er bis zur Zeitkontrolle ausbaute. Im 41. Zug zwang er seinen Gegner mit einem Randbauernvorstoß zur Aufgabe. Hier ist sein Schlussbild, in der Marko, um zu gewinnen, nur den weißen c-Bauern nicht anfassen durfte – das hat er geschafft:

Unser Spitzenspieler Jan Haskenhoff kassierte als Einziger im Team eine Null. Im Bild unten, ist der Käse längst gegessen.

Zuvor hatte Jan nach dem zwölften Zug seines Gegners ein Remisangebot abgelehnt. Wenig später steckte er die Qualität ins Geschäft. Danach ging es stetig bergab. In der folgenden Stellung setzte Herfords Michael Loemker unseren Mann in drei Zügen Matt. Einen Zug vor dem Matt gab Jan auf. 

Mario am achten Brett kam nicht über ein Remis hinaus. Immerhin sicherte sein halber Punkt den Mannschaftserfolg ab.

So sah seine Stellung zum Schluss aus seiner Sicht aus: perspektivlos.

Kalle führte währenddessen ein klar vorteilhaftes Endspiel mit zwei Türmen gegen Turm und Springer sicher zum Sieg:

Hier ist sein letzter Zug der Partie:

Markus Henkemeier, der im Foto oben neben Kalle sitzt, spielte als Letzter – und zwar lange, sehr lange um genau zu sein. Im Endspiel lehnte er ein Remis ab. Eine vorbildliche kämpferische Haltung. Das tat er aber, als die Luft aus seiner Stellung längst heraus war. Kalle wollte nach Hause fahren, so habe ich das Ende nicht mehr mitbekommen. Es ging jedenfalls Remis aus. Aber erst nachdem Markus‘ Gegner fälschlicherweise dreimalige Stellungswiederholung reklamierte, wie Jonas den Nachhausefahrern per Signal-App mitteilte. Ein Schiedsrichter war nicht anwesend und keiner schien zu wissen, wie man eine Zweiminutenstrafe bei einer Digitaluhr eingibt. Also schien auch Markus keine Lust mehr zum Weiterspielen zu verspüren.

Hier noch pro forma der Link zur Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1.

Zwölfjähriger gewinnt Paul-Sahrhage-Pokal

Werther (ehu).

Mykola Korchynskyi (Mitte, Elo 2153) hat die dritte Ausgabe des Schnellschachturniers um den Paul-Sahrhage-Pokal gewonnen. Der zwölfjährige Ukrainer erkämpfte acht Punkte in neun Runden und blieb als Einziger im Turnier ohne Niederlage.

Korchynskyi bezwang unter anderem  den hohen Favoriten und späteren Zweitplatzierten Bogdan Bilovil (Elo 2404) von den Schachfreunden Bad Emstal/Wolfhagen, und remisierte gegen die Internationale Meisterin und spätere Drittplatzierte Anna Zozulia (2229) vom Bochumer SV. Den Lokalmatador Jonas Freiberger (2204) vom SK Werther setzte Korchynskyi sogar matt und verwies ihn damit am Ende auf den fünften Platz.

In folgender Stellung hatte Korchynskyi soeben wie aus der Pistole geschossen den Zug  Turm h1 aufs Brett geknallt  – matt. Wäre Jonas am Zug gewesen, hätte er Korchynskyi in zwei Zügen mattgesetzt:

Mit nur 42 Teilnehmern war das Turnier zahlenmäßig schwach besetzt. Verkraftet hätte der Saal im  Gemeindehaus mehr als die doppelte Anzahl Schachspieler. Doch es fehlten vor allem Spieler mittlerer Spielstärke zwischen DWZ 1500 und 2000. Wo sind sie gewesen?

Immerhin aber bot die Veranstaltung an den oberen Brettern hochwertiges Schach: Im Bild unten erkennt Anna Zozulia nach einigen weiteren Zügen den Sieg Bilovils an.

Spannend war die siebte Runde am ersten Brett: Unter den Augen zahlreicher Kiebitze spielte Sviatoslav Sunko mit Weiß gegen den späteren Turniersieger Mykola Korchynskyi. Beide waren nach einer Vielzahl von Zügen auf das Inkrement angewiesen. Korchynskyi kämpfte dabei  in einem nackten Damenendspiel mit Mehrbauern um die Führung im Turnier und eine mögliche Vorentscheidung. Nur mühsam entkam er den Schachgeboten der gegnerischen Dame. Als der Vorteil endlich siegbringend angewachsen war, und sein Mehrbauer schließlich die vorletzte Reihe erreicht hatte, stellte er den Bauern einzügig ein – remis:

In der unteren Tabellenhälfte tummelten sich zahlreiche vielversprechende Talente des SK Werther:

Joschua Ruschhaupt ist hier gerade auf dem Weg, den lästigen schwarzen Springer mit dem Zug a3 zu vertreiben.
Und hier hat Joschua seinen Gegner mit Dame und Springer schließlich mattgesetzt. Er wendet sich anderen Dingen zu, während Hobbyspieler Daniel Weßling das Mattbild anscheinend skeptisch beäugt.
Insa Marie Schwittay ergattert vier Punkte und landet am Ende auf dem 28. Platz. Sie war an 27. gesetzt.
Henrik Schwittay eifert seiner großen Schwester nach.
Felix Linnenbrügger schnappt sich einen Ratingpreis
Florian Schwartz (links) bezwingt Kevin Deniz. Schwartz landet schließlich auf dem achten Platz. Er war an 12 gesetzt.
Jonas Stampehl ergattert drei Punkte.
Michael Henkemeier ist einer der Turnierverantwortlichen.
Bernhard Sahrhage trägt unentspiegelte Brillengläser.
Draußen vor dem Gemeindehaus waren Analysebretter aufgebaut. Das Wetter war ein wenig zu warm.
Hier sind alle zusätzlichen Preisgeldgewinner versammelt – bis auf die drei Erstplatzierten (siehe oben).

Und hier noch der Link zum Turnierresultat: https://chess-results.com/tnr783180.aspx?lan=0&art=1&fed=-

Mein Sommerhit an der Ostsee

Kiel (ehu). Vor wenigen Wochen nahm ich am 35. Kieler-Open teil. 330 Kilometer mit dem Fahrrad ohne Akku strampelte ich ab, bis ich nach drei Tagen die Landeshauptstadt Schleswig Holsteins erreichte, wo man überall „Moin“ sagt und dann die Klappe hält. Für das Absolvieren der Strecke klopfte ich mir dauernd selbst auf die Schulter. Für das mäßige Abschneiden beim Schachspielen machte ich meinen schmerzenden Hintern verantwortlich.

Hier kämpfe ich gerade in der neunten und letzten Runde um einen versöhnlichen Abschluss. Die Partie endet jedoch in einem öden Remisschluss. Foto: Lina Hufendiek

Mit fünfeinhalb Zählern landete ich leicht enttäuscht auf dem 28. Platz – drei Ränge unter meinem Setzlistenplatz. Leichte Verluste in Elo und DWZ musste ich verkraften. Immerhin aber bleibe ich ein Ü-1900er! Die Vereinskameraden werden mich weiter siezen müssen, wenn sie um meine Expertise bitten.

Zumal ich eine echte Perle meiner schachlichen Laufbahn produzierte. Und deren Glanz möchte ich hier im Einzelnen beschreiben:

In der dritten Runde saß mir in Christoph Schinkowski als Setzlistenachter (Elo 2145) ein dicker Brocken vor der Nase. Doch was habe ich ihn schwindelig gespielt! Während der gesamten Partie küsste mich die Muse und ein Geistesblitz nachdem dem anderen schoss mir durchs Hirn.

Hier zunächst die Analysekurve und Fehlerrate der Partie:

Der grobe Patzer passiert im 26. Zug, der jedoch nicht den Gewinn vergibt.

Hier geht’s los:

In obiger Stellung malte ich mir aus, dass mein Springer mit einem Riesensatz nach h6 zöge: matt in zwei!!

So war der Plan gefasst und die Züge folgerichtig – auch wenn sie nicht immer den Computervorschlägen entsprachen: 16. h4 Sa5 17. Df4 Sxb3 18. h5! – scheiß auf die Qualle Sxa1 19. Sh2! h6 20. Sg4! Kh7? Bis hier hatte ich gerechnet und jetzt auf weitere Eingebung gehofft:

17 Bauerneinheiten Vorteil bescheinigt mir der Computer, den ich allerdings mit meinem 21. Zug auf 8,5 Einheiten zum Schrumpfen bringe. Ich fand den nächsten Zug trotzdem so gut, dass ich annahm, die Muse würde mich immer noch küssen. Deswegen verpasse ich dem Zug – entgegen der Maschinenmeinung – ein Ausrufezeichen: 21: Ld8! – Schwarz hängt in den Seilen – Dxd8 22. Dxf7+ Kh8 23. Sf6 Lg7 24. Sxe8?! Dd7 25. Dxg6 Sb3? In folgender Stellung scheiden sich die Wege – ich wähle den beschwerlichen:

Gut für mich, dass die schwarze Dame dem schwarzen Läufer lange auf den Füßen steht – Schwarz kann sich kaum befreien: 26. Sd6?? (besser Sf6!! – der Computer hätte geweint vor Glück) Kg8 27. Lh3 Sd2 28. Kg2 Kf8 29. Te2 De7 30. Sxc8 Txc8 31. Txd2 Te8 32. Te2 Df7 33. d4 – materiell im Vorteil und mit der anvisierten Schwäche auf e6, lasse ich den Damentausch natürlich zu – der Patzer schlägt, der Meister lässt schlagen:

Dxg6 34. hxg6 c4 35. f4 Ke7 35. g4 b4 37. f5 a5 Schwarz opfert den Läufer 38. f6+ Lxf6 39. exf6+ Kxf6 40. g5+ hxg5 41. g7 Kxg7 42. Txe6 Txe6? 43. Lxe6 – ein bisschen Schiss vor einem unaufhaltsamen schwarzen Bauern hatte ich noch, aber das würde ich an dieser Stelle natürlich niemals zugeben.

Stattdessen war mir klar: Seiner Überlegenheit fast unmerklich Ausdruck verleihen, kann man wohl am besten, wenn man so zieht wie Kalle: Jeden simplen Zug mit einer leichten Drehbewegung ins Brett schrauben, als würde man einen Dübel im Holz versenken – super nervig.

Es folgte noch a4 44. Lxd5 a3 45. bxa3 bxc3 46. Le4 Kf6 47. a4 Ke7 48. a5 Kd6 49. a6 c2 Lxc2 Kc7 und zum Abschluss schraubte ich 51. d5 ins Brett – Schwarz gab genervt auf. Das ist die Schlussstellung mit dem wandernden Quadrat als Motiv:

In der anschließenden Analyse schraubte ich gerade meinen zehnten Eröffnungszug aufs Brett, als mein Gegner sagte: „Wir brauchen uns das nicht noch mal angucken“, und die weitere Partiebesprechung über die Eröffnung hinaus einfach verweigerte.

 

 

 

NRW-Klasse, 9.Spieltag: SK Werther – SC Porta Westfalica 6:2

Werther (ehu). Die erste Mannschaft des SK Werther hat am letzten Spieltag der NRW-Klasse Porta Westfalica geschlagen – und zwar deutlich. So tauschten wir in der Abschlusstabelle die Plätze und sind respektabler Vierter:

Die Saison 2022/23 war sportlich gesehen ein Erfolg. Die mannschaftliche Geschlossenheit hingegen war es nicht. Das war im abschließenden Saisonspiel gegen Porta nicht anders: Uns fehlten in  Marko und Markus erneut zwei Stammspieler. Die dauernde Personalnot brachte uns einen Treppchenplatz in einer unrühmlichen Kategorie ein:

Im Abschlusskampf musste das gegnerische Team zum Glück für uns sogar drei Stammspieler ersetzen, was ihm nur an zwei Brettern gelang, so dass wir zu Beginn schon 1:0 in Führung lagen:

Rüdiger freut sich diebisch über den kampflosen Punkt am vierten Brett.

Heinrich und Mesud ersparten dem Verein durch ihre Hilfe als Ersatzspieler jeweils mindestens 50 Euro Strafe. Beide erspielten sich darüber hinaus Gewinnstellungen:

Heinrich holt am Ende immerhin ein Remis heraus.

Mehr als 40 Züge verwaltete Heinrich am achten Brett einen großen Vorteil. In folgender Stellung verpasste er ein Matt in drei Zügen:

Stattdessen zog er Da6 und stellte einige Züge später seinen Springer ein. Er wird sich sehr geärgert haben,  doch immerhin erreichte er gegen eine deutlich höher eingestuften Gegner (DWZ 1415) die Punkteteilung.

Die Partie von Mesud am siebten Brett endete kurios. „Typisch Mesud“, könnte man sagen:

In einem Nahtod-Endspiel mit nur noch fünf Klötzchen auf dem Brett, klemmte der Gegner Mesuds schwarzen König ein:

Nichts geht mehr – fast nichts. Denn scheinbar braucht der Weiße jetzt nur seinen König rauf und runter ziehen, um den Gegner weiter einzuknasten. Das ist aber falsch und ein bisschen Grübeln wäre auch in dieser Stellung gut gewesen. So zog  er seinen König im 61. Zug ins Verderben nach f1 – und streckte nach Mesuds Turmschach auf f5 die Waffen, weil der schwarze König mit Tempo dem Knast entkommt.

Kalle vereinbarte in der Zwischenzeit Remis nach nur 15 Zügen gegen den stärksten Spieler Portas, Evgeni Kirnos. „Es ging ja um nichts mehr“, sagte er im Anschluss.

Kalle hat in Evgeni Kirnos wie schon zwei Woche zuvor den spielstärksten Gegner erwischt – im 15. Zug nimmt der das Remisangebot Kalles an.

Drei Züge eher schloss Mario mit seinem Gegner im 12. Zug Frieden.

Jonas hingegen wollte gewinnen, was ich sehr sympathisch finde:

Dazu traf er gegen seinen blinden Gegner, René Adiyaman, eine mutige Eröffnungswahl und belohnte sich mit forschem Vorgehen. Ein schöner Moment der Partie ist sein Läufereinschlag auf h7 im 24. Zug:

Schließlich setzte er seinen Gegner im 45. Zug matt.

Ich versuchte währenddessen am sechsten Brett mit Weiß einen Sieg aus einer hohlen Lücke herauszuquetschen. Mir fehlte die Dame und mir fehlten die Mittel.  Zweimal lehnte ich das Remisangebot meines Kontrahenten ab und musste am Ende selbst um den halben Punkt winseln. Schließlich wickelte ich in ein Turmendspiel mit Minusbauern ab und bot Remis: Jetzt wiederum lehnte mein Gegner ab. Er sah aber nach wenigen weiteren Zügen die Vergeblichkeit seines Bemühens ein – oder auch nicht, denn er willigte ins Unentschieden ein mit der Bemerkung:  „Ich möchte zu meiner Tochter und das Spiellokal verlassen, deswegen nehme ich an.“

Es folgt das Stellungsbild vor der Abwicklung. Keine spannende Sache, aber weil später in der Analyse mehrere meiner Mannschaftskameraden! gleichzeitig gegen mich einen schwarzen Sieg nachzuweisen versuchten, blende ich das Endspiel hier ein.

Ich würde das Ding auch gegen Stockfish 5000 noch Remis halten – ihr Pappnasen.

Spannung bot Jans Partie. Um die zu empfinden bedarf es allerdings eines innerlichen Zeitraffers. Mario sprach beim Beobachten unseres nahezu bewegungslos am Brett verharrenden Spitzenspielers sogar von „Meditation in Reinkultur“ – oder so ähnlich. Hier lächelt Jan noch:

Jan konzentriert sich, landet zwischendurch in einer Verluststellung und gewinnt dennoch.

Später landete er mit den schwarzen Steinen in einer schlechten Stellung:

Hätte Weiß Dh6 gezogen und mit Matt gedroht, hätte der Mann von Porta Westfalica seinen Vorteil gewahrt. Doch er wählte zunächst den zahmen Zug h3, opferte später gar ohne Not seine gewonnene Qualität zurück, so dass Jan ihn im Turmendspiel schließlich auskontern konnte. Hier ist die Schlussstellung, in der Jan seinen Bauern soeben nach e4 gezogen hat. Der Computer beziffert den Vorteil auf 7,7 Bauerneinheiten:

Im neuen Lokal „Dicke Dornberg“ endete die Saison zwischen saftigen Tapas und knackigen Zügen. Von links – Mesud, Markus, Kalle und Jonas.

 

 

 

NRW-Klasse, 8.Spieltag: SV Hemer 1932 – SK Werther 5,5:2,5

Hemer (ehu). Im Sauerland haben wir auf die Rübe gekriegt. Schon während der fast zweistündigen Anreise empfahl ich Kalle, zur Entspannung das dortige Felsenmeer zu besuchen:

Von Asio otus – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11062361

Es hätte uns allen frische Luft eingeimpft. Stattdessen herrschte drückende Personalnot. Drei Stammpieler fehlten: Jan, Markus und Rüdiger. Wir trieben nur zwei Ersatzspieler auf: Michael und Joshua.

50 Euro Strafe für das freigelassene Brett 6:

Ich finds erbärmlich und meine, dass wir vor der nächsten Saison anders aufstellen müssen.

So waren wir jedenfalls von Beginn an in der Außenseiterrolle und wurden ihr gerecht: Joshua und Marko strichen als Erste die Segel. Hier habe ich Markos Kapitulation gegen den Buchautor des Londoner Systems, Marcus Schmücker, mit unruhiger Hand filmisch festgehalten:

Markos Schlussstellung sieht tatsächlich traurig aus:

Währenddessen lungerte Michaels Läufer am siebten Brett tatenlos hinter der eigenen Bauernkette herum. Wo befindet sich nochmal die Arbeitsdiagonale der Läufer? Vor der Bauernkette! Ach egal. Auch hier war die Niederlage gegen einen fast 2000-DWZler nur schwer zu vermeiden.

Michael

Joshua erging es ähnlich. Auch er musste früh aufgeben, zu stark war sein Gegner (DWZ 2090), der fast 600 Punkte über unserem Mann rangiert:

Joshua

Den Schimmer eines Lichtblicks spendete Kalle: Sehr solide trug er seine Partie gegen den bis dahin verlustpunktfreien Topscorer der Liga vor, Timo Leonhard. Das bescherte ihm zurecht ein trockenes Turmendspiel und einen halben Punkt.

Kalle

Mario indes blickt im Foto unten skeptisch auf sein Läuferendspiel mit einem Minusbauern:

Mario

Seine Stellung ist zu dem Zeitpunkt total platt und sieht so aus:

Mario zog seinen Bauern nach g4, sein Gegner antwortete e4! und schien schon wie der sichere Sieger auszusehen: 5,2 Bauerneinheiten Plus für Weiß, sagt der Computer. Doch Mario verdiente sich einen halben Punkt durch Ausdauer und Hartnäckigkeit – und dank einiger schlechter Züge seines Gegners. Er nutzte schließlich die falsche Eckfarbe des gegnerischen Läufers für einen Festungsbau – trotz zwei Minusbauern.

Jonas‘ Partie ging ebenfalls äußerst glücklich Remis aus – nämlich durch ein Dauerschach, das keines ist.

Jonas (links)

Die Remisvereinbarung geschah in obiger Stellung, die der Rechner mit mehr als sieben Bauerneinheiten zugunsten von Schwarz bewertet. Vielleicht aber war’s Jonas Gegner auch egal, denn zudem Zeitpunkt stand der SV Hemer längst als Sieger fest. Hemers Spitzenspieler offerierte die Punkteteilung, Jonas nahm sofort an.

Ich gewann als Einziger im Team, was wohl zum ersten Mal vorgekommen ist. Dabei verteidigte ich immerhin die mannschaftsinterne Topscorerposition und zauberte ein paar schöne Züge aufs Brett, wie Turm d7! zum Beispiel:

und wenig später den Springerzug nach e5, der die schwarze Dame gewinnt:

.

Genutzt hat es mir, aber nicht der Mannschaft. Der Kampf ging 2,5 zu 5,5 verloren. SC Porta Westfalica zog an uns vorbei und wir sind nur noch Fünfter. Im letzten Saisonspiel in einer Woche können wir unseren vierten Platz beim Aufeinandertreffen mit Porta zurückerobern. Doch angesichts der erneut fehlenden Stammspieler glaube ich nicht daran.

Hier ist der Link zur Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

 

 

 

NRW-Klasse, 7.Spieltag: SK Werther – Herford SV Königsspringer 5:3

Werther (ehu). Meine Herren: So sollte die Notation auf einem  Partieformular aussehen!:

Rüdiger schreibt nicht, er malt – großartig.

Trotz Bestbesetzung bezwangen wir den Tabellensiebten nur mit Mühe. Jan am ersten Brett vereinbarte nach nur 13 Zügen Remis – viel zu früh, aber sein frisch geschlüpfter Sohn und seine erkrankte Frau entschuldigen das natürlich.

Nur einmal kurz Händeschütteln, da wars schon Remis.

Jonas als Mannschaftsvertreter besorgte unserem Kapitän zur Geburt seines Sohnes ein Buch mit Glückwunschkarte, die wir alle unterschrieben. Das Buch heißt:  Quantenphysik für Babys. Ich persönlich hätte Windeln bevorzugt, aber Jan soll sich sehr gefreut haben – Physiker.

Rüdiger folgte mit einem Friedensschluss nach nur 17 Zügen. Auch das viel zu früh.

Rüdiger denkt nach.

Danach flog Mario gleichsam dem Sieg entgegen. Er gewann schon im 15. Zug den gegnerischen Springer – zum Glück, denn seine Notation ist später nicht zu entschlüsseln. Mario sollte noch einmal einen Blick auf Rüdigers Notation werfen.

Marios Haltung deutet es an: Er hat alles im Griff.

Herfords Burkhard Heuermann zögerte die unvermeidliche Niederlage trotz einer Figur im Minus mehrere Züge hinaus. Hier ist die Stellung, in der der Figurengewinn unvermeidlich ist und der Computer den Vorteil Marios auf mehr als sieben Bauernheiten taxiert.

Wie die Match-Chronologie weiter ging, verpasste ich im Detail. Zu sehr versunken war ich in eigene Überlegungen am achten Brett. Doch irgendwann stand es 3:3, weil Markus und Marko ihre Partien recht überraschend verloren.

Schon zum Zeitpunkt der Aufnahme scheint der schwarze Königsflügel von Markus arg unter Beschuss zu stehen.

Hier ist seine Schlussstellung aus schwarzer Sicht, die Markus zurecht aufgab:

Marko kassierte am dritten Brett seine erste Saisonniederlage. Im  23. Zug hätte er zwar laut Computer mit einem schwarzen Königsschritt zur Seite wieder Ausgleich (+0,1) herstellen können, doch die Variante ist derart kryptisch, dass ich sie selbst mit Computerhilfe nicht verstanden habe.

Marko zog stattdessen De7 und stand auf Verlust: Etwas später forcierte sein Gegner in folgender Stellung ein einfaches Matt in vier Zügen:

Jonas hatte seine Partie dagegen souverän zum Sieg geführt.

Hier ist seine Schlussstellung, in der der Schwarze einsieht, dass Weiß zwei Züge eher zur Dame einmarschiert:

Als es nun also 3:3 stand, spielten nur noch Kalle und ich. Kalle hatte zwei Mehrbauern, ich natürlich keinen. Trotzdem verwalteten wir beide eine Gewinnstellung und sicherten so den 5:3-Erfolg.

Kalle reichen in einem verschiedenfarbigen Läuferendspiel zwei Mehrbauern zum Sieg – ebenfalls sehr souverän.

Da ich als Letzter spielte, bat ich Jonas ein Foto von mir zu schiessen. Hier ist es, obwohl stark aufgehellt und deswegen etwas milchig, ist es immer noch dunkel, weil das Storck-Haus für handylose Fotos eine Qual ist:

5,5 Bauerneinheiten Vorteil erkämpfte ich bis zum 30. Zug. Zwei Züge später  stellte ich meinen Springer ein. Statt nach h6 zu hüpfen, hätte Sf6! meinen Vorteil weiter ausgebaut. So aber sackt der Computer zusammen (-1,3 für Schwarz). Hier ist die Stellung dazu:

Mein Gegner antwortete korrekt mit g5 – was ich komplett übersah, nahm den Springer anschließend aber nicht – Zeitnot.

Als die Partie später zu meinen Gunsten entschieden war, wies Jonas auf eine weitere verpasste Gelegenheit meinerseits hin. Ich hätte in folgender Stellung mit dem Könisgszug nach c2 den Springer fangen können:

Doch der mögliche Durchmarsch meines entfernten Freibauerns fesselte meine Sinne, sodass ich den König behämmert nach c4 zog.

Schwamm drüber – wenn ich an Rüdigers Notationen denke, fühle ich mich gleich wieder besser. Zumal wir durch den Mannschaftssieg den Klassenerhalt sichergestellt haben. Ein Ausschnitt aus dem Liga-Orakel beweist es:

SK Werther: 0,0 Prozent Auf- und Abstiegswahrscheinlichkeit.

Hier ist der Link zur aktuellen Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

Bogdan Bilovil gewinnt das 26. Schloß-Open

(Der Einfachheit halber habe ich meinen Zeitungstext fürs Haller Kreisblatt mit kleinen Veränderungen hier reinkopiert und nur am Ende ein paar Fotos hinzugefügt, Ekkehard Hufendiek)

Der 16-jährige Ukrainer will Großmeister werden. Die entscheidende Partie ist eine der spannendsten der Turniergeschichte.

Werther. Das Duell der Führenden am Ende eines Wettkampfes ist in der Regel ein Garant für Hochspannung. Beim Schach ist es oft ein Grund zum Gähnen: Lieber sichern sich die Profis durch eine frühe Remisvereinbarung einen Preisgeldrang, als das Risiko in Kauf zu nehmen, nach einer Niederlage mit leeren Händen dazustehen.

In der Schlussrunde des 26. Schloß-Opens drohte das Gähnen: Bogdan Bilovil vom Rhedaer SV traf mit den weißen Figuren auf seinen ärgsten Verfolger, den 25-jährigen Jasper Holtel vom SK Münster. Dem Sieger winkten 800 Euro Preisgeld, dem Verlierer fast nichts.

Beide Spieler sind Fidemeister und zählten zu den Favoriten des Turniers. Bilovil ist Ukrainer und mit seiner Schwester vor dem russischen Angriffskrieg nach Deutschland geflohen. Seine Eltern sind in der Heimat geblieben. Er will Großmeister werden. Ein Remis in der Schlussrunde hätte ihn seinem Ziel ein Stück näher gebracht.

Auch Jasper Holtel strebt nach Höherem: Er will Internationaler Meister werden, ein Titel, der zwischen Fidemeister und dem höchsten Titel Großmeister rangiert. Drei der vier Bedingungen des Internationalen Schachverbandes Fide hat er dafür schon erfüllt. Um auch die letzte zu schaffen, hat der 25-Jährige nach dem Jura-Studium ein Schachjahr eingelegt – sein Referendariat soll warten. Zwar kann Holtel von Preisgeldern alleine nicht leben, ein Unentschieden hätte ihm aber eine willkommene Einnahme beschert.

FM Bilovil (links) gegen FM Holtel

Statt Langweile entwickelte sich dann aber eine der spannendsten Partien in der Geschichte des Wertheraner Schachfestivals: Nach nur fünf Zügen bot Bilovil tatsächlich das erste Mal Remis an. Aber zur Freude der Zuschauer rammte Holtel seine Ellbogen in den Tisch und lehnte ab. Er kannte sich gut aus in der Englischen-Symmetrie-Eröffnung – besser als sein Gegner. Nach wenigen Zügen hatte der Münsteraner Oberligaspieler den jungen Ukrainer komplett überspielt.

Dann aber passierte Unglaubliches: Mehr als 20 Züge stand Holtel mit Schwarz auf Gewinn, mehr als 20 Züge lang verpasst er die entscheidende Fortsetzung. „Ich bin ein positioneller Spieler. In der taktischen Umsetzung vorteilhafter Stellungen muss ich noch besser werden“, erklärte er später seine Versäumnisse.

Lokalmatador Freiberger hinter den Erwartungen

Bogdan Bilovil tauschte eine Figur nach der anderen ab und schlug schließlich im 39. Zug erneut ein Remis vor. Holtel lehnte wieder ab, doch dieses Mal konnte er das Unentschieden nur hinauszögern – und musste Bilovils Erfolg in der Verteidigung schließlich akzeptieren.

Jonas kackt ab, erringt hiermit aber den ersten Platz im Aufmacherbild der Lokalsportseite des Haller Kreisblatts.

Einziger Teilnehmer der A-Gruppe aus dem Altkreis war Jonas Freiberger vom SK Werther. Für ihn verlief das Turnier so schlecht wie selten zuvor: Mit nur 3,5 Punkten trudelte der Mathe- und Philosophielehrer des Kreisgymnasiums Halle auf dem enttäuschenden 22. Platz ein – 13 Ränge hinter seiner Position in der Setzliste.

Für den Veranstalter SK Werther lief es dagegen prächtig: Nach drei Jahren Coronapause war das Schachfestival so früh ausgebucht wie noch nie: 200 Spieler nahmen teil – mehr geht nicht. „Ich habe ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen“, sagte der Vereinsvorsitzende Karl-Ulrich Goecke.

Der Vorsitzende des Ausrichtervereins, Karl-Ulrich Goecke (v.l.), hat den Siegern der vier Turniergruppen Alexander Walter Hoettler (B-Gruppe) vom SV Welper, Bogdan Bilovil (A) vom Rhedaer SV, Kristjan Heidemann (C) von der SG Hücker-Aschen und Florian Schwartz (D) vom SK Werther Pokale und Preisgelder überreicht.

Und hier noch ein paar fotografische Eindrücke des Turniers:

Kevin gewinnt immerhin die Schlussrunde.
Andreas schiebt seine Niederlage in der Schlussrunde dem Fotografen in die Schuhe. Aus Protest entzieht er sich der Verewigung – zum Glück nur halb.
Petro Golubka, einziger Großmeister im Feld, spielt stark und ergattert den zweiten Platz.
Tobias Jugelt vom SK Bremen-Nord und Ferenc Langheinrich vom SV Empor Erfurt sind die Favoriten des Turniers. Doch schon in ihrer jeweiligen Auftaktrunde kommen sie nicht über ein Remis hinaus und rollen in den Folgerunden das Feld aus der Tabellenmitte auf. Jugelt wird schließlich Fünfter, Langheinrich Vierter.
Der ehemalige Turniersieger Alexander Hilverda vom SC Erlangen 48/88 landet am Ende auf dem sechsten Platz.
Blick über einige Bretter der A-Gruppe.
Der Weg zum FM-Titel ist weit: Schachstreamer Maurice Gulatz (Paff-Morris) gewinnt zwar seine siebte Turnierpartie sehr hübsch, vepatzt aber in der dritten Runde eine aussichtsreiche Stellung gegen IM Jugelt. „Zeitnot“, sagt Gulatz.
Hier hat Maurice noch elf Minuten auf der Uhr, sein Gegner über eine Stunde.
Liliane Schirmbeck ist ein vielversprechendes Talent. Sie schnappt sich verdient den Damenpreis in der C-Gruppe.
Das Ehrenmitglied des SK Werther, Reinhard Geisler, gewinnt die zwei Auftaktrunden der C-Gruppe und mischt oben mit.
Axel Fritz verliert in der ersten Runde der B-Gruppe gegen meinen Cousin zweiten Grades: Emil Meyer (siehe unten).
Emil gewinnt den Ratingpreis in der B-Gruppe
Remis im Erstrundenduell Mykola Korchynskyi (links) gegen Daniel Johnen
Fabian Schaller (links) quetscht in der ersten Runde gegen FM Jasper Holtel einen halben Punkt aus der Stellung.
Immer wieder Jonas, und nie schaut er aufs Brett.
Doch, hier schaut die große Hoffnung unseres Vereins endlich mal aufs Brett, holt aber nur ein Remis heraus. Rechts daneben Steffen Schnier.
Olaf Steffens vom SV Werder Bremen ist ein regelmäßiger Gast unseres Opens. Der australische Großmeister David Smerdon hat ihm in seinem Buch „The complete chess swindler“ ein lobendes Kapitel gewidmet. Ich kaufe es.
Michelle Trunz ist eine von nur zwei weiblichen Teilnehmern in der A-Gruppe. Sie landet mit 2,5 Punkten auf Platz 35.
Lisa Sickmann ist die amtierende Deutsche Meisterin der Altersklasse wU12 und die zweite Teilnehmerin der A-Gruppe. Sie landet am Ende mit 2 Punkten auf dem 36. Platz.
Carsten Döhring vom Bielefelder SK schaut bei Herbert Kruse aufs Brett.
IM Ferenc Langheinrich (links) besiegt in der Schlussrunde den jungen Schotten Gordon Frederic Waldhausen.
Gute Idee: Trüffelspezialitäten für die Tabellenletzten.

Und zum Schluss noch ein persönlicher Eindruck: Ich habe noch nie in meinem Leben in so kurzer Zeit so viel Kaffee verkauft. An nur einem Sonntagmorgen mehrere hundert Becher – ach was: tausende. Wir sollten Michaels Kaffee-Flatrate an der Verkaufstheke wieder einführen, um die Koffein-Orgie im nächsten Jahr zu bremsen.

 

 

 

Kalle bezwingt IM Schuh

Bielefeld (ehu). Karl-Ulrich Goecke hat den Internationalen Meister Dirk Schuh besiegt. Durch seinen Erfolg in der fünften Runde der Bielefelder Stadtmeisterschaft bleibt er mit 3,5 Punkten aussichtsreicher Verfolger des bislang verlustpunktfreien Tabellenführers FM Martin Forchert.

Im Handy-Foto zieht Kalle seinen Bauern nach b4. Der Computer bescheinigt ihm in diesem Moment eine Überlegenheit von 4,3 Bauerneinheiten. Nur einen Zug später erzwingt er einen Turmtausch, um seinem potenziellen Freibauern am Damenflügel zum Durchbruch zu verhelfen. Schuh erkennt daraufhin seine aussichtslose Lage und gibt auf.

Nach Angabe Kalles ist es in einer Partie mit normaler Bedenkzeit sein erster Sieg gegen einen Titelträger dieser Kategorie. Zweimal spielte er Remis gegen Großmeister.

Tum c8! ist der letzte Zug der Partie:

Im Anschluss seines Sieges gönnte sich Kalle – bestens gelaunt – ein großes Bier an der Verkaufstheke. Ich stellte mich neben ihn, tat dürstend und mittellos. Vergeblich – er spendierte nichts und hatte nur Augen für die Analyse.

Die interne Liste der Titelträgerbezwinger führt mutmaßlich Jonas an: Er hat meines Wissens bislang drei Großmeister in langen Partien bezwungen, Jan einen, Michael einen. Ich selbst habe immerhin schon drei Fidemeister besiegt.

Allerdings beruhen die Angaben nur auf meiner matten Erinnerung. Marko, Markus, Rüdiger, Mario und Hacker und haben bestimmt ebenfalls einige schöne Siege gegen Titelträger eingefahren und könnten die Liste vervollständigen.

Demnächst werde ich dazu vielleicht mal eine Kategorie starten: „Skalps von Titelträgern“ – und im Idealfall mit den Partien hinterlegen.

 

NRW-Klasse 6. Spieltag: SK KS Iserlohn – SK Werther 4,5:3,5

Iserlohn (ehu). Gegen den Spitzenreiter der Tabelle zeigten einige von uns eine Glanzleistung. Beinahe wäre der Kampf sogar eine Sternstunde der ersten Mannschaft geworden.

Der Schiedsrichter gibt die Bretter frei. Vor ihm sitzen Mario (hinten links), Kalle und Jonas, der seinem Gegner Joshua Eckart zum Partiestart am ersten Brett die Hand reicht.

Der Auftakt war zunächst beschämend: Stark ersatzgeschwächt traten wir mit nur sechs Leuten an – Jan, Marko und Markus fehlten. Da wir nur einen Ersatzspieler fanden, blieben zwei Bretter frei – peinlich.

Schon vor dem ersten Zug liefen wir dadurch einem 0:2-Rückstand hinterher.  Eine 100-Euro-Strafe erwartet den Verein, die Michael jedoch mit seiner Kaffee-Flatrate beim Schloss-Open locker wieder reinholen kann.

Nach kaum zwei Stunden Spielzeit notierte der strenge Schiedsrichter das 0:3, nachdem Jonas erstmals in der Saison mächtig zerbröselt wurde. Ich habe das Ende in einer kurzen Filmsequenz festgehalten:

Danach starteten wir eine rasante Aufholjagd: Malte warf am achten Brett seine Bauern nach vorne. Sein favorisierter Gegner (DWZ 1965) opferte im Zentrum einen Springer, übersah aber einen hübschen Zwischenzug, der Malte die Figur für ein ungenügendes Äquivalent sicherte.  Anschließend konterte er den Iserlohner mutig aus:

Hier ist die Schlussstellung, in der sein Gegner aufgab:

Dabei hätte der Iserlohner genau in diesem Moment Maltes einzigen großen Fehler in der Partie zwei Züge zuvor (Se2) bestrafen und eine ausgeglichene Stellung erreichen können,  wenn er im Diagramm Sg3 gefunden und gezogen hätte – hat er aber nicht.

Rüdiger nagelte währenddessen in seiner typisch-trockenen Manier ein bombensicheres Unentschieden aufs Brett. Nur einmal in der Analyse schlägt die Anzeige des Rechners zu seinen Gunsten bis auf 1,9 Bauerneinheiten aus. Das zeigt, dass – wenn überhaupt – nur Rüdiger Gewinnchancen besaß.

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Eine richtig starke Leistung lieferte Kalle ab:

Schon im elften Zug erspielte er sich einen gewinnbringenden Vorteil, den er Zug um Zug ausbaute. Im  27. Zug erzwang er ein Matt in vier Zügen, das mit einem schwarzen Läuferschach auf b4 begann und mit der schwarzen Dame auf c2 hätte enden können, wenn sein Gegner nicht zwei Züge vorher aufgegeben hätte:

Kalle hatte recht mit seiner treffenden Bemerkung: „Ich habe ihn zerrupft.“ – eine Glanzpartie.

Mario nahm dankenswerter Weise die Kapitänsrolle an. Die schien ihn zu beflügeln: Gegen seinen 200 Punkte höher eingestuften Gegner gewann er als Schwarzer mit einem Doppelangriff seiner Dame einen Bauern, der auf der a-Linie freien Ausblick genoss.

Im Schwerfigurenendspiel setzte er seinen fetten Trumpf in Bewegung und strich schließlich verdient den vollen Punkt ein. Hier ist sein Schlussbild mit ihm am Zug (Der Computer zeigt ein Matt in 15 Zügen an):

So fehlte uns nur noch ein halber Punkt zum 4:4-Überraschungserfolg und ein ganzer zu Gold. Im zwölften Zug hätte ich in meiner Partie am fünften Brett zumindest den halben Punkt sichern können, verschmähte aber in Absprache (wie’s sich gehört) mit dem Interims-Kapitän Mario zurecht das viel zu frühe Remisangebot meines Gegners. Ich spielte auf Sieg.

Statt im 34. Zug Dc6 zu ziehen und einen Vorteil festzuhalten,  patzte ich in Zeitnot und ging baden. Hier ist meine Schlussstellung zwölf Züge später, in der der c-Bauer nur durch ein sinnloses Opfer entfernt werden könnte:

Immerhin bot meine Jacke ein leuchtendes Beispiel für irgendwas.

Trotz der Niederlage im Textilraum der Martin-Luther-Schule in Iserlohn verharren wir auf dem vierten Tabellenplatz. Zwar ist die Situation recht undramatisch, doch Rüdigers Galgengesänge werden wegen der derzeitigen Personalnot wieder lauter. Das Liga-Orakel ist viel optimistischer als unser einziger Rentner im Team: Es geht jetzt davon aus, dass wir bis zum Saisonende in den drei noch vor uns liegenden Kämpfen zwei Siege (Porta Westfalica, Herford ) und ein Unentschieden (Hemer) holen.

Hier ist der Link zur aktuellen Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1