NRW-Klasse 5. Spieltag: SK Werther – SK Blauer Springer Paderborn 3,5:4,5

Werther (ehu). Wuchtig pfeffere ich ein Damenopfer aufs Brett. Gerne hätte ich es grölend untermalt:

Allein mir fehlte die Rechtfertigung, denn das Opferangebot bewirkte nichts. Die Paderborner ließen uns – wie Rüdiger sagen würde – am langen Arm verhungern. Ihr Sieg war zwar knapp, aber verdient.

Zum Schluchzen ist schon der Blick auf die Partie unseres Spitzenspielers Jonas Freiberger. Ihm sitzt in Maurin Möller (DWZ 2229) ein dicker Brocken vor der Nase, der wohl bald Fidemeister werden wird. Unbeeindruckt schnappt sich Jonas schon in der Eröffnung zwei Bauern, ehe ihm Möller seine sträflich vernachlässigte Entwicklung um die Ohren haut. Dass unser bester Spieler schon nach 26 Zügen aufgibt, kommt selten vor. Hier die Schlussstellung:

Maurin Möller – Jonas Freiberger 1:0.

Im Gegensatz dazu produziert Jan am zweiten Brett eine solide Gewinnpartie mit wenigen Schwachstellen.

Hier ist seine Stellung einen Zug vor dem Ende:

Jan Haskenhoff – Kevin Kesselmeier 1:0.

Im Stellungsbild oben beginnt Jans Siegvariante mit Dxb6. Sie ist eine nette, kleine Rechenübung für Eifrige. An deren Ende verbleibt Jan mit einer Mehrfigur. Sein Gegner kann den materiellen Ausgleich nicht wieder herstellen, weil nach Damentausch und Springergewinn der weiße Turm mit einem Schach auf b8 den Gewinn des schwarzen Läufers erzwingt. Angesichts dessen gibt der Paderborner Kevin Kesselmeier auf.

Gleichzeitig wird Marko am dritten Brett von Björn Augner zuerst überspielt und zuletzt beschenkt. Marko führt die schwarzen Steine, gibt zwei Bauern ab und steht pleite. Der Computer taxiert den gegnerischen Vorteil nach 36 Zügen auf fast drei Bauerneinheiten. Jedoch vergisst der Paderborner zu Markos Glück in der Schlussstellung seine Uhr und überschreitet mit Weiß die Zeit:

Björn Augner – Marko Suchland 0:1 wegen ZÜ.

Kalle am vierten Brett hätte nach seiner Partie vermutlich gerne ins Brett gebissen. Mit starken Zügen in der Eröffnung erkämpft er sich einen verdienten Vorteil, verpasst aber den  siegverheißenden Läuferrückzug nach b7, c6, d5 oder e4. Stattdessen schraubt er die minderwertige Alternative Le3 in die Stellung, die Schwarz den sofortigen Ausgleich beschert:

Doch es kommt später noch schlimmer: Kalle bugsiert seinen weißfeldrigen Läufer auf das wichtige Ausweichfeld f3. Dort steht er dem eigenen König auf den Füßen. Vom gegnerischen Schachgebot bedröppelt muss Kalles König ausweichen – ins Abseits nach h5. So wird die Bahn frei für die schwarze Bauernmehrheit am Königsflügel:

Karl Ulrich Goecke – Niklas Schlangenotto 0:1.
Kalle (v.l.) analysiert seine Partie mit Jonas, Marko, Moritz Hötte und Niklas Schlangenotto.

In meiner Partie am fünften Brett erfreue ich mich ausgangs der Eröffnung einer Figurensymmetrie, die einige Züge besteht bis einschließlich Zug 16. Nicht nur optisch verspricht sie dem Schwarzen Ausgleich – selbst in den Augen eines Fachfremden. Der Computer stimmt zu (+0,2):

Moritz Hötte – Ekkehard Hufendiek 1:0.

Im 35. Zug schlägt meine Dame auf h2 ein – Kaa-Wuum!:

Schon wähne ich mich auf der Siegerstraße. Doch der Vorteil ist dem freudlosen Computer nicht mehr als eine halbe Bauerneinheit wert. Drei Züge später patze ich krass und kann einem Mattnetz von Dame und Springer nicht mehr entkommen. Enttäuscht von mir und der fruchtlosen Symmetrie reiche ich meinem Gegner Moritz Hötte das Patschehändchen.

Kaum besser ergeht es Florian am sechsten Brett. Ihn plagt ein vorgepreschter schwarzer Bauer auf d3. Zur Entlastung opfert Florian die Qualität. Nach einigen schwachen Zügen seines Kontrahenten erobert Florian Material zurück und scheint sich tatsächlich gerettet zu haben. Doch seine Stellung krankt weiter an losen Bauern. Im 66. Zug gibt er auf, weil er den gegnerischen f-Bauern nicht sinnvoll stoppen kann:

Florian Schwartz – Jürgen Klüners 0:1.

Malte vereinbart am siebten Brett mit Schwarz Remis nach 29 Zügen. Obwohl sein Gegner, Rolf Sicker, mit Weiß in der Schlussstellung deutlich besser steht (+2,0):

Rolf Sicker – Malte Prochnow 0,5:0,5.

Als unsere Niederlage feststeht, knetet Mario am achten Brett als einzig Übriggebliebener ein gewonnenes Turmendspiel mit einem Mehrbauern. Sein Gegner, der Philosophieprofessor Michael Bösch, erreicht zwischenzeitlich zwar eine theoretische Remisstellung, hält dem anhaltenden Druck aber letztlich nicht stand. Hier ist Marios Schlussstellung nach dem Turmschach auf g7 – Marios weißer Freibauer ist schneller:

Mario Ortpaul – Michael Bösch 1:0.

Die Einzelergebnisse im Screenshot:

Wir sind nach der Niederlage vom dritten auf den fünften Platz abgerutscht. Die Tabelle der NRW-Klasse 1 sieht jetzt so aus:

Und hier der Link zur Schachbundseite:https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

Vier vom SK Werther beim Turnier in Paderborn


Paderborn (ehu). Ich habe das Drei-Hasen-Fenster gesehen. Meine Tochter aus Kiel zeigte es mir, denn Paderborn ist berühmt dafür. Das Wahrzeichen befindet sich im spätgotischen Kreuzgang des Doms. Der Spruch „Der Hasen und der Löffel drei und doch hat jeder Hase zwei“ verweist auf das Besondere daran: Jeder Hase verfügt über zwei Ohren, und doch sind nur drei Ohren abgebildet

Gelegenheit dazu bekam ich, als meine Tochter Lina nach dem Turnier mit mir Sightseeing betrieb. Denn wir zwei und drei alteingesessene Spieler unseres Schachklubs – Reinhard Geisler, Michael Henkemeier und Andreas Diembeck – nahmen Ende Dezember am Schachtürken-Cup in Paderborn teil. Nur einer hatte dabei viel zu lachen: Michael.

Eigentlich wollte Michael in der B-Gruppe antreten. Schon vor Monaten meldete er sich an. Doch die Veranstalter wollten ihn dort nicht sehen und steckten ihn die A-Gruppe. Der Grund dafür lag in seinem exzellenten Abschneiden bei der Deutschen-Schach-Amateur-Meisterschaft in Bonn wenige Tage zuvor. Er hätte dort fast die C-Gruppe gewonnen – hier das kopierte Siegerbild von der Homepage der DSAM (deswegen die schlechte Qualität):

Auch in der Paderborner A-Gruppe lief es für Michael blendend. 4 Punkte holte er (nach der Dreipunkteregel sogar 11). Seine Leistung beträgt 2016 Punkte. Damit spielte er sich vom Setzlistenplatz 86 bis auf Platz 31. Ein rasantes DWZ- und Elo-Plus erwartet ihn. Michaels Einzelergebnisse können sich sehen lassen:

Ich hingegen hatte nicht viel zu lachen. Gleich in der ersten Runde vergurkte ich eine so klare Gewinnstellung, dass ich auf der gesamten Heimfahrt schmollte. Gegen Fidemeister Bernhard Stillger hatte ich schon in Lippstadt ganz gut ausgesehen und eine Remischance verpasst.

In Paderborn lief es zunächst besser. Doch als mein Gegner am Ende zu sein schien, war ich in Zeitnot und fand nicht das Opfer, das mir den Sieg beschert hätte. Hier ist die Stellung mit Schwarz am Zug, in der ich das lahme Sg5 zog. Mit welchem Zug aber gewinnt Schwarz die Dame (+6,4) oder setzt matt?:

Ein paar Züge später verpasste ich eine zweite Chance auf klaren Vorteil und beging schließlich mit dem Zug Sxf1 den letzten Fehler der Partie. Der verdutzte Bernhard Stillger setzte mich daraufhin zweizügig matt beginnend mit Da8+:

Hufendiek – Meessen 0:1

Ebenso schlimm vergeigte ich eine Gewinnstellung gegen Max Meessen:

Zwei Kandidatenzüge kalkulierte ich. Zuerst wollte ich Ta6 spielen, weil es den Turmtausch forciert. Das hätte mir einen siegbringenden Vorteil eingebracht.

Doch dann dachte ich, dass man bei Raumvorteil die Figuren auf dem Brett hält und entschied mich blöderweise zu dem sofortigen Vorstoß b4. Die Antwort kam zügig: Da4!. Jetzt muss ich mit dem Schach auf d1 rechnen.

Daraufhin forcierte ich die Geschehnisse auf dem Brett noch weiter, wich einem Dauerschach aus und überspannte die Stellung durch einen Kamikazevorstoß:

Nach Gewinn meines Läufers auf e3 durch seinen Springer, so hatte ich gerechnet, würde mein b-Bauer auf der gegnerischen Grundreihe einmarschieren. Doch ich übersah, dass Schwarz meinen Läufer nicht schlagen muss, sondern einfach seinen schwarzfeldrigen Läufer mit Le7 wieder ins Spiel bringt:

Zwar gewann ich den Springer nach dem Zug Lc1 wieder zurück, doch die schwarze Bauernmehrheit gab letztlich den Ausschlag – bitter. 28 DWZ-Punkte sind futsch. Hier meine Einzelergebnisse:

Die Spiele meiner Vereinskameraden habe ich kaum verfolgt. Doch immerhin fotografierte ich sie. Hacker war in der B-Gruppe unter 99 Teilnehmern an 37. gesetzt. Er gewann zwei aus sechs Partien und landete schließlich auf Platz 83:Hackers Einzelergebnisse:Andreas trat ebenfalls in der B-Gruppe an. Er war an 38 gesetzt und holte drei Siege und ein Unentschieden  – Platz 73:Andreas‘ Einzelergebnisse: Meine Tochter Lina spielte beim erstmals ausgetragenen Chess&Culture-Turnier mit. Zwischen den fünf Runden gehörten Stadt- und Museumsführung zum Programm:Linas Einzelergebnisse:Und hier der Link zur Turnierseite: https://www.schachtuerken-cup.de/

NRW-Klasse 4. Spieltag: SV Königsspringer Hamm – SK Werther 3:5

Hamm (ehu). Wir haben den Zweitplatzierten SV Königsspringer Hamm geschlagen. Relativ souverän sogar. Für uns ist das ein großer Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt. Hier sind die Einzelergebnisse:

Laut Liga-Orakel beträgt unsere Abstiegswahrscheinlichkeit jetzt nur ein Prozent. Das dürfte selbst Schwarzmaler milde stimmen.

Florian gewann Material mit einer Springergabel. Marios Schlussstellung mit den schwarzen Steinen ist im Foto zu sehen. Sein Gegner gibt auf:

Mario

Zuvor nahm Mario in folgender Stellung mit dem Zug Lc3 die letzte verbliebene Leichtfigur vom Brett, sodass ein gewonnenes Bauernendspiel entstand:

Florian gewann im 31.Zug die Qualität

Malte und Kalle verloren. Maltes Niederlage geschah aus klar überlegener Position heraus. Er wählte einen falschen Plan und verdarb seine gute Stellung.

Kalle spielte mit den schwarzen Steinen – zum vierten Mal am vierten Spieltag. Allein das ist schon bitter. Sein Endspiel war noch bitterer: Kalles schwarzer Turm war dazu verdammt, zahnlos zu beißen. Nicht mehr als eine warme Brise hauchte er den gegnerischen Leichtfiguren zu. Kurz vor Schluss spuckte Kalle das klapprige Gerippe für einen Läufer vom Brett. Wenige Züge später gab er auf.

Jonas, unser Spitzenmann am ersten Brett, überspielte seinen Gegner im Endspiel.

Jonas

In der folgenden Stellung zog er als Weißer hübsch Lxd2. Sein Stellungsvorteil beläuft sich laut Engine auf 5,5 Bauerneinheiten. Der Gegner opferte daraufhin die Qualität, strich jedoch nach einigen weiteren Zügen die Segel.

Jan am zweiten Brett gewann ziemlich glücklich.

Manuel Dargel (rechts) – Jan Haskenhoff 0:1

In einem toten Turmendspiel schlug sein Gegner sein Remisangebot angesichts des Gesamtspielstandes aus. Danach überstrapazierte er jedoch seine Stellung zum Verlust. So errang Jan seinen dritten Saisonsieg und kletterte auf Rang zwei der internen Solotabelle – hinter Jonas mit 3,5 Punkten aus vier Partien.

Marko und ich holten müde halbe Punkte. Garry Kasparov hat einmal gesagt: „Schach ist die gewalttätigste aller Sportarten“. Bei uns nicht.

Marko in der Analyse.
Der Spielraum.

Hier ist die aktuelle Tabelle:

Und hier der Link zur NRW-Klasse auf der Schachbundseite: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

Sieger Bürgerwachen-Open 2024: Ekkehard Hufendiek

Bielefeld (ehu).

Peter Mohnke (l.), der erste Vorsitzende des Bielefelder SK, gratuliert und händigt mir einen Briefumschlag mit dem Preisgeld aus: 160 Euro. Sollte ich meinen Erfolg laufend wiederholen, bin ich in zehntausend Jahren ein gemachter Mann. Darüber freut sich auch Carsten im Hintergrund. (Foto: Guido Gössling)

Ich habe das Bürgerwachen-Open in Bielefeld gewonnen. Zum zweiten Mal nach 2022 kletterte ich in sieben Runden an die Spitze des Feldes. Einen halben Punkt hinter mir landete Kalle auf dem zweiten Platz, vor Carsten Döring vom Bielefelder SK  auf Platz drei.

Hier ist der Endstand:

Ein Plus von etwas mehr als 50 DWZ-Punkten wird mein Lohn sein: DWZ 1970 –  ein persönliches All-Time-High. Im vereinsinternen Spielstärke-Ranking überhole ich erstmals Oliver Mußgnug und Holger Sahrhage, die mich fortan  wieder siezen müssen.  Bierselig habe ich einen Plan für meine schachliche Zukunft entworfen: die 2000 knacken und Seniorenweltmeister werden.

Zurück zur nüchternen Vergangenheit:  Unglaublich viel Glück brachte mir den Erfolg. Dazu zählte ein kampfloser Punkt gegen FM Matthias Krallmann in der Vorschlussrunde und ein Sieg in der vierten Runde gegen den Turnierfavoriten Herbert Kruse (DWZ 2182), der gegen mich total überzog.  In vier von sechs gespielten Partien stand ich pleite – zumindest zeitweilig.

Zum Beispiel hatte ich mich in der fünften Runde veropfert. Trocken parierte Kalle fortan jede meiner Drohungen. Am Ende glaubte ich in ein Dauerschach entkommen zu sein – genau wie Kalle. Meine weiße Dame pendelte unter Schachgeboten zwischen d4 und h4 hin und her. So vereinbarten wir Remis und ich atmete erleichtert auf:

Hätte Kalle stattdessen in obiger Stellung den Zug Tf6 gespielt, hätte ich höchstwahrscheinlich verloren. Denn ich plante darauf Tf1. Herbert Kruse aber wies in der Analyse auf die relativ einfache schwarze Erwiderung Sg4! hin. Schwarz droht Matt auf h2 und Weiß muss ein Tempo verschwenden, um das zu verhindern. So behält Schwarz seine Mehrfigur und gewinnt. Hier ist die Stellung dazu:

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In der letzten Partie gegen Carsten Döhring vom Bielefelder SK hatte ich Schwarz und musste unbedingt Remis halten. Meine Vorbereitung kam aufs Brett. Die bestand einzig und allein aus einem Video, dass ich hier dankenswerterweise verlinken möchte:  https://www.youtube.com/watch?v=jtiVcsyHwtE, denn zumindest das Eröffnungsduell entschied ich so für mich.

7. Runde: Carsten Döhring – Ekkehard Hufendiek 0:1 (Foto: Guido Gössling)

Kurz vor Schluss opferte ich meinen Springer auf g5 und ließ h6 folgen, um die Punkteteilung endgültig einzutüten:

Unverständlicherweise suchte Carsten Döring trotz des stark reduzierten Materials nach einem Matt und überschritt mit den weißen Steinen die Zeit -trotz 30-Sekunden-Inkrement. Die Gelegenheit zum Turniersieg verpasste er einige Züge zuvor: f6 wärs gewesen, weil der parallele Bauernvorstoß e6 und eine spätere Umwandlung eine schwarze Figur gewinnt:

5. Runde: Herbert Kruse – Karl Ulrich Goecke 0:1 (Foto: E. Hufendiek)

Kalle nimmt den zweiten Preis entgegen:

(Foto: Guido Gössling)
5. Runde: Karsten Ebert – Michael Henkemeier 0:1 (Foto: E. Hufendiek)

Michael kassiert einen Ratingpreis:

(Foto: Guido Gössling)

Und zum Schluss ein Ausschnitt aus der Hall of Fame der Bielefelder, der seit einigen Tagen bei mir im Großformat an der Wand hängt:

 

 

NRW-Klasse, 3.Spieltag: SV Eichlinghofen – SK Werther 4,5:3,5

Dortmund (ehu).

Rudi Aussauer, Schalkes einstiger Manager,  hat nach einem schwachen Auftritt seines Teams einmal gesagt: „Wir haben den Schriftzug in unserem Vereinslogo in Hosenscheißer 04 geändert. Wir konnten ein großes Sponsoringpaket mit einer Windelfirma schnüren“. Entsprechend ängstlich agierte der SK Werther am dritten Spieltag der NRW-Klasse.

Gegen den SV Eichlinghofen rechnete ich mit einem knappen Sieg unsererseits – wie vermutlich die meisten meiner Mannschaftskollegen. Doch beim Spielstand von 3,5:3,5 verlor ich im entscheidenden Duell die Kontrolle über meinen Angriff. So verdrängte uns am Ende der Aufsteiger aus dem Dortmunder Süden vom dritten Tabellenplatz:

Vor dem Kampf fühlte ich mich sitzengelassen: Kalle hatte mich nicht – wie von mir erwartet –  um 11. 15 Uhr von zuhause abgeholt.  Ausgerechnet vor dem entlegensten Auswärtsspiel der Saison musste ich improvisieren. Die Mannschaft warf mir später mangelnde Kommunikation vor: „Du hättest dich melden müssen“, sagte Jan.

13 Uhr war Spielbeginn, also zwei Stunden später als üblich wegen des Volkstrauertages. Erst nach zwanzig Minuten Wartezeit vor meiner Haustür kamen mir Zweifel, weil Kalle sonst immer zehn Minuten vor der Zeit ist. Eine halbe Stunde später gegen 12:15 Uhr raste ich in einem geliehenen Auto mit 160 Kilometer pro Stunde gen Süden. Fünf Minuten vor Ablauf der Karenzzeit erreichte ich den Dortmunder Ortsteil Eichlinghofen, parkte schief im Halteverbot und hetzte zum Spiellokal. Weil ich mich scheinbar nicht ausreichend beeilt hatte, wies Kalle mir mit einer ruckartigen Handbewegung  mein Brett zu und bemerkte: „Du hast noch eine Minute für deinen ersten Zug“. Danke.

Die Spielbedingungen waren kompakt und befriedigend.

Den Anfang des Kampfes hatte ich verpasst. Soviel aber kann ich vermuten: Er verlief ausgeglichen – ja eigentlich langweilig. An fünf Brettern remisierten wir früh.

Kalle (v.l.), Marko und Mario (hinten) hielten ihre Stellungen zusammen und ergatterten halbe Punkte.

Dann verlor Florian am siebten Brett gegen den starken Jugendspieler Benedict Scholz. Florian musste nach ein paar unerwarteten Zwischenzügen die Hand zur Aufgabe reichen. Hätte ich sein Gegner-Los gezogen, wäre es mir sicher ähnlich ergangen.

Der Niederlage setzte Jan jedoch einen Sieg am zweiten Brett entgegen. Im siebten Zug bot unser ehemaliger Spitzenspieler Remis, was ich persönlich ziemlich enttäuschend finde. Doch entsprach das Angebot immerhin der ausgeglichenen Stellung. Im weiteren Verlauf langweilt sich sogar der Computer: Die Ausschläge des Rechners bewegen sich im Femtobereich.

Jan am zweiten Brett.

Erst nach dem 29. Zug macht das Programm einen Freudensprung: Mehr als vier Bauerneinheiten zugunsten des Weißen zeigt es an. Unerklärlich wirkt auf mich der weiße Fehler f3. Die Stellung, in der Jan daraufhin den Gewinn festzurrt mit dem Vormarsch seines Königs nach f5, sieht so aus:

Vermutlich waren beide Spieler vom schnellen Ende gleichermaßen überrascht. Die Gratulation seines Gegners nahm Jan indes gern entgegen.

Wie eingangs erwähnt fiel die Entscheidung über den Ausgang des Mannschaftskampfes an meinem fünften Brett –  und ich war angezählt. Mein Gegner erfragte zu Beginn die korrekte Schreibweise meines Vornamens und nötigte mir das Formulieren einzelner Buchstaben ab, was mich neben meinem Zuspätkommen zusätzlich nervte.

Trotz einer zweifelhaften Eröffnungswahl erreichte ich Vorteil. Es lief sogar so gut, dass ich statt der halben Stunde Zeitrückstand plötzlich zehn Minuten Vorsprung auf der Uhr besaß – und etwas später eine Gewinnstellung noch dazu.

Nachdem der Eichlinghofer mit den schwarzen Steinen g6 zog, hing er in den Seilen. Doch fand ich im entscheidenden Moment nicht den besten Zug. Über die Computerlösung, die mir trotz Bauernminus einen Vorteil von 3,3 Bauerneinheiten bescheinigt, dachte ich keine Sekunde nach. Demjenigen, der mir ohne Computerhilfe per Whats-App den besten Zug mitteilt, spendiere ich nach dem nächsten Kampf ein Getränk. Wer findet ihn für Weiß in folgender Stellung?:

Ich jedenfalls versagte an dem Problem und geriet später in Zeitnot komplett auf Abwege. Meine Kapitulation bedeutete zugleich den Sieg für die Gastgeber. Anschließend schrieb mein Gegner die Pleite meinem anfänglichem Zeitnachteil zu. Er verstand es, mir den letzten Nerv zu rauben – nun bin ich auf ewig ein Schalker Jung.

So sieht die Tabelle nach dem dritten Spieltag aus:

Und hier der Link dazu: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

NRW-Klasse, 2.Spieltag: SK Werther – Schach Nienberge 4:4

Werther (ehu). Auswärts vor zwei Jahren verloren wir kläglich gegen Schach Nienberge. Dieses Mal bescherte uns das Heimspiel im Herrenhaus ein Unentschieden – vom Glück begünstigt.

Das Liga-Orakel prophezeite eine 3,5 zu 4,5 -Niederlage Werthers. Wir nahmen folglich die Aussenseiterrolle ein. Doch die Einzelergebnisse gehorchen nicht der mathematischen Wahrscheinlichkeit, zumal Schach Nienberge stark ersatzgeschwächt antrat:

Zunächst entwickelte sich der Kampf wie orakelt: Unsere Gastmannschaft aus dem Nordwesten Münsters erspielte sich eine deutliche 4:2-Führung. In den zwei abschließenden Partien am ersten und achten Brett fehlte ihr nur noch ein halber Punkt, um uns den Tag zu verderben.

Unsere Männer an den ersten vier Brettern und der Schiedsrichter Pascal Brunke.

Gelegenheiten zum Sieg Nienberges gab es mehrere: Ihr Spitzenspieler, Berdia Mikeladze (DWZ 2264), hätte einfach nur Dauerschach geben oder das Remis-Angebot im 55.Zug annehmen müssen. Stattdessen wollte er mattsetzen und dübelte mit dem Fehler Sc4 ein sinnloses Loch in die Stellung – der Computer geht in die Knie:

Zwar harmoniert das Dame-Springer-Duo zum Mattsetzen ideal, doch der Nienberger übersah das anschließende Schach der schwarzen Dame auf f3 – ein krasses Versäumnis. Das Schach führt etwas später zum Damentausch und zu einem gewonnenen Endspiel für Jonas.

Jonas am ersten Brett kurz vor seinem Remisangebot.

Lehrreich ist dessen technische Verwertung. Völlig zu unrecht tadelte ich Jonas ob seiner ausufernden Grübelei in vermeintlich „simpel gewonnener Stellung“. „Meine Güte, wie kann man nur so umständlich agieren und so lange überlegen? Zieh doch den f-Bauern vor“, ereiferte ich mich nachher.  Darauf er zu mir: „Wenn du gewinnst, bist du ein Arsch“.

Das Endspiel hat es tatsächlich in sich und ich kann es immer noch nicht glauben: Will Schwarz sauber gewinnen, darf er zu keinem Zeitpunkt den f-Bauern anfassen. Ich Patzer hätte das sofort getan, Jonas tat es erst nach mehreren perfekten Zügen.

Im 71.-Zug jedoch widerstand auch er der Verlockung nicht und zog f4. Der Computer kollabiert. Die Bewertung sackt ab von -10,6 Bauerneinheiten Vorteil für Schwarz auf -0,4. Freibauer, bessere Leichtfigur und mächtiger Raumvorteil, dennoch ist diese Stellung ausgeglichen – unglaublich:

Im Anschluss verteidigt sich der Weißspieler sechs Züge lang perfekt, dann unterläuft ihm nochmals ein Fehler – der letzte: Mikeladze opfert den Springer, um sich dem Freibauern zu entledigen. Doch weiter als bis nach f3 wäre der nie gekommen – sagt der Computer:

Vier Züge später gibt Mikeladze auf. Die Endstellung sieht so aus:

Am achten Brett steuerte Mario einen weiteren wichtigen Sieg bei. Seinem Erfolg fällt eine besondere Bedeutung zu, weil er das 4:4-Unentschieden herstellte. Trotz einer Qualität im Nachteil überrollte er seinen Gegner mit einer Walze: Die weißen Bauern drücken die schwarzen Schwerfiguren gegen die Wand. Im Diagramm unten wirkt sein Springer zusätzlich wie ein Monster. Schick mündet die Stellung in eine Springergabel – der Computer zeigt ein Matt in zehn Zügen. Das oben erwähnte Dame-Springer-Duo harmoniert hier perfekt:

Mario am achten Brett
Mario Ortpaul – Simon Jäger 1:0.

Mir gelang wie immer Großes: Damentausch, Bauernvorstoß mit versteckter Mattdrohung und Turmverdoppelung mit Angriff über die halboffene h-Linie. Meine Endstellung mit den schwarzen Figuren taxiert der Rechner nach dem Bauernvorstoß d4 auf -5,9 Bauerneinheiten – auf eine gemeinsame Analyse hatte mein Gegner keine Lust:

Ich am fünften Brett. Die KI Dall-E hat mich gut getroffen, wenn auch mit unrealistisch verschränkten Armen.

Knastig endete die Partie von Florian am sechsten Brett. Für mich sah die Endspielstellung mit einem Bauern im Minus verloren aus. Florian aber gelang es, den schwarzen König am Rand einzusperren. So blieb er Herr über die weißen Felder, die die Läufer nicht beackern können. Hier ist seine Schlussstellung:

Florian Schwartz – Marius Ringwelski 0,5:0,5.

Wohl noch glücklicher erreichte Markus ein Unentschieden. Sein Gegner schaukelte mit dem Turm auf und ab. Dabei wäre ein Gewinnversuch des Nienbergers angesichts drei! verbundener Freibauern plausibel gewesen.

Markus Henkemeier – Franz Althoff 0,5:0,5.

Kalle und Jan hingegen gaben in ihren Partien klein bei. Kalle unterschätzte einen weit vorgepreschten Bauern auf b7: Sein Schlussbild mit den schwarzen Figuren ist trostlos:

Jan unterschätzte das Bouncing-Back-Potential der skandinavischen Eröffnung. Sein Schlussbild mit Weiß ist ebenso trostlos wie das von Kalle, der schwarze a-Bauer ist nicht zu stoppen:

In der anschließenden Analyse im Wintergarten des Herrenhauses, wo wir nur ausnahmsweise gespielt haben, marterten sie sich erneut.

Der Nienberger Murat Emiroglu (v.l., DWZ 2134), Markus Henkemeier und Karl Ulrich Goecke beim Analysieren.
Jan (l.) bei der Analyse mit seinem Gegner, der drittens Lf5-Zug zog und meine Frage: „Was ist das denn?“, mit der Antwort quittierte: „Das nennt man Skandinavisch!“.
Malte verliert am Ende mehr Bauern als ihm lieb ist – er gibt auf.

Der Punktgewinn sichert uns ein sonniges Plätzchen. Hier ist die Tabelle  nach der zweiten Runde:

Und hier der Link zur Schachbundseite der NRW-Klasse: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

 

 

 

 

David Riedel gewinnt Paul-Sahrhage-Pokal

Werther (ehu). David Riedel (DWZ 2063) strahlt von einem Ohr zum anderen. Der Lehramtsstudent des Brackweder SK feiert einen hübschen Überraschungserfolg bei der vierten Ausgabe des Paul-Sahrhage-Pokals im Schloss Werther. In neun Runden ergattert er 7,5 Punkte und landet beim Schnellschachturnier des SK Werther auf dem ersten Platz – als Setzlistenelfter von 50 Teilnehmenden. Die weiteren Treppchenplätze erklimmen die internationale Meisterin Anna Zozulia  (2. Platz, DWZ 2232) vom Bochumer SV und Pascal Brunke (3., DWZ 2284) von der SG Bünde.

In der Schlussrunde: David Riedel – Pascal Brunke 0,5:0,5.

Entscheidend für den Erfolg Riedels ist seine folgende Stellung aus der Vorschlussrunde, in der er die schwarzen Steine gegen den CM und Streamer Maurice Gulatz (paff_morris) führt. Zu dem Zeitpunkt liegen beide Kontrahenten mit sechs Punkten an der Spitze des Feldes.

Trotz einer Dame im Nachteil harmoniert Riedels schwarze Streitmacht untereinander derart perfekt, dass Weiß zur Abwehr eines drohenden Matts seine Dame zurückspucken muss und nur wenig später konsterniert aufgibt – Riedels Springer entpuppt sich als Krake.

Hier die Zugfolge im Screenshot:

Nur eine Partie verliert Riedel. Und zwar in der vierten Runde gegen eine junge Frau aus den Niederlanden, die zurzeit beim  NRW-Ligisten Krefelder SK und beim Frauenbundesligisten SK Schwäbisch Hall gemeldet ist:

WFM Katharina Ricken (DWZ 2206)
Tran Duc Cuong – Katharina Ricken 0:1

Drei Runden später ist David Riedel das Glück wieder hold: Gegen unseren ehemaligen Vereinspräsidenten und jetzigen Jugendtrainer, Karl Ulrich Goecke, bleibt sein Widerstand trotz totaler Verluststellung ungebrochen.  Zur Verwunderung zahlreicher Kiebitze dreht Riedel die Partie vom Minus ins Plus, gabelt im Endspiel den gegnerischen Turm mit seinem Läufer und gewinnt. Das Foto unten zeigt eine Szene des Endspiels, in der sein Gegner Karl Ulrich Goecke, angetrieben von einer Mehrqualität und im Windschatten eines entfernten Freibauerns auf der h-Linie, seinen König zuversichtlich der Front näher bringt:

Kalle landet später als Setzlistensechster nur auf dem zwölften Platz.

Die Stellung im Foto oben bewertet der Computer mit 5,3 Bauerneinheiten im Plus für Weiß. So sieht sie aus:

Der komfortable Vorteil geht für Weiß jedoch ebenso verloren wie die Partie. Denn kurze Zeit später entsteht dieses Bild mit einem Matt in zehn Zügen für Schwarz – unglaublich: 

Der vermutlich dämlichste Zug des Turniers ist dem Geist unseres Spitzenspielers Jonas Freiberger entsprungen. Jonas landet am Ende leicht enttäuscht auf dem achten Platz – als Setzlistenvierter. Im Video erläutert er das Missgeschick und erklärt, wie er deswegen gegen den späteren Drittplatzierten Pascal Brunke durch die Berührt-Geführt-Regel in zwei Zügen matt gesetzt wird:

Der Endstand nach neun Runden sieht bis Platz zehn so aus:

Das Siegerfoto zeigt Anna Zozulia (v.l., 2. Platz), David Riedel (1.), Pascal Brunke (3.) und den neuen Vorsitzenden des SK Werther, Markus Henkemeier.

Die Ratingpreisgewinner:

Und hier noch einige weitere Fotos in loser Folge:

Die Setzlistenerste IM Anna Zozulia
Gymnasialdirektor Markus Spindler
In der siebten Runde am Spitzenbrett: Jonas Freiberger – CM Maurice Gulatz 0:1

Colin Sahrhage vom SK Werther.
Anton Wessling vom SK Werther.
Felix Linnenbrügger vom SK Werther
Jonas Stampehl – Joschua Ruschhaupt 1:0
Joschua Ruschhaupt – Henrik Schwittay 1:0
Ekkehard Arnoldi – Heinrich Maybaum 0,5.0,5
Turnierleiter Bernhard Sahrhage
Kiebitze verfolgen den Endspielsieg von David Riedel vom SK Brackwede (l.) gegen Karl Ulrich Goecke vom SK Werther.
CM Maurice Gulatz – David Riedel 0:1
Mathematikprofessor Stefan Bauer vom Ausrichterverein SK Werther gewinnt bei seinem ersten Schachturnier Pralinen: „Da freut sich meine Frau“.

Und zum Schluss noch der Link zur Seite chess-results mit der Endtabelle: https://chess-results.com/tnr967833.aspx?lan=0&art=1

NRW-Klasse, 1. Spieltag: SGEM Kirchlengern – SK Werther 1:7

Kirchlengern (ehu). Der Saisonauftakt verlief nahezu perfekt: Sechs Siege und zwei Unentschieden produzierten wir in meist überzeugender Manier. Und das gegen die Mannschaft, gegen die wir vor wenigen Monaten kläglich verloren hatten. Wir starten damit als Tabellenführer in die Saison.

Leon ersetzte am achten Brett den fehlenden Florian Schwartz. Zuletzt sah ich Leon als Heranwachsenden in der Vorcoronazeit schachspielen. Jetzt studiert er Sport und Sozialwissenschaften auf Lehramt.

Leon

Meine ahnungslose Frage, wie lange er schon nicht mehr Schach gespielt habe, beantwortete er leicht entrüstet:  „(Hallo), ich spiele online“. Das bekam sein Gegner zu spüren – im 19. Zug nahm ihm Leon mit Schwarz dank einer Bauerngabel Material ab:

Später allerdings stellte er seinen Vorteil wieder ein. Im 30. Zug fiel dann vermutlich die Klappe seines Gegners. Hier ist die Endstellung mit Schwarz am Zug und der Computerbewertung 0,0:

Jonas am ersten Brett erspielte sich einen starken Angriff aus schlechter Stellung. Sein Gegner, der Schachstreamer Maurice Gulatz, analysierte später den „Trümmerbruch vom Sonntag“ (O-Ton Gulatz) für seine Follower:

 Seinen Twitch-Stream verlinke ich gerne, in dem er ab 1:35:16 die Partie sehenswert kommentiert und Jonas wohl zurecht als „Wirbler“ und „Trickspieler“ bezeichnet: https://www.twitch.tv/videos/2250110750    . Im 32. Zug stand schließlich ein dreizügiges Matt auf dem Brett, das sich Jonas nicht entgehen ließ: 

Jonas

Jan am zweiten Brett wartete mit Schwarz auf eine Konterchance. Im 20. Zug bekam er sie. Den anschließenden taktischen Schlagabtausch entschied er deutlich zu seinen Gunsten.

In der Analyse zieht Jan schneller als sein Schatten

Hier ist die Stellung nach Jans Schlusszug Lxg2!:

Ich gewann am sechsten Brett mit Schwarz im Endspiel die Qualität. Der weiße Turm litt unter Platzmangel:

Den Materialvorteil verwertete ich sicher. Hier ist meine Schlussstellung:

Jan Brüggemann – Ekkehard Hufendiek 0:1

Kalle am vierten Brett bekam es mit Marius Meyer zu Knolle (DWZ 1790) zu tun. Kalle kannte sich besser aus in der Eröffnung, bestrafte einen frühzeitigen Vorstoß seines Gegners mit einem Bauerngewinn und brachte das minimale Mehrmaterial nach recht mühsamen 53 Zügen schließlich über die Ziellinie.

Kalle beweist Geduld und gute Technik im Turmendspiel.

Markus und Malte erspielten halbe Punkte:

Markus Henkemeier – Jörg Windmann 0,5:0,5
Malte Prochnow – Helmut Ott 0,5:0,5

Eigentlich hätten wir nach den Unentschieden von Markus und Malte frühzeitig die Heimfahrt antreten können. Marko am dritten Brett jedoch zwang uns auszuharren: Sein Damen-Endspiel mit einem Mehrbauern ging in die Verlängerung und war eigentlich nicht zu gewinnen – zu zahlreich waren die Chancen seines Gegners auf Dauerschach. Trotzdem hat Marko es hinbekommen. Nach dem erzwungenem Damentausch geriet Schwarz am Ende in Zugzwang, Benjamin Knollmann strich die Segel:

Marko Suchland – Benjamin Knollmann 1:0

Für die Ewigkeit die Tabelle als Screenshot:

Hier der Link zur Ergebnisseite  des Deutschen Schachbundes: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

Und zum Schluss das Liga-Orakel nach dem ersten Spieltag, das die Wahrscheinlichkeit unseres Ligaverbleibs jetzt auf satte 78,3 Prozent taxiert:

Ekkehard Hufendiek gewinnt Rating-Preis beim Kieler-Open

Kiel (ehu).

Zum vierten Mal hintereinander hab ich Ende Juli bis Anfang August beim Kieler-Open mitgespielt. Nach 5,5 Punkten aus neun Partien landete ich unter 129 Teilnehmern auf Platz 29, was meinem Erwartungswert entsprach (Setzlistenplatz 32).

Erstmals ergatterte ich dabei einen Preis: den dritten Ratingpreis in der Kategorie unter 1980 DWZ. Kurios, dass die Organisatoren so einen Preis überhaupt vergeben haben, zumal ich in der Kategorie eigentlich nur Siebter geworden war. Doch gleich vier Spieler in derselben Rating-Klasse, die alle vor mir landeten, bekamen einen Hauptpreis.

Ich durfte mir ein Buch aussuchen und wählte „700 Practical Lessons & Exercises – The Upgraded 2024 edition“ von Jakow Neistadt. Zuhause beim ersten  Durchblättern stellte ich fest, dass das eine sehr gute Wahl war, denn die Übungen entsprechen genau meinem Geschmack.

Zuvor habe ich in der fünften Runde eine der bittersten Pleiten meiner Karriere kassiert: Bjarne Vollbehr (DWZ 2060) nagelte ich aus der Eröffnung komplett an die Wand. Ein Erfolg hätte mich zwischenzeitlich in die Spitzengruppe katapultiert.

Im Vorgefühl des sicheren Sieges malte ich mir aus, wie ich die Partie über mein Bett hänge und sie zur schönsten meiner Laufbahn erkläre. Doch schließlich stellte ich den Springer einzügig ein – wie ein pickendes Huhn haue ich fortan meine Stirn gegen eine Tischplatte.

Hier ein kurzer Auszug: Zwei Möglichkeiten der Forsetzung habe ich in folgendem Diagramm, eine gewinnt sofort (+20,4 zeigt der Computer an), die andere mit etwas Mühe (+7,5). Ich wähle natürlich die mühevolle: Lxe6?!. 

Nach Sxe6 hätte mein Gegner das Patschehändchen reichen können. Matt wäre unausweichlich.

Stattdessen gebe ich ihm die Chance zur Königsflucht, spiele schlecht weiter und kröne den freien Fall in der folgenden Stellung in Zeitnot mit einem unerklärlichen Damenzug nach c3:

Die Schlussrunde gegen Ben Jonas Frahm (1671 DWZ) muss ich gewinnen, was mir recht souverän gelingt. Soeben habe ich seinen Läufer auf e6 geschlagen und anschließend mit meinem Turm auf e1 seine Dame angegriffen. Nun geht Material bei Schwarz verloren – petite combinaison.

Der Schlussrundensieg mit Weiß folgt nach dem simplen Te5 im Diagramm unten. Denn jetzt geht der Springer oder die schwarze Dame für den Turm flöten:

Gönnerhaft erläutere ich meinem Gegner in der Analyse seine verschwindend geringen Chancen.

Hier der Link zur Abschlusstabelle: http://www.kieler-sg.de/KielerOpen/KiOp2024/Tabelle-2024.html

 

 

 

Trio aus Werther beim 40. Turm-Open in Lippstadt

Lippstadt (ehu).

Voll besetzter Turniersaal: Mensa am Schulzentrum Dusternweg.

Reinhard Geisler, Michael Henkemeier und Ekkehard Hufendiek haben beim 40. Turm-Open mitgespielt.  An dieser Stelle könnte der Beitrag eigentlich schon enden. Denn Spektakuläres erreichte keiner von uns.

Hacker etwa landete mit vier Punkten in der B-Gruppe auf dem 15. Platz von 49 Teilnehmern. Die letzte Runde sagte er kraftlos ab:

Die ehemalige Nummer 1 des SK Werther: Reinhard Geisler (Hacker)

Lange kämpfte er um den Turniersieg. Erst in der fünften Runde versagten ihm die Kräfte, als er gegen Lukas Ott vom Bielefelder SK patzte:

In dieser Stellung schlug er den Turm auf c8 nicht mit dem Bauern, was ihm einen Vorteil beschert hätte, sondern mit der Dame. Danach stand er glatt auf Verlust.

Im Detail gibt’s aber durchaus Herausragendes zu vermelden: Hacker verbucht nämlich mit dem Abschluss des Opens sage und schreibe 400 Auswertungen auf seinem Konto. Ich habe flüchtig recherchiert und bislang niemanden gefunden, der mehr Auswertungen vorweisen kann.

Als ich Gleiches vor einigen Jahren tat, gab es allerdings jemanden mit mehr als 700 Auswertungen. Zumindest wird Hacker wohl in den Top Ten oder Top Twenty des Landes liegen. Urkunden für treue Spielleidenschaft vom DSB gibt’s leider nicht.

Michael verlor in der A-Gruppe nur eine Partie, kam nach fünf Unentschieden und einem kampflosen Sieg auf 3,5 Punkte und wurde 33ster von 71 Teilnehmern – DWZ-Plus 13 Punkte.  Gegen nominell Stärkere hielt er seinen Laden gut zusammen. Das erlebe ich immer wieder bei ihm, gerade am Anfang eines Turniers erweist er sich als harte Nuss:

Michael

Sein größter Erfolg war das Unentschieden in der Auftaktrunde gegen den Setzlistenelften Idris Asadzade (DWZ 2223) von der SG Solingen. Dabei gewann Michael mit Schwarz nach einer taktischen Leichtfertigkeit seines Gegners einen Bauern:

Er überführte das Mehrmaterial ins Endspiel und hatte klare Gewinnaussichten. Schließlich klemmte der Solinger ziemlich knapp ein Remis in die Stellung. Das Schlussbild sieht so aus:

In der letzten Runde bekam Michael IM Uwe Kersten zugelost. Doch Kersten blieb unentschuldigt fern.

Ich verlor in der A-Gruppe im klassischen Ping-Pong-Muster viermal gegen bessere Gegner und gewann dreimal gegen schlechtere – DWZ-Minus 1 Punkt. So pendelte ich mich etwas enttäuschend in der A-Gruppe auf Platz 47 ein.

GM Lev Gutman – Ekkehard Hufendiek 1:0

Einmal setzte ich meinen Gegner mit Weiß in zwei Zügen matt:

Ein anderes Mal setzte mich Großmeister Lev Gutman mit Weiß in drei Zügen matt (genaugenommen sind’s vier Züge bei sinnlosem Läuferdazwischenstellen):

Ausgerechnet gegen den Großmeister und Setzlistenzweiten Gutman produzierte ich eine extrem klägliche Vorstellung.

Dennoch war es ein schönes Turnier – die Spielbedingungen waren wirklich sehr gut:  Holzbretter in der gesamten A-Gruppe, reichlich Platz zum Notieren der Züge und ein geräumiger Spielsaal mit  gutem Überblick über das Geschehen. Zudem war das Kuchen- und Suppenangebot üppig: Es gab einen Schlemmertopf, Gulaschsuppe, vegetarische Pizzasuppe und Erbsensuppe mit Mettenden.

Link zur Turniertabelle: https://lsv-turm-lippstadt.de/rangliste-2024/