Werther (ehu). Wuchtig pfeffere ich ein Damenopfer aufs Brett. Gerne hätte ich es grölend untermalt:
Allein mir fehlte die Rechtfertigung, denn das Opferangebot bewirkte nichts. Die Paderborner ließen uns – wie Rüdiger sagen würde – am langen Arm verhungern. Ihr Sieg war zwar knapp, aber verdient.
Zum Schluchzen ist schon der Blick auf die Partie unseres Spitzenspielers Jonas Freiberger. Ihm sitzt in Maurin Möller (DWZ 2229) ein dicker Brocken vor der Nase, der wohl bald Fidemeister werden wird. Unbeeindruckt schnappt sich Jonas schon in der Eröffnung zwei Bauern, ehe ihm Möller seine sträflich vernachlässigte Entwicklung um die Ohren haut. Dass unser bester Spieler schon nach 26 Zügen aufgibt, kommt selten vor. Hier die Schlussstellung:
Im Gegensatz dazu produziert Jan am zweiten Brett eine solide Gewinnpartie mit wenigen Schwachstellen.
Hier ist seine Stellung einen Zug vor dem Ende:
Im Stellungsbild oben beginnt Jans Siegvariante mit Dxb6. Sie ist eine nette, kleine Rechenübung für Eifrige. An deren Ende verbleibt Jan mit einer Mehrfigur. Sein Gegner kann den materiellen Ausgleich nicht wieder herstellen, weil nach Damentausch und Springergewinn der weiße Turm mit einem Schach auf b8 den Gewinn des schwarzen Läufers erzwingt. Angesichts dessen gibt der Paderborner Kevin Kesselmeier auf.
Gleichzeitig wird Marko am dritten Brett von Björn Augner zuerst überspielt und zuletzt beschenkt. Marko führt die schwarzen Steine, gibt zwei Bauern ab und steht pleite. Der Computer taxiert den gegnerischen Vorteil nach 36 Zügen auf fast drei Bauerneinheiten. Jedoch vergisst der Paderborner zu Markos Glück in der Schlussstellung seine Uhr und überschreitet mit Weiß die Zeit:
Kalle am vierten Brett hätte nach seiner Partie vermutlich gerne ins Brett gebissen. Mit starken Zügen in der Eröffnung erkämpft er sich einen verdienten Vorteil, verpasst aber den siegverheißenden Läuferrückzug nach b7, c6, d5 oder e4. Stattdessen schraubt er die minderwertige Alternative Le3 in die Stellung, die Schwarz den sofortigen Ausgleich beschert:
Doch es kommt später noch schlimmer: Kalle bugsiert seinen weißfeldrigen Läufer auf das wichtige Ausweichfeld f3. Dort steht er dem eigenen König auf den Füßen. Vom gegnerischen Schachgebot bedröppelt muss Kalles König ausweichen – ins Abseits nach h5. So wird die Bahn frei für die schwarze Bauernmehrheit am Königsflügel:
In meiner Partie am fünften Brett erfreue ich mich ausgangs der Eröffnung einer Figurensymmetrie, die einige Züge besteht bis einschließlich Zug 16. Nicht nur optisch verspricht sie dem Schwarzen Ausgleich – selbst in den Augen eines Fachfremden. Der Computer stimmt zu (+0,2):
Im 35. Zug schlägt meine Dame auf h2 ein – Kaa-Wuum!:
Schon wähne ich mich auf der Siegerstraße. Doch der Vorteil ist dem freudlosen Computer nicht mehr als eine halbe Bauerneinheit wert. Drei Züge später patze ich krass und kann einem Mattnetz von Dame und Springer nicht mehr entkommen. Enttäuscht von mir und der fruchtlosen Symmetrie reiche ich meinem Gegner Moritz Hötte das Patschehändchen.
Kaum besser ergeht es Florian am sechsten Brett. Ihn plagt ein vorgepreschter schwarzer Bauer auf d3. Zur Entlastung opfert Florian die Qualität. Nach einigen schwachen Zügen seines Kontrahenten erobert Florian Material zurück und scheint sich tatsächlich gerettet zu haben. Doch seine Stellung krankt weiter an losen Bauern. Im 66. Zug gibt er auf, weil er den gegnerischen f-Bauern nicht sinnvoll stoppen kann:
Malte vereinbart am siebten Brett mit Schwarz Remis nach 29 Zügen. Obwohl sein Gegner, Rolf Sicker, mit Weiß in der Schlussstellung deutlich besser steht (+2,0):
Als unsere Niederlage feststeht, knetet Mario am achten Brett als einzig Übriggebliebener ein gewonnenes Turmendspiel mit einem Mehrbauern. Sein Gegner, der Philosophieprofessor Michael Bösch, erreicht zwischenzeitlich zwar eine theoretische Remisstellung, hält dem anhaltenden Druck aber letztlich nicht stand. Hier ist Marios Schlussstellung nach dem Turmschach auf g7 – Marios weißer Freibauer ist schneller:
Die Einzelergebnisse im Screenshot:
Wir sind nach der Niederlage vom dritten auf den fünften Platz abgerutscht. Die Tabelle der NRW-Klasse 1 sieht jetzt so aus:
Und hier der Link zur Schachbundseite:https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1