Eine top-besetzte Vertretung des SK Werther ist am 16. November zur OWL- Blitzmeisterschaft der Viererteams nach Rietberg gefahren: Jonas Freiberger, Jan Haskenhoff, Marko Suchland und Karl Ulrich Goecke erkämpften einen Pokal für den dritten Platz. OWL-Meister wurde die Mannschaft der SF Lieme.
Vermutlich nahmen 13 Teams teil. Welches wieviele Punkte holte, oder welcher Verein Zweiter wurde, ist mir nicht bekannt. Bislang (Stand 24.11.) ist wenig veröffentlicht, weder auf der OWL-Schachseite, noch auf der Vereinsseite der SG Turm Rietberg. Ich erfuhr aber von Jonas, dass er die anschließende Einzelmeisterschaft für sich entschied.
Werther (ehu). Karl Ulrich Goecke verlor betrüblich: Der Spieler am dritten Brett des SK Werther ließ laut seiner Aussage gleich mehrmals hintereinander einen Gewinn aus.
„Ich hab’s zehn Mal verhampelt“, sagte er später in der Analyse. Die zahlreichen Versäumnisse bestrafte sein Gegner schließlich mit einer hübschen Königsjagd und einem seltenen Matt mitten auf dem Brett:
Goecke – Gottkehaskamp 0:1
Zuvor wogte der Kampf hin und her. Sowohl der SK Werther als auch die Gäste aus dem nordwestlichen Stadtteil von Münster setzten sich zu keiner Zeit entscheidend ab. Nach einer Niederlage von Werthers Mario Ortpaul, folgte ein klar herausgespielter Sieg von Markus Henkemeier am siebten Brett. Als Ekkehard Hufendiek am fünften Brett einem unausweichlichen Matt ins Auge blickte, glich Werthers Ersatzspieler Michael Henkemeier prompt wieder aus, weil er die offene g-Linie zu einem Läufergewinn nutzte.
Schließlich gelang dem SK Werther sogar die 3,5:2,5-Führung: Marius Neumann ließ am sechsten Brett zwei verbundene Freibauern auf der f- und g-Linie unaufhaltsam vorpreschen. Doch dann lief – wie oben beschrieben – Karl Ulrich Goeckes König ins Matt. Während in der Zwischenzeit Jonas Freiberger ein Remis vereinbart hatte, kämpfte Marko Suchland in einem ausgeglichenen Turmendspiel lange weiter. Sein abschließendes Remis indes war unausweichlich – das 4:4 ist aus Sicht des SK Werther immerhin ein kleiner Lichtblick.
Marius Neumann am sechsten Brett siegt
Für die Analyse wählte das Team unverständlicherweise den unbeheizten Biergarten. Hier bibberten die Spieler, während Jonas fröhlich ausufernde Varianten vortrug.
Bielefeld (ehu). Wir nahmen Reißaus. Zum ersten Mal seit langem gingen alle acht Mannschaftsmitglieder auseinander ohne sich nachher zur Analyse zu treffen und im »Sedan« oder anderswo gepflegt zu streiten. Als könnten wir die Pleite nur in der Flucht verarbeiten. Schach machte offenbar keine Freude an dem späten Sonntagnachmittag.
Dabei wäre fast noch ein durchaus verdientes 4:4 herausgesprungen. Denn wie die drei siegreichen SK Werther-Recken, Marko, Markus und Kalle ihre Partien gewannen, lässt sich am besten mit einem Adjektiv beschreiben: glanzvoll.
Den Schönheitspreis des Tages verdiente sich Marko Suchland. Mit einer Figur weniger knebelte er die gegnerischen Kräfte am Damenflügel und erstickte so jeden möglichen Befreiungsversuch. Eine zauberhafte Variante hätte sich nach dem letzten schwarzen Zug Tc8 im unteren Diagramm ergeben. Marko zeigte in der Analyse, dass er darauf einen wunderschönen Kracher vorbereitet hatte: Tb8!!
Statt Tc8 zog der Schwarze jedoch den weißfeldrigen Läufer zur Deckung seines Springers zurück und musste seine Mehrfigur nach der weißen Antwort Tc7 bald wieder zurückspucken. Das ließ ihn allerdings in einer Verluststellung zurück, die unser drittes Brett sicher verwertete – Eine Glanzpartie.
Die zweite Saisonniederlage schmeckt besonders bitter, weil Jan beim Spielstand von 3:4 noch beste Chancen auf den Ausgleichstreffer hatte. Unser Spitzenspieler hatte sich nämlich mit viel Opfermut und einer Qualität weniger eine Gewinnstellung im Endspiel erarbeitet.
Die sah so aus:
Er zog De7 mit Schach. Doch den Gewinnzug e7 verschmähte er aus verständlichen Bedenken: Dauerschach. Der Computer indes sieht keines. Vielmehr zeigte er einen Vorteil von mehr als sechs Bauerneinheiten. Nach e7 könnte eine Variante etwa so weitergehen: De5+ g3; Db2+ Kg1; Tf6 Dxf6; Kxf6 und e8D mit leichtem Gewinn.
Obiges Bild hat leider Seltenheitswert: Olli am Schachbrett. Er verlor zwar seinen ersten Einsatz in der Saison, ist aber eindeutig ein Gewinn für unser Team – wenn er spielt.
Fast perfekt ist die zweite Ausgabe des Blitzturnierserie TWW-Teutopokal am vergangenen Freitagabend in der Haller Remise für unseren besten Schnelldenker verlaufen: Jonas gab in zwölf Blitzpartien nur einen halben Punkt ab. Den knöpfte ihm sein Vereinskollege Michael Henkemeier in der siebten Runde ab. Karl-Ulrich Goecke landete auf dem zweiten Platz. Er verlor nur gegen den Sieger und willigte zudem gegen Bernd Fischer ins Remis ein.
Hier ein Foto kurz nach Eröffnung der ersten Runde:
Die dritte Ausgabe richtet der SK Werther aus. Termin ist Donnerstag der 7. November. (Darf der Ausrichter eigentlich den Zeitmodus bestimmen? Manchem Spieler gefällt nämlich der Modus 3+2 mehr als 5+0)
Werther (ehu). Nur eines beim Meisterschaftsauftakt des SK Werther verlief uneingeschränkt positiv: der Einsatz der Schiedsrichterin. Sie kontrollierte die Schachuhren, übernahm die Begrüßung der Gäste und wachte über die Einhaltung der Regeln. All das blieb in der Vorsaison als eher lästige Aufgabe dem Mannschaftsführer vorbehalten.
Negativ aus Sicht des SK Werther entwickelte sich hingegen das sportliche Geschehen auf den Brettern: Ohne die zwei Stammspieler Marko Suchland und Mario Ortpaul kämpfte der SK ersatzgeschwächt gegen starke Gegner und stand dabei zweimal folgerichtig auf verlorenem Posten. Materiell und positionell früh im Rückstand streckten Ekkehard Hufendiek am vierten und Marius Neumann am fünften Brett kurz hintereinander die Waffen.
Zwei trostlose Unentschieden von Karl-Ulrich Goecke und Markus Henkemeier zum 1:3-Zwischenstand brachten keine Wende.
Erst Jonas Freiberger gelang am zweiten Brett ein Sieg: Er drängte zunächst das gegnerische Läuferpaar in die Defensive, fesselte später mit seiner Dame einen Turm vor dem gegnerischen König und setzte schließlich siegbringend einen Freibauern in Bewegung.
In den verbliebenen drei Partien schöpften die SKler wieder etwas Hoffnung: Doch die zwei Ersatzleute Joshua Schramm und Jürgen Schäfer kamen trotz erkämpfter Vorteile nur zu Unentschieden. Joshua Schramm gab in Zeitnot Dauerschach und Jürgen Schäfer einigte sich mit dem ehemaligen Wertheraner Rainer Gudath auf einen halben Punkt.
Werthers Spitzenspieler Jan Haskenhoff war somit beim Rückstand von 3,5:4 zum Siegen verdammt. Doch sein Gegner, ein erfahrener internationaler Meister, hielt seine Endspielstellung risikolos zusammen und die Partie endete ebenfalls in der Punkteteilung.
In der Analyse nach der Niederlage nahmen wir hier Kalles ungefragten Remisschluss auseinander:
Lemförde (ehu). 13 Wertheraner haben am vergangenen Samstag, 24. August, das Lemförder Rathaus gestürmt und dabei zahlreiche Preise erobert. Beim 1. Lemförder Schnellschach-Open nahmen insgesamt 39 Spieler teil. Wir stellten also sage und schreibe ein Drittel des Feldes – Heimspiel.
Die Turnierbedingungen waren außergewöhnlich gut: Eine Tasse Kaffee war zum Spottpreis von 30 Cent zu haben, die Stuhllehnen im Ratssaal ragten weit über die erhabenen Köpfe ihrer Nutzer hinaus und zwischen den Brettern war soviel Platz wie selten.
Markus Henkemeier setzte die Bedingungen am effektivsten in Leistung um: Er holte in neun Runden sechseinhalb Punkte, landete damit auf dem dritten Treppchenplatz und nahm 100 Euro mit nach Hause – eine starke Leistung.
Seine Punkte kamen teilweise recht kurios zustande. Der Verfasser sah, wie er ungestraft sowohl gegen Robin Bentel als auch gegen Michael Lömker klare Verlustzüge aufs Brett knallte. Gegen Bentel zog er einen gefesselten Springer vor seinem König ab und gegen Michael Lömker ließ er ein paar Züge lang seinen Turm stehen. Die Gegner jedoch schienen kurzfristig schachblind zu sein und verloren die Nerven gegen unseren Blitzschachspezialisten.
Im Ratssaal spielten weitere Wertheraner eine herausragende Rolle: Allen voran Jonas Freiberger, der lange oben mitkämpfte und dem Lemförder Turniersieger und deutschen Blitzschachmeister von 2015 und 2018, IM Ilja Schneider, ein Remis abtrotzte. Allerdings stellte er laut eigener Aussage in der Vorschlussrunde das Turnier einzügig ein – gegen Markus Henkemeier. Und in der Schlussrunde kam er gegen unseren Präsidenten Karl Ulrich Goecke nicht über ein Remis hinaus. Jonas wurde schließlich Siebter.
Der dritte hochgehandelte Wertheraner war Karl-Ulrich Goecke. Unserem Vereinspräsident schienen die Spielbedingungen sehr zu behagen wie das folgende Bild belegt:
Zudem hatte er zuletzt beim weitaus stärker besetzten Schnellschachturnier in Herford einen herausragenden vierten Platz belegt. Diesmal jedoch wurden seine Erwartungen wohl enttäuscht. Obwohl er in jeder Partie beide Hände so fest auf die Ohren drückte als könnte er damit gute Züge aus sich herauspressen, reichte seine Konzentration diesmal nicht für die Preisränge. Er wurde Neunter. Den Verfasser indes hat er in folgender Stellung mit Sd5++ recht hübsch mattgesetzt:
Unser 14-jähriges Nachwuchstalent, Leon Drees, spielte ein starkes Turnier, holte 5,5 Punkte, ergatterte damit verdient den Ratingpreis und landete am Ende auf einem elften Rang.
Auf dem zwölften Platz folgte der Verfasser, dem eigentlich nur ein schön herausgespielter Sieg gelang. Die anderen vier Punkte kamen eher wechselvoll zustande. Doch auch ich wurde unverhofft mit einem Ratingpreis belohnt, obwohl in meiner DWZ-Gruppe (1850 bis 2000) nur ein Teilnehmer mit mir konkurrierte.
Auch Andreas Diembeck und Michael Henkemeier holten fünf Punkte. Für Andreas ein Erfolg, denn er führte schließlich seine Ratingpreisgruppe an. Für Michael hingegen erwartbar.
Über den Erwartungen blieb Aron Schramm. Der Zwilling kam auf 50 Prozent, räumte – wie so viele Wertheraner – den Ratingpreis ab und landete auf dem 22. Platz – eine starke Leistung. Nur einen halben Punkt hinter ihm sein Bruder Joshua.
Hier sieht man auch wie leicht die beiden künftig auseinanderzuhalten sind: der eine trägt ein rotes T-Shirt, der andere ein schwarzes.
Zwischen die Zwillinge mogelte sich in der Abschlusstabelle Mesud Mujanovic, der mit vier Punkten 26. wurde.
Kacper Mindak, Heinrich Maybaum und Paul Böckmann zählen zur Gruppe der Dreipunkteabsolventen.
Besonders erwähnenswert: Für Heinrich war es das erste Schachturnier seines Lebens. Neben einem kampflosen Sieg erkämpfte er sich zwei Partiepunkte am Brett – eine gelungene Premiere.
Gütersloh (ehu). Positiv wird mir nur eines in Erinnerung bleiben: der Besuch im griechischen Restaurant Syrtaki. Ich bekam dort das beste Musaka meines Lebens – es war allerdings auch mein erstes.
Schachlich hingegen war die Teilnahme am 11. Gütersloher-Cup in der Anne-Frank-Gesamtschule eine herbe Enttäuschung: Alle fünf Recken des SK Werther Michael Henkemeier, Ekkehard Hufendiek, Andreas Diembeck, sowie Leonard Holz und Leon Drees kamen nicht über 50-Prozent hinaus und verschwanden im Nirgendwo ihrer Teilnehmerfelder. Einzig Leon Drees spielte starkes Kampfschach und belohnte sich am Ende mit einem satten Plus von 51 DWZ-Punkten.
Michael Henkemeier, einziger Vertreter des SKW in der A-Gruppe, erhielt zwar vielversprechende Stellungen. Trotzdem vergab der Musiklehrer mit dem Faible zum Kassieren und Kaffeekochen gleich mehrere Siegchancen. Am Ende landete er mit drei Unentschieden auf dem 49. Platz von 59 Teilnehmern.
Das Ergebnis brachte er immerhin gegen durchweg starke Gegner zustande. Sicher geglaubte Siege ließ er aber aus: „Ich hatte sie schon am Wickel“, sagte er später verärgert. Sein wohl krassester Fehler unterlief ihm in der Partie gegen Ludger Höllmann: In einem ausgeglichenen Endspiel erschreckte ihn ein Hirngespinst. Ein harmloses Schachgebot veranlasste ihn wegen eines vermeintlichen Läuferverlustes zur sofortigen Aufgabe – der Läufer war aber sicher von seiner Dame gedeckt. „Was habe ich denn da gesehen?“ fragte er sich anschließend und erhielt von Ludger Höllmann nur das anwaltliche Zugeständnis, dass die Aufgabe wohl etwas früh kam.
Ich, Ekkehard Hufendiek, trat in der B-Gruppe an. Als Setzlistenvierter machte ich eine klare Ansage und wollte das Turnier ganz unbescheiden gewinnen. Ein leichter Auftakterfolg schien meinen Höhenflug zu bestätigen:
Nach dem weißen Fehler Sh4 fand ich in obiger Stellung als Schwarzer gegen Hans-Heinz Rürup recht schnell den ins Auge springenden Gewinnzug Sg4!. Noch dazu entpuppte sich das weitere Vorgehen als recht simpel: Angriff auf die geschwächte Königsstellung.
Doch schon in der zweiten Runde verpasste ich einen kombinatorischen Bauerngewinn und hätte nach Begutachtung der einfachen Zugfolge an meiner Form zweifeln müssen:
Sxe5! Sxe5, Txe5! und jetzt scheitert Dxe5 an Lf4 mit Damenverlust. Stattdessen spielte ich in obiger Stellung das lahme Le3. Zwar bekam ich auch damit leichten Vorteil, verspielte ihn aber sofort wieder, stand später pleite und entkam glücklich ins Dauerschach.
Es folgten ein unglaublich zäher, 56-Züge andauernder Sieg gegen eine Elfjährige und zwei misshandelte Schwarz-Eröffnungen mit verdienten und chancenlosen Niederlagen, die mir letztlich nur Platz 23 (von 46) und einen herben DWZ-Verlust von 25 Punkten einbrachten. Damit verabschiede ich mich vorerst wieder aus der Ü-1900er-Elite.
Andreas Diembeck entschied sich kurz vor Turnierbeginn recht spontan zu einem Gruppenwechsel: Nicht in der B-Gruppe sondern in der C-Gruppe wollte er ums Preisgeld mitspielen.
Dort traf er als klarer Favorit auf eine ganze Horde I-Männchen. Jedes Grundschulkind mindestens zwei Köpfe kleiner als er. Doch jedes entpuppte sich als äußerst widerspenstig. Zwei nagelten ihm gleich zu Beginn eine Brille aufs Punktekonto. Allerdings muss man ihm zugutehalten, dass sich auch im Schach Glück und Unglück nicht immer die Waage halten. Denn gleich in seiner Auftaktpartie litt er unter Stellungspech: Er überspielte seinen Gegner komplett, gewann eine Figur und verlor dennoch. Die Mehrfigur spuckte er angesichts eines scheinbar möglichen Mattangriffes zurück. Jedoch drehten ungewöhnliche Verteidigungszüge des Gegners die Partie – nur leicht zu finden, weil es keine anderen gab.
In der zweiten Runde folgte eine weitere bittere Pille gegen ein noch kleineres I-Männchen:
In dieser Stellung hielt unser Mann mit Schwarz am Zug den gegnerischen König am Wickel und hätte mit dem Bauernvorstoß e3+ seinen Vorteil ausbauen können, doch er zog stattdessen Lf5 und stellte später seinen Läufer durch eine Fessel vor dem Turm ein.
Sein kleiner Kontrahent indes spielte unbekümmert mit dem Mehrmaterial weiter, bis Andreas aufgab und das Ergebnis mit den üblichen Worten kommentierte: „Es hat doch alles keinen Sinn mehr“. Er landete am Ende mit 2,5 Punkten und einem Verlust von 53 DWZ-Zählern abgeschlagen auf Platz 46.
Anders als die Erwachsenen gaben die Wertheraner Jugendlichen Leonard Holz und Leon Drees immerhin eine solide Vorstellung ab: Leonard etwa remisierte unglaubliche fünfmal hintereinander. Sind die halben Punkte erkämpft oder friedliebend vereinbart worden? Ich hätte ihn fragen sollen. Meiner Meinung nach sollten Schachtalente ihre Partien regelmäßig ausspielen. Der norwegische Großmeister Jon Ludvig Hammer geht sogar noch weiter: Er plädiert für die Einführung einer Fide-Regel, die Turnierschachspieler zwingt, ihre Partien bis zum Matt zu spielen. Leonard landete am Ende nur ganz leicht unter den Erwartungen auf dem 44. Rang.
Blitz- und Schnellschachtalent Leon Drees spielte ein starkes Turnier: Er holte ebenfalls 2,5 Punkte, gewann zweimal und schlug dabei einen Spieler mit rund 1600 DWZ-Punkten. So kämpfte er nach drei Runden in der erweiterten Spitze des Feldes mit, verlor aber die zwei Schlussrunden gegen starke Gegner. In der Summe gelang ihm mit Platz 32 ein schöner Erfolg und die zehntbeste Leistung aller 76 Teilnehmer.
Lippstadt (ehu). Zum Warmwerden vorab eine hübsche Fingerübung: Magnus Carlsen (alias DrNykterstein auf dem Schachserver lichess) setzte mit dem Grob-Angriff (1.g4) am Ende einer Bullet-Partie (Bedenkzeit eine Minute) in zwei Zügen kurios matt. Für das Erkennen und Ausführen hat er kaum mehr als eine Sekunde benötigt. Wie schnell ist der Leser?:
Matt in zwei
In normaler Bedenkzeit hat ein Schachspieler selten die Gelegenheit zum Mattsetzen, fast immer gibt der Gegner vorher auf. Beim Auftritt des Wertheraner Quartetts Reinhard Geisler, Michael Henkemeier, Andreas Diembeck und Ekkehard Hufendiek in Lippstadt war das nicht immer so.
Folgende Stellung etwa erfreute Ekkehard Hufendiek mit den weißen Figuren:
Matt in eins; Ekkehard Hufendiek – Thomas Siebe 1:0
Einen Preis ergatterte zwar keiner aus dem Quartett, doch immerhin schnitten drei gut ab: Nur knapp schrappte Reinhard Geisler in der B-Gruppe am Seniorenpreis vorbei. Er holte 4,5 Punkte und landete auf Platz 15 von 61 Teilnehmern. In der A-Gruppe glänzte Michael Henkemeier mit einem Auftaktsieg gegen einen starken Gegner. Am Ende reichten zwei weitere Remis und ein Sieg zu Platz 37. Andreas Diembeck verkaufte sich unter Wert. Er musste zudem in der dritten Runde berufsbedingt aussetzen und landete schließlich mit 3,5 Punkten auf Platz 28. Hingegen eroberte Ekkehard Hufendiek den 13. Platz von 61 Teilnehmern. Seine 4 Punkte erkämpfte er fast ausschließlich gegen stärkere Gegner. Er bezwang sogar einen Fidemeister – seinen dritten.
Hier die Schlussstellung nach dem 14. Zug, in der dem Meister ein Turm flöten geht:
Ekkehard Hufendiek – FM Thomas Huesmann 1:0
Nicht nur ein Sieg bereitet Vergnügen, sondern auch ein hart erkämpftes Remis: Fast fünfeinhalb Stunden knetete der Weißspieler in der fünften Runde mit einem Mehrbauern die Stellung des Verfassers. Am Ende eroberte er einen zweiten Bauern auf h5. Trotzdem hielt der Mann vom SK Werther die vermeintliche Verluststellung mit Schwarz am Zug im Gleichgewicht. Die Idee ist nett. Findet sie!:
Thomas Edel – Ekkehard Hufendiek Remis (Lösung am Ende des Textes)
Zwei krasse Patzer kosteten letztlich den Ratingpreis. Der erste in der Position:
3,6 Bauerneinheiten Vorteil gibt der Computer dem Weißen, der hier statt des Materialgewinns mit g3, einfach den zweiten Turm nach f1 hätte entwickeln sollen. Etwas später war die Partie im Eimer, Kopfschütteln begann und das Matt auf h2 konnte nur unter Damenverlust verhindert werden:
Ekkehard Hufendiek – Robin Bentel 0:1
Der zweite krasse Fehler geschah im sicheren Glauben an den Sieg, der sich dadurch wie eine Niederlage anfühlte. Ekkehard Hufendiek zog als Schwarzer Dg2, übersah jedoch ein schlichtes Dauerschach – erneutes Kopfschütteln:
Carsten Steinle – Ekkehard Hufendiek Remis
Nach Dg2 folgte noch Dc8+, Kh7, Df5+, Kh8 und Remis.
Drei Spieler aus der Abordnung des SK Werther können mit ihrer Leistung zufrieden sein. Nur einer wollte nach dem Turnier das Schachspiel an den Nagel hängen mit seinem üblichen Fazit: „Das hat doch alles keinen Sinn mehr.“
Hier die Lösung zu obiger Aufgabe: Ta6! (der weiße Turm ist eingeknastet)
Werther (ehu). Versöhnlich endete die leicht verkorkste Regionalligasaison für den SK Werther. Das Team erkämpfte zum Abschluss einen klaren Sieg und landete nach neun Spieltagen auf dem fünften Tabellenplatz. Damit verfehlte die Mannschaft zwar ihr selbst gestecktes Ziel: oberes Tabellendrittel, sicherte sich aber in der kommenden Saison das Aufstiegsrecht für die neu geplante NRW-Klasse.
Offensichtlich hatten sich die SKler vor dem abschließenden Kampf im Heimathaus Häger viel vorgenommen. Denn erstmals in der Saison trat das Team um Mannschaftsführer Jonas Freiberger in Bestbesetzung an. In der Folge besiegten sie mit 5,5:2,5 souverän den Tabellendritten SG Kirchlengern. Die Gäste – ebenfalls ideal aufgestellt- mussten in fast allen Partien die spielerische Überlegenheit der Gastgeber anerkennen.
Zum Auftakt zwang Ekkehard Hufendiek seinen Gegner am siebten Brett schon im 27. Zug zur Aufgabe:
J. Dilger – Hufendiek 0:1.
In dieser Stellung führt der No-brainer Txc4 zu einer hübschen Fessel. Drei Züge später geht die Dame nach a4 und droht Matt, so dass der Weiße die Hand zur Aufgabe reicht.
Währenddessen baute Karl Ulrich Goecke am dritten Brett mit den schwarzen Steinen eine mächtige Schwerfigurenbatterie in der g-Linie auf. Mit einem klugen Bauernopfer aktivierte er anschließend seinen Läufer und hatte die Stellung fest im Griff. Die gute Zusammenarbeit seiner Figuren führte später zum Damengewinn. Allerdings übersah der promovierte Computerlinguist die erste Gelegenheit zum forcierten Gewinn und vertraute stattdessen seinem ausgeprägten Positionsverständnis. Das gab den Sieg zwar nicht aus der Hand, überließ aber den Preis für die schönste Kombination des Tages dem Verfasser. Im folgenden Diagramm verbirgt sich Goeckes erste ausgelassene Siegchance:
Krüger – Goecke 0:1.
Txg2 hätte hier schon das vorzeitige Aus für den Weißen bedeuten können. Allerdings nur mit dem stillen und daher schwer zu findenden Folgezug Dg4. Statt Txg2 spielt der Schwarze aber Ld5 und bekommt nach der Antwort Tb2 erneut die Chance zur gleichen Abwicklung. Doch der Schwarze lässt auch die liegen, knetet weiter und fabriziert stattdessen einen Damenschwenk nach c4.
Später kam die schwarze Turmbatterie doch noch ganz profan zum Einsatz und schlug auf g1 zu. Das Diagramm zeigt die Schlussstellung nachdem der Rauch verzogen war:
Anschließend reklamierte Markus Henkemeier in gewonnener Stellung Zeitüberschreitung. Sein Gegner hatte im 40. Zug in horrender Zeitnot eine Sekunde zu lange gezögert. Auch Henkemeiers Sieg verdient ein Diagramm. In der Schlussstellung nach dem 39. Zug Tc3 von Schwarz verwaltet der Wertheraner recht problemlos einen Gewinnvorteil:
Knollmann – Henkemeier 0:1.
Mario Ortpaul vereinbarte zuvor mit zwei Türmen gegen Dame und Bauer des Gegners folgerichtig Remis, während Jonas Freiberger im bauernarmen Endspiel mit einem Fußsoldaten im Minus ein Läuferopfer aufs Brett hämmerte, dass ein Unentschieden erzwang. Nur Marius Neumann harrte für den halben Punkt lange aus: In einer staubtrockenen Endspielstellung mit ungleichfarbigen Läufern wehrte er bis zum neunzigsten Zug die eintönigen Gewinnversuche seines Kontrahenten ab .
Jan Haskenhoff indes – Topscorer des Teams und neue Nummer Eins des Vereins – bewies ebenso starke Sitzfleischqualitäten wie Marius Neumann. Wie so häufig in der Saison setzte sich seine analytische Rechenkraft durch. Die brachte ihm im Damenendspiel eine nahezu unvermeidliche Umwandlung seines a-Bauern in eine zweite Königin ein:
Haskenhoff – M. Ott 1:0.
In obiger Partie folgt der mit Abstand beste und einfachste Weg zum Sieg: Sxd5 (dessen Qualität ziehen die Akademiker des Teams später in ihrer Aggro-Analyse in Zweifel und blähen sie zu einem nichtexistenten Dauerschachproblem auf). Nach dem Zurückschlagen des Bauern verpasst der Weiße zwar ein fünfzügiges Matt mit dem schlichten Dc7 als Einleitung, nimmt aber auch nach seinem Schlusszug Db6 die Gratulationen seines Gegners und seiner Mitspieler entgegen.
Nur eine Niederlage musste der SK Werther hinnehmen: Ausgerechnet der bis dahin zuverlässigste Punktelieferant des SK Werther, Marko Suchland, patzte zum Abschluss: Sein Mehrspringer erwies sich nach kleinen Ungenauigkeiten als zu ungelenk im Kampf gegen die immer bedrohlicher aufmarschierende Bauernhorde. So kam es zu folgender Stellung, nachdem Weiß zuvor seinen klaren Vorteil verspielt hatte:
Suchland – Braun 0:1.
Weiß spielt hier Sb3 und spuckt nach der Antwort La4 seine Mehrfigur zurück. Im Diagramm hätte auch die Entgegnung Tc1 nichts genutzt, weil nach cxd2 und Txc6 vermutlich der schönste Zug des Tages von Schwarz aufs Brett geknallt worden wäre. In der folgenden Variantenstellung mit Schwarz am Zug ist er versteckt – finden soll der Leser ihn selbst:
Ergebnisse: Freiberger – Gulatz Remis, Suchland – Braun 0:1, Goecke – Krüger 1:0, Haskenhoff – M. Ott 1:0, Henkemeier – Knollmann 1:0, Ortpaul – T. Dilger Remis, Hufendiek – J. Dilger 1:0, Neumann – H. Ott Remis.
Nur drei Stammspieler waren bei allen neun Kämpfen dabei und verdienen deswegen eine lobende Erwähnung: Karl Ulrich Goecke, Ekkehard Hufendiek und Marius Neumann. Sechs Ersatzspieler aus der zweiten und dritten Mannschaft erklärten sich dankenswerterweise bereit, unrühmliche Lücken zu füllen: Manfred Daub, Reinhard Geisler, Michael Henkemeier, Malte Prochnow, Mesud Mujanovic und Joshua Schramm.
Das beste Einzelergebnis erspielte Jan Haskenhoff mit einer 75-prozentigen Ausbeute von 6 Punkten aus 8 Partien, knapp vor Marko Suchland mit 5 Punkten aus 7 Partien. Über die schlechteste Saisoneinzelleistung schweigt der Verfasser. Er selbst lieferte sie jedenfalls wider Erwarten nicht ab – nur beinahe.
Werther (ehu). Bald ist es offiziell: Jan Haskenhoff ist in der DWZ-Rangliste an unserem langjährigen Spitzenmann Jonas Freiberger vorbeigezogen. Mit dem größten Zuwachs in der A-Gruppe von 57 Zählern und demnächst 2230 Punkten wird er vorerst der beste Spieler unseres Vereines sein.
Das verdankt er seiner starken Leistung bei der 25. Ausgabe der Schloß-Open: Der Topscorer am vierten Brett der ersten Mannschaft hat unter anderem den bulgarischen Großmeister Ventzislav Inkiov geschlagen – sein erster Sieg gegen einen GM. Außerdem holte er in sieben Runden fünf Punkte, belegte am Ende den vierten Platz in der A-Gruppe und kassierte dafür 200 Euro Preisgeld.
Jans Auftaktsieg in der ersten Runde gegen den Setzlistenzweiten und internationalen Meister Jonathan Carlstedt vom Hamburger Schachklub deutete schon auf sein hervorragendes Abschneiden hin. Er behandelte die Stellung sehr gut und fand in den entscheidenden Situationen immer die besten Züge:
Jan hat soeben Dc6 gezogen – eigentlich kein sonderlich guter Zug wegen der möglichen Antwort Ld7 und einem folgenden Tempoverlust. Doch Carlstedt antwortete mit dem zwar natürlich aussehenden, aber schwachen La6 und stand fortan mit dem Rücken zur Wand.
Im 19. Zug nutzte Jan einen weiteren schwachen Zug von Carlstedt „pour une petite combination“. Dabei eroberte er einen zweiten Bauern:
Hier folgte: Dxf6 exf6, Sc6 Td7, Sxa5 (Bauer eingesackt) …, der Computer bewertet die Stellung jetzt mit etwa drei Bauernheiten als gewonnen für Weiß.
Im weiteren Spielverlauf pflückte unser Mann Carlstedts Damenflügel komplett vom Brett. Am Ende zog er seinen Springer nach e6, woraufhin Schwarz seine Gegenwehr einstellte. Hier die Schlussstellung:
Zwar folgte in der zweiten Runde eine Null, doch es blieb Jans einzige Niederlage. Nur etwas später gelang ihm eine Glanzpartie gegen Ruben Gideon Köllner:
Gegen Ruben Köllner, immerhin ehemaliger Deutscher Meister der U 12 mit einer Elo von mittlerweile mehr als 2300 Punkten, missglückte Jan die Eröffnung, doch sein Comeback war sehenswert:
Weiß zog in obiger Stellung das verlockende Sb5 und vergab damit seinen Vorteil. Jan rochierte lang und stand zum ersten Mal in der Partie besser – das blieb bis zum Schluss so.
Später gewann er die Dame mit dem Zug Ta1 in folgender Stellung:
Ein wenig unter seinen Möglichkeiten spielte diesmal Jonas Freiberger. Unser Spitzenspieler in der Regionalliga hatte schon in seiner Auftaktpartie gegen Olga Weis vom TuS Brake das Nachsehen: In einem leicht schlechteren aber noch ausgeglichenen Endspiel überriss er die Stellung:
Erst in den letzten drei Runden holte er drei Siege in Folge und beendete das Turnier auf einem versöhnlichen zehnten Platz.
Der Sieger, Großmeister Vladimir Burmakin, nahm zum ersten Mal an unserem Turnier teil.
Seine beste Elozahl liegt laut Wikipedia bei 2629 Punkten. Das war allerdings vor zehn Jahren im Juli 2009. Nach seinem Turniererfolg im Schloß-Open wird er demnächst genau 2500 Elopunkte haben. Einem Interview nach seinem Titelgewinn wich der sympathische Russe mit der Bemerkung „very bad english“ aus.
Den Steg seiner Brille ließ er beim Schachspielen oft fast bis zur Mitte seiner Nase rutschen und schien dabei trotzdem alles scharf im Blick zu behalten.
Hier sind noch weitere Fotos vom Jubiläumsturnier in loser Reihenfolge: