Turnierbericht: Hacker, Michael und Ekki beim 15. Lessing-Open in Wolfenbüttel

Wolfenbüttel (ehu). Fünf Runden an einem Wochenende: Das Lessing-Open in Wolfenbüttel bei Braunschweig war nicht nur das kürzeste Turnier im Schachsommer 2021, es war das einzige. Für den SK Werther trat das Trio Reinhard Geisler, Michael Henkemeier und Ekkehard Hufendiek an.

Die Spielbedingungen waren dank Corona sehr großzügig, die Einlasskontrollen der Stadt Wolfenbüttel waren es nicht.  Sogar am zweiten und dritten Tag mussten die Geimpften ihren Impfausweis vorzeigen – kurze Notizen zum jeweiligen Impfstatus schien man zu misstrauen. So schob sich der offizielle Spielbeginn vor der zweiten Runde um mehr als 15 Minuten hinaus – trotz Luca-App.

Sportlich schnitten wir mäßig bis gut ab: Hacker zeigte eine starke Leistung und spielte in der B-Gruppe sogar mit um den Turniersieg. Michael kämpfte heroisch um einen Platz im Mittelfeld, der dann letztlich mir vorbehalten blieb.

Reinhard Geisler fehlte in der letzten Runde beim  Manövrieren im Endspiel laut eigener Aussage die Kraft, um das ausgeglichene Turmendspiel gegen Thomas Weigelt am zweiten Brett nach mehr als vier Stunden Remis zu halten.

Hier hat Reinhard Geisler gegen Thomas Weigelt eine ausgeglichene Stellung erreicht. Später aber wird der c-Bauer die Partie für Schwarz entscheiden.

3,5 Punkte und der 14. Platz  von 88 Teilnehmern in der B-Gruppe sind dennoch ein schöner Erfolg für unser Ehrenmitglied. In der dritten Runde erkämpfte er sich wohl seinen herausragendsten Sieg im Turnier: Gegen Ralf Buchholz (DWZ 1867) vom SV Königsspringer Braunschweig legte er sich in der folgenden Stellung mit dem einfachen Bauernzug e3! ein unwiderstehliches Matt zurecht.

Michael Henkemeier wäre in der ersten Runde der A-Gruppe fast eine Überraschung gelungen: Mit Weiß hatte er Wilfried Härig ( DWZ 2187) vom MTV Tostedt zumindest optisch an die Wand gespielt. Vor dem 36. Zug von Weiß sah die Stellung so aus:

Einfach ist das Ganze nicht. Zum Ausgleich und einer Stellungsbewertung von 0,00 hätte das Heranführen des Läufers nach g5 geführt. Michael wählte stattdessen den Zug Kf3 und  ging mit seinem König alsbald baden.

Hier kämpft Michael mit einem Bauern im Minus um Ausgleich in der Schlussrunde gegen CM Torsten Hansch vom Stendaler SK. Letztlich scheitert er an der späteren Umwandlungsdrohung des gegnerischen a-Bauerns.

Am Ende stand er nach fünf Runden bei 1,5 Punkten und landete unter der Erwartung auf dem 46. Platz.

Mir, dem Berichterstatter, wurde kurz vor dem Turnier ein Frontzahn gezogen. So saß ich am Brett, tastete fortlaufend mit meiner Zunge die frische Lücke ab, vermied jedes Lächeln wie ein grimmiger Zeitgenosse und hatte Probleme mich auf das Geschehen auf dem Brett zu konzentrieren. Mittelmäßig schloss ich das Turnier mit 2,5 Punkten auf dem 27. Platz ab.

Eigentlich spielte ich deutlich schlechter als Michael – zumindest gefühlt. Denn als wir nach vier Runden beide mit 1,5 Punkten gleichauf im Niemandsland für die Ehre kämpften, bescherte ihm die Auslosung einen Gegner jenseits der 2000-DWZ-Marke, während ich dem schwächsten Teilnehmer im Feld gegenübersaß (DWZ 1509).

Zwei Partiefragmente möchte ich dem Leser hier präsentieren: Zunächst eines aus meiner Erstrundenniederlage gegen die deutsche Nationalspielerin FM Lara Schulze (DWZ 2265) vom SV Werder Bremen und dann eines aus der vierten Runde.

Gerade bin ich – ohne es zu wissen – von den üblichen Pfaden der Theorie abgewichen und habe meinen Springer von c6 nach e7 zurückgezogen. Meine Gegnerin sagte später, dass das Manöver ungewöhnlich früh kam und entscheidet sich schließlich zum Bauernvorstoß nach e4.

Lara Schulze kannte sich weitaus besser aus in der italienischen Eröffnung und knöpfte mir früh einen Bauern ab. Im Endspiel hegte ich mit Schwarz dennoch ein klein wenig Hoffnung auf ein Remis. Aber meinen Springer hätte ich besser auf c5 stehen lassen sollen, denn sie konterte mit b4! und fing meinen Gaul mit leichter Hand:

In der vierten Runde hatte ich die Chance auf ein gutes Abschneiden und vergab sie: René Hüllen (DWZ 1998) hieß mein Gegner.  Der Mann vom Kölner SK servierte mir das Belgrader Gambit, was ich bislang in einer ernsten Turnierpartie noch nie vorgesetzt bekommen habe. Ich wusste noch, dass man mit 5. … Le7! einer Annahme aus dem Weg gehen kann, um dafür eine ausgeglichene und relativ leicht zu spielende Stellung zu bekommen. Das führte später zu folgendem vorteilhaften Bild für mich:

Die Verlockung war groß und ich gab ihr nach: Läuferopfer auf f2 – mehr oder weniger aus dem Bauch heraus. Damit vergab ich nicht nur meinen Vorteil, sondern verlor sang- und klanglos die Partie. Stattdessen hätte das ruhige g6 oder der Zug Lc8 den Vorteil behalten.

Das Turnier gewann Veaceslav Cofmann (DWZ 2276) vom SC Eppingen mit 4,5 Punkten vor FM Alex Browning und FM Lara Schulze.

Hier noch die Links zu den Tabellen im A und B-Open, sowie zu den Spielerdetails der Wertheraner Protagonisten:

A-Gruppe: https://nsv-online.de/turniere/lessing-open-2021/?ak=A-Gruppe&show=TeilRang#menu

B-Gruppe: https://nsv-online.de/turniere/lessing-open-2021/?ak=B-Gruppe&show=TeilRang#menu

Reinhard Geisler: https://nsv-online.de/turniere/lessing-open-2021/?show=spieler&ak=B-Gruppe&name=Geisler,Reinhard#menu

Michael Henkemeier: https://nsv-online.de/turniere/lessing-open-2021/?show=spieler&ak=A-Gruppe&name=Henkemeier,Michael#menu

Ekkehard Hufendiek: https://nsv-online.de/turniere/lessing-open-2021/?show=spieler&ak=A-Gruppe&name=Hufendiek,Ekkehard#menu

 

 

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