Kirchlengern (ehu). Meine Güte, was haben wir Prügel eingesteckt! Als Underdog zeigten die Spieler der SG Kirchlengern eine starke Vorstellung. Die Einzelergebnisse legen aus unserer Sicht ein trauriges Zeugnis ab:
Und warum habe ich das gegnerische Team nur so unterschätzt? Siegessicher lief ich ein und blickte die Treppe hinab auf die Spieler des Tabellenvierten. In ihrem tiefgelegenen Bibliotheksraum taten sie mir leid: Der Spielsaal war durch die Farbe des Parketts, der Holztische und der 70er-Jahre-Gardinen in ein erbärmliches Ohrenschmalzgelb gehüllt. In der Farbpsychologie soll Gelb den Geist beflügeln – bei mir nicht.
An allen Brettern waren sie uns nominell unterlegen, bis auf die Auseinandersetzung am ersten Brett: Dort traf die Streamerprominenz Maurice Gulatz, alias Paff Morris, auf unseren Spitzenmann Jan Haskenhoff.
Die Partie war kurz: Schon im 17. Zug beging unser Mann den vorentscheidenden Fehler e5:
Die Folgen der naheliegenden Antwort Lf5 müssten für einen Spieler von Jans Güte eigentlich in der Vorausberechnung leicht einzuschätzen gewesen sein. Doch Jan erwischte einen schlechten Tag: Seine Dame fand kein gutes Feld und er quittierte seine Niederlage schon im 24. Zug – bitter.
Kalle am vierten Brett habe ich lange nicht mehr so kläglich eingehen sehen.
Im 26. Zug gab er auf. Zuvor hatte er einen simplen Einschlag auf e6 übersehen – es war grausam:
Markus am fünften Brett hatte ebenfalls das Nachsehen.
Seine Partie entschied ein krasser Patzer in einem ausgeglichenen Endspiel: Er zog seinen Springer von e3 nach f1 – der Computer wird ohnmächtig. Denn dabei übersah er ein Springerschach, wodurch er die Kontrolle des Umwandlungsfeldes d1 und die Partie verlor:
Immerhin hielten Malte und Mario unsere Hoffnungen auf den Mannschaftssieg am Leben.
Maltes Schlusszug mit Weiß ist ein Diagramm wert:
Marios Sieg mit Schwarz kam vermutlich in Zeitnot des Gegners zustande.
Der Weiße knallte zwei Fehler hintereinanander aufs Brett, erst Kg2 und dann auch noch Dame h5. So gewann Mario mit leichter Hand die Qualität und strich 15 Züge später den Sieg ein:
Ich hingegen verlor recht deutlich und musste meinen Gegner loben. Er spielte wirklich stark und ließ mir kaum eine Chance. Wusste er denn nicht, dass ich OWL-Meister bin? Jedenfalls verstand ich schon die Eröffnung nicht und sagte ihm in der Analyse, dass ich von Katalanisch nichts verstehe. „Das war Tarrasch“, verbesserte mich Kalle und gab mir recht.
Marko am dritten Brett versuchte wirklich alles, um aus der trockenen Stellung etwas herauszuquetschen. Zweimal lehnte er ein Remisangebot ab. Am Ende war die Punkteteilung wohl unvermeidlich.
Am zweiten Brett spielte Jonas die längste Partie des Tages – und gab ebenfalls klein bei. Mit einem Lachen gestand er kurz nach der Ausführung seines Patzers die Niederlage ein. Er zog dabei so:
Das Ligaorakel hält unseren Klassenerhalt immer noch für wahrscheinlich. Dass wir aber vor dem letzten Spieltag um den Verbleib zittern müssen, hat wohl keiner von uns erwartet:
Und hier der Link zur NRW-Klasse 1 des deutschen Schachbundes:https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1