Enttäuschender Auftritt beim Gütersloher Sparkassen-Cup

Gütersloh (ehu). Positiv wird mir nur eines in Erinnerung bleiben: der Besuch im griechischen Restaurant Syrtaki. Ich bekam dort das beste Musaka meines Lebens – es war allerdings auch mein erstes.

Schachlich hingegen war die Teilnahme am 11. Gütersloher-Cup in der Anne-Frank-Gesamtschule eine herbe Enttäuschung: Alle fünf Recken des SK Werther Michael Henkemeier, Ekkehard Hufendiek, Andreas Diembeck, sowie Leonard Holz und Leon Drees kamen nicht über 50-Prozent hinaus und verschwanden im Nirgendwo ihrer Teilnehmerfelder. Einzig Leon Drees spielte starkes Kampfschach und belohnte sich am Ende mit einem satten Plus von 51 DWZ-Punkten.

Blick in den Spielsaal: Hinten die A-, in der Mitte die C-, und vorne die B-Gruppe.

Michael Henkemeier, einziger Vertreter des SKW in der A-Gruppe, erhielt zwar vielversprechende Stellungen. Trotzdem vergab der Musiklehrer mit dem Faible zum Kassieren und Kaffeekochen gleich mehrere Siegchancen. Am Ende landete er mit drei Unentschieden auf dem 49. Platz von 59 Teilnehmern.

Das Ergebnis brachte er immerhin gegen durchweg starke Gegner zustande. Sicher geglaubte Siege ließ er aber aus: „Ich hatte sie schon am Wickel“, sagte er später verärgert. Sein wohl krassester Fehler unterlief ihm in der Partie gegen Ludger Höllmann: In einem ausgeglichenen Endspiel erschreckte ihn ein Hirngespinst. Ein harmloses Schachgebot veranlasste ihn wegen eines  vermeintlichen Läuferverlustes zur sofortigen Aufgabe  – der Läufer war aber sicher von seiner Dame gedeckt. „Was habe ich denn da gesehen?“ fragte er sich anschließend und erhielt von Ludger Höllmann nur das anwaltliche Zugeständnis, dass die Aufgabe wohl etwas früh kam.

Michael Henkemeier

Ich, Ekkehard Hufendiek, trat in der B-Gruppe an. Als Setzlistenvierter machte ich eine klare Ansage und wollte das Turnier ganz unbescheiden gewinnen. Ein leichter Auftakterfolg schien meinen Höhenflug zu bestätigen:

Nach dem weißen Fehler Sh4 fand ich in obiger Stellung als Schwarzer gegen Hans-Heinz Rürup recht schnell den ins Auge springenden Gewinnzug Sg4!. Noch dazu entpuppte sich das weitere Vorgehen als recht simpel: Angriff auf die geschwächte Königsstellung.

Doch schon in der zweiten Runde verpasste ich einen kombinatorischen Bauerngewinn und hätte nach Begutachtung der einfachen Zugfolge an meiner Form zweifeln müssen:

Sxe5! Sxe5, Txe5! und jetzt scheitert Dxe5 an Lf4 mit Damenverlust. Stattdessen spielte ich in obiger Stellung das lahme Le3. Zwar bekam ich auch damit leichten Vorteil, verspielte ihn aber sofort wieder, stand später pleite und entkam glücklich ins Dauerschach.

Es folgten ein unglaublich zäher, 56-Züge andauernder Sieg gegen eine Elfjährige und zwei misshandelte Schwarz-Eröffnungen mit verdienten und chancenlosen Niederlagen, die mir letztlich nur Platz 23 (von 46) und einen herben DWZ-Verlust von 25 Punkten einbrachten. Damit verabschiede ich mich vorerst wieder aus der Ü-1900er-Elite.

Andreas Diembeck entschied sich kurz vor Turnierbeginn recht spontan zu einem Gruppenwechsel: Nicht in der B-Gruppe sondern in der C-Gruppe wollte er ums Preisgeld mitspielen.

Andreas Diembeck

Dort traf er als klarer Favorit auf eine ganze Horde I-Männchen. Jedes Grundschulkind mindestens zwei Köpfe kleiner als er. Doch jedes entpuppte sich als äußerst widerspenstig. Zwei nagelten ihm gleich zu Beginn eine Brille aufs Punktekonto. Allerdings muss man ihm zugutehalten, dass sich auch im Schach Glück und Unglück nicht immer die Waage halten. Denn gleich in seiner Auftaktpartie litt er unter Stellungspech: Er überspielte seinen Gegner komplett, gewann eine Figur und verlor dennoch. Die Mehrfigur spuckte er angesichts eines scheinbar möglichen Mattangriffes zurück. Jedoch drehten ungewöhnliche Verteidigungszüge des Gegners die Partie – nur leicht zu finden, weil es keine anderen gab.

In der zweiten Runde folgte eine weitere bittere Pille gegen ein noch kleineres I-Männchen:

In dieser Stellung hielt unser Mann mit Schwarz am Zug den gegnerischen König am Wickel und hätte mit dem Bauernvorstoß e3+ seinen Vorteil ausbauen können, doch er zog stattdessen Lf5 und stellte später seinen Läufer durch eine Fessel vor dem Turm ein. 

Sein kleiner Kontrahent indes spielte unbekümmert mit dem Mehrmaterial weiter, bis Andreas aufgab und  das Ergebnis mit den üblichen Worten kommentierte: „Es hat doch alles keinen Sinn mehr“. Er landete am Ende mit 2,5 Punkten und einem Verlust von 53 DWZ-Zählern abgeschlagen auf Platz 46.

Anders als die Erwachsenen gaben die Wertheraner Jugendlichen Leonard Holz und Leon Drees immerhin eine solide Vorstellung ab: Leonard etwa remisierte unglaubliche fünfmal hintereinander. Sind die halben Punkte erkämpft oder friedliebend vereinbart worden? Ich hätte ihn fragen sollen. Meiner Meinung nach sollten Schachtalente ihre Partien regelmäßig ausspielen. Der norwegische Großmeister Jon Ludvig Hammer geht sogar noch weiter: Er plädiert für die Einführung einer Fide-Regel, die Turnierschachspieler zwingt, ihre Partien bis zum Matt zu spielen. Leonard landete am Ende nur ganz leicht unter den Erwartungen auf dem 44. Rang.

Leonard Holz

Blitz- und Schnellschachtalent Leon Drees spielte ein starkes Turnier: Er holte ebenfalls 2,5 Punkte, gewann zweimal und schlug dabei einen Spieler mit rund 1600 DWZ-Punkten. So kämpfte er nach drei Runden in der erweiterten Spitze des Feldes mit, verlor aber die zwei Schlussrunden gegen starke Gegner. In der Summe gelang ihm mit Platz 32 ein schöner Erfolg und die zehntbeste Leistung aller 76 Teilnehmer.

Leon Drees

Hier der link zur Ergebnisseite des Gütersloher SV: http://sparkassen-cup.gtsv23.de/ergebnisse.html

 

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