Regionalliga 9. Spieltag: SK Werther – SG Kirchlengern 5,5:2,5

Werther (ehu). Versöhnlich endete die leicht verkorkste Regionalligasaison für den SK Werther. Das Team erkämpfte zum Abschluss einen klaren Sieg und landete nach neun Spieltagen auf dem fünften Tabellenplatz. Damit verfehlte die Mannschaft zwar ihr selbst gestecktes Ziel: oberes Tabellendrittel, sicherte sich aber in der kommenden Saison das Aufstiegsrecht für die neu geplante NRW-Klasse.

Der SK Werther ausnahmsweise in Bestbesetzung: Ekkehard Hufendiek (von links), Mario Ortpaul, Marius Neumann, Marko Suchland, Jan Haskenhoff, Karl Ulrich Goecke, Jonas Freiberger und Markus Henkemeier.

Offensichtlich hatten sich die SKler vor dem abschließenden Kampf im Heimathaus Häger viel vorgenommen. Denn erstmals in der Saison trat das Team um Mannschaftsführer Jonas Freiberger in Bestbesetzung an. In der Folge besiegten sie mit 5,5:2,5 souverän den Tabellendritten SG Kirchlengern. Die Gäste – ebenfalls ideal aufgestellt- mussten in fast allen Partien die spielerische Überlegenheit der Gastgeber anerkennen.

Zum Auftakt zwang Ekkehard Hufendiek seinen Gegner am siebten Brett schon im 27. Zug zur Aufgabe:

J. Dilger – Hufendiek 0:1. 

In dieser Stellung führt der No-brainer Txc4 zu einer hübschen Fessel. Drei Züge später geht die Dame nach a4 und droht Matt, so dass der Weiße die Hand zur Aufgabe reicht.

Währenddessen baute Karl Ulrich Goecke am dritten Brett mit den schwarzen Steinen eine mächtige Schwerfigurenbatterie in der g-Linie auf. Mit einem klugen Bauernopfer aktivierte er anschließend seinen Läufer und hatte die Stellung fest im Griff. Die gute Zusammenarbeit seiner Figuren führte später zum Damengewinn. Allerdings übersah der promovierte Computerlinguist die erste Gelegenheit zum forcierten Gewinn und vertraute stattdessen seinem ausgeprägten Positionsverständnis. Das gab den Sieg zwar nicht aus der Hand, überließ aber den Preis für die schönste Kombination des Tages dem Verfasser. Im folgenden Diagramm verbirgt sich Goeckes erste ausgelassene Siegchance:

Krüger – Goecke 0:1.

Txg2 hätte hier schon das vorzeitige Aus für den Weißen bedeuten können. Allerdings nur mit dem stillen und daher schwer zu findenden Folgezug Dg4. Statt Txg2 spielt der Schwarze aber Ld5 und bekommt nach der Antwort Tb2 erneut die Chance zur gleichen Abwicklung. Doch der Schwarze lässt auch die liegen, knetet weiter und fabriziert stattdessen einen Damenschwenk nach c4.

Später kam die schwarze Turmbatterie doch noch ganz profan zum Einsatz und schlug auf g1 zu. Das Diagramm zeigt die Schlussstellung nachdem der Rauch verzogen war:

Anschließend reklamierte Markus Henkemeier in gewonnener Stellung Zeitüberschreitung. Sein Gegner hatte im 40. Zug in horrender Zeitnot eine Sekunde zu lange gezögert. Auch Henkemeiers Sieg verdient ein Diagramm. In der Schlussstellung nach dem 39. Zug Tc3 von Schwarz verwaltet der Wertheraner recht problemlos einen Gewinnvorteil: 

Knollmann – Henkemeier 0:1.

Mario Ortpaul vereinbarte zuvor mit zwei Türmen gegen Dame und Bauer des Gegners folgerichtig Remis, während Jonas Freiberger im bauernarmen Endspiel mit einem Fußsoldaten im Minus ein Läuferopfer aufs Brett hämmerte, dass ein Unentschieden erzwang. Nur Marius Neumann harrte für den halben Punkt lange aus: In einer staubtrockenen Endspielstellung mit ungleichfarbigen Läufern wehrte er bis zum neunzigsten Zug die eintönigen Gewinnversuche seines Kontrahenten ab .

Jan Haskenhoff indes – Topscorer des Teams und neue Nummer Eins des Vereins – bewies ebenso starke Sitzfleischqualitäten wie Marius Neumann. Wie so häufig in der Saison setzte sich seine analytische Rechenkraft durch. Die brachte ihm im Damenendspiel eine nahezu unvermeidliche Umwandlung seines a-Bauern in eine zweite Königin ein:

Haskenhoff – M. Ott 1:0.

In obiger Partie folgt der mit Abstand beste und einfachste Weg zum Sieg: Sxd5 (dessen Qualität ziehen die Akademiker des Teams später in ihrer Aggro-Analyse in Zweifel und blähen sie zu einem nichtexistenten Dauerschachproblem auf). Nach dem Zurückschlagen des Bauern verpasst der Weiße zwar ein fünfzügiges Matt mit dem schlichten Dc7 als Einleitung, nimmt aber auch nach seinem Schlusszug Db6 die Gratulationen seines Gegners und seiner Mitspieler entgegen.

Nur eine Niederlage musste der SK Werther hinnehmen: Ausgerechnet der bis dahin zuverlässigste Punktelieferant des SK Werther, Marko Suchland, patzte zum Abschluss: Sein Mehrspringer erwies sich nach kleinen Ungenauigkeiten als zu ungelenk im Kampf gegen die immer bedrohlicher aufmarschierende Bauernhorde. So kam es zu folgender Stellung, nachdem Weiß zuvor seinen klaren Vorteil verspielt hatte:

Suchland – Braun 0:1.

Weiß spielt hier Sb3 und spuckt nach der Antwort La4 seine Mehrfigur zurück. Im Diagramm hätte auch die Entgegnung Tc1 nichts genutzt, weil nach cxd2 und Txc6 vermutlich der schönste Zug des Tages von Schwarz aufs Brett geknallt worden wäre. In der folgenden Variantenstellung mit Schwarz am Zug ist er versteckt – finden soll der Leser ihn selbst:

Ergebnisse: Freiberger – Gulatz Remis, Suchland – Braun 0:1, Goecke – Krüger 1:0, Haskenhoff – M. Ott 1:0, Henkemeier – Knollmann 1:0, Ortpaul – T. Dilger Remis, Hufendiek – J. Dilger 1:0, Neumann – H. Ott Remis.

Nur drei Stammspieler waren bei allen neun Kämpfen dabei und verdienen deswegen eine lobende Erwähnung: Karl Ulrich Goecke, Ekkehard Hufendiek und Marius Neumann. Sechs Ersatzspieler aus der zweiten und dritten Mannschaft erklärten sich dankenswerterweise bereit, unrühmliche Lücken zu füllen: Manfred Daub, Reinhard Geisler, Michael Henkemeier, Malte Prochnow, Mesud Mujanovic und Joshua Schramm.

Das beste Einzelergebnis erspielte Jan Haskenhoff mit einer 75-prozentigen Ausbeute von 6 Punkten aus 8 Partien, knapp vor Marko Suchland mit 5 Punkten aus 7 Partien. Über die schlechteste Saisoneinzelleistung schweigt der Verfasser. Er selbst lieferte sie jedenfalls wider Erwarten nicht ab – nur beinahe.

Hier der Link zur Abschlusstabelle: http://nrw.svw.info/ergebnisse/show/2018/2559/

Schreibe einen Kommentar