Ein paar Impressionen von unserem Sommerfest:
Vielen Dank an Jonas Freiberger für das Besorgen des Essens und der Getränke und für die Ausrichtung des Festes unter dem regensicheren Dach seines geräumigen Carports!
Ein paar Impressionen von unserem Sommerfest:
Vielen Dank an Jonas Freiberger für das Besorgen des Essens und der Getränke und für die Ausrichtung des Festes unter dem regensicheren Dach seines geräumigen Carports!
Werther (ehu). Kürzlich wollte ich wissen, ob die künstliche Intelligenz Chat-GPT ein Schachdiagramm mit einem Matt in zwei Zügen zeigen kann. Sie gibt vor, es zu können, sie kann es aber nicht:
Werther (ehu). Die erste Mannschaft des SK Werther hat am letzten Spieltag der NRW-Klasse Porta Westfalica geschlagen – und zwar deutlich. So tauschten wir in der Abschlusstabelle die Plätze und sind respektabler Vierter:
Die Saison 2022/23 war sportlich gesehen ein Erfolg. Die mannschaftliche Geschlossenheit hingegen war es nicht. Das war im abschließenden Saisonspiel gegen Porta nicht anders: Uns fehlten in Marko und Markus erneut zwei Stammspieler. Die dauernde Personalnot brachte uns einen Treppchenplatz in einer unrühmlichen Kategorie ein:
Im Abschlusskampf musste das gegnerische Team zum Glück für uns sogar drei Stammspieler ersetzen, was ihm nur an zwei Brettern gelang, so dass wir zu Beginn schon 1:0 in Führung lagen:
Heinrich und Mesud ersparten dem Verein durch ihre Hilfe als Ersatzspieler jeweils mindestens 50 Euro Strafe. Beide erspielten sich darüber hinaus Gewinnstellungen:
Mehr als 40 Züge verwaltete Heinrich am achten Brett einen großen Vorteil. In folgender Stellung verpasste er ein Matt in drei Zügen:
Die Partie von Mesud am siebten Brett endete kurios. „Typisch Mesud“, könnte man sagen:
In einem Nahtod-Endspiel mit nur noch fünf Klötzchen auf dem Brett, klemmte der Gegner Mesuds schwarzen König ein:
Kalle vereinbarte in der Zwischenzeit Remis nach nur 15 Zügen gegen den stärksten Spieler Portas, Evgeni Kirnos. „Es ging ja um nichts mehr“, sagte er im Anschluss.
Drei Züge eher schloss Mario mit seinem Gegner im 12. Zug Frieden.
Jonas hingegen wollte gewinnen, was ich sehr sympathisch finde:
Dazu traf er gegen seinen blinden Gegner, René Adiyaman, eine mutige Eröffnungswahl und belohnte sich mit forschem Vorgehen. Ein schöner Moment der Partie ist sein Läufereinschlag auf h7 im 24. Zug:
Ich versuchte währenddessen am sechsten Brett mit Weiß einen Sieg aus einer hohlen Lücke herauszuquetschen. Mir fehlte die Dame und mir fehlten die Mittel. Zweimal lehnte ich das Remisangebot meines Kontrahenten ab und musste am Ende selbst um den halben Punkt winseln. Schließlich wickelte ich in ein Turmendspiel mit Minusbauern ab und bot Remis: Jetzt wiederum lehnte mein Gegner ab. Er sah aber nach wenigen weiteren Zügen die Vergeblichkeit seines Bemühens ein – oder auch nicht, denn er willigte ins Unentschieden ein mit der Bemerkung: „Ich möchte zu meiner Tochter und das Spiellokal verlassen, deswegen nehme ich an.“
Es folgt das Stellungsbild vor der Abwicklung. Keine spannende Sache, aber weil später in der Analyse mehrere meiner Mannschaftskameraden! gleichzeitig gegen mich einen schwarzen Sieg nachzuweisen versuchten, blende ich das Endspiel hier ein.
Spannung bot Jans Partie. Um die zu empfinden bedarf es allerdings eines innerlichen Zeitraffers. Mario sprach beim Beobachten unseres nahezu bewegungslos am Brett verharrenden Spitzenspielers sogar von „Meditation in Reinkultur“ – oder so ähnlich. Hier lächelt Jan noch:
Später landete er mit den schwarzen Steinen in einer schlechten Stellung:
Nach einer überzeugenden Saison mit sieben Siegen und nur zwei Unentschieden geht die II. Mannschaft mit 16 Mannschaftspunkten und 49 Brettpunkten als Tabellenerster in die Sommerpause. Zweiter wurde BSK III mit 15 Mannschaftspunkten und 54 Brettpunkten (davon allerdings 2×8 Punkte kampflos in den letzten beiden Runden) vor Heepen II mit 12 MP und 40,5 BP.
Bester Spieler der gesamten Liga war Malte Prochnow (Brett 2) mit 8 Punkten aus 9 Partien; auch Mesud Mujanovic (Platz 5 der Topscorer mit 6/8), Joschua Schramm und Reinhard Geisler (Platz 8/9 mit 6/9) konnten sich unter den TopTen der 139 Spieler platzieren. Insgesamt lag die Ertfolgsquote bei allen Stammspielern bei mindestens 60 %!
In der nächsten Saison wird die Mannschaft in der Verbandsklasse des Schachverbandes OWL starten.
Herzliche Glückwünsche an die gesamte Mannschaft und viel Erfolg in der neuen Saison.
Hemer (ehu). Im Sauerland haben wir auf die Rübe gekriegt. Schon während der fast zweistündigen Anreise empfahl ich Kalle, zur Entspannung das dortige Felsenmeer zu besuchen:
Es hätte uns allen frische Luft eingeimpft. Stattdessen herrschte drückende Personalnot. Drei Stammpieler fehlten: Jan, Markus und Rüdiger. Wir trieben nur zwei Ersatzspieler auf: Michael und Joshua.
50 Euro Strafe für das freigelassene Brett 6:
Ich finds erbärmlich und meine, dass wir vor der nächsten Saison anders aufstellen müssen.
So waren wir jedenfalls von Beginn an in der Außenseiterrolle und wurden ihr gerecht: Joshua und Marko strichen als Erste die Segel. Hier habe ich Markos Kapitulation gegen den Buchautor des Londoner Systems, Marcus Schmücker, mit unruhiger Hand filmisch festgehalten:
Markos Schlussstellung sieht tatsächlich traurig aus:
Währenddessen lungerte Michaels Läufer am siebten Brett tatenlos hinter der eigenen Bauernkette herum. Wo befindet sich nochmal die Arbeitsdiagonale der Läufer? Vor der Bauernkette! Ach egal. Auch hier war die Niederlage gegen einen fast 2000-DWZler nur schwer zu vermeiden.
Joshua erging es ähnlich. Auch er musste früh aufgeben, zu stark war sein Gegner (DWZ 2090), der fast 600 Punkte über unserem Mann rangiert:
Den Schimmer eines Lichtblicks spendete Kalle: Sehr solide trug er seine Partie gegen den bis dahin verlustpunktfreien Topscorer der Liga vor, Timo Leonhard. Das bescherte ihm zurecht ein trockenes Turmendspiel und einen halben Punkt.
Mario indes blickt im Foto unten skeptisch auf sein Läuferendspiel mit einem Minusbauern:
Seine Stellung ist zu dem Zeitpunkt total platt und sieht so aus:
Jonas‘ Partie ging ebenfalls äußerst glücklich Remis aus – nämlich durch ein Dauerschach, das keines ist.
Ich gewann als Einziger im Team, was wohl zum ersten Mal vorgekommen ist. Dabei verteidigte ich immerhin die mannschaftsinterne Topscorerposition und zauberte ein paar schöne Züge aufs Brett, wie Turm d7! zum Beispiel:
Genutzt hat es mir, aber nicht der Mannschaft. Der Kampf ging 2,5 zu 5,5 verloren. SC Porta Westfalica zog an uns vorbei und wir sind nur noch Fünfter. Im letzten Saisonspiel in einer Woche können wir unseren vierten Platz beim Aufeinandertreffen mit Porta zurückerobern. Doch angesichts der erneut fehlenden Stammspieler glaube ich nicht daran.
Hier ist der Link zur Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1
So sieht es neuerdings aus, wenn wir auswärts spielen:
Hat irgendwie Storck-Haus-Flair, oder? Die Erklärung: Lieme hatte kein Spiellokal, und so kam es, dass die U20 keine weite Fahrt ins Lipperland absolvieren mußte. Leider ging der Auswärts-/Heim-Kampf knapp verloren, und das kam so:
Leandro spielte eine gute Eröffnung, kam dann aber auf Abwege. Er erwies sich dann jedoch als sehr zäh und wendete das Blatt zu seienn Gunsten. Leider ließ er sich dann im Endspiel mit einem Mehrbauern eine Figur abluchsen, was nicht mehr zu korrigieren war: 0-1.
Insa verstellte ihrem Orang-Utan-Läufer die Sicht und geriet in einen Angriffssog des Schwarzen, gegen den kein Kraut gewachsen war. 0-2.
Felix hatte keine Lust zu verlieren und nutzte angesichts des gegnerischen Läuferpaares und eigener Bauernschwächen seine aktiven Figuren, um eine Zugwiederholung zu bewerkstelligen: 0,5-2,5.
Bei Joschua ging es hin und her; erst war ein Zentrumsbauer weg, dann hatte er zwei Figuren mehr. Diesen großen Materialvorteil verwertete er souverän zum Sieg: 1,5-2,5.
Ebenso abwechslungsreich wurde an Brett vier gespielt. Jonas‘ Eröffnungswahl erwies sich als goldrichtig, und schon nach wenigen Zügen hätte er siegbringend auf f2 einschlagen können. Tat er aber nicht, wurde zurückgedrängt und war mußte sich mit einem weit vorgerückten weißen Bauern auf f7 herumschlagen. Das gelang auch ganz gut, und es entstand ein Endspiel mit ungleichfarbeigen Läufern, welches eigentlich totremis war… wenn der Gegner nicht im 39. Zug über die Zeit gegangen wäre. 2,5-2,5.
Der Schlusspunkt wurde wieder einmal an Brett 1 gesetzt. In einer schwerblütigen Partie geriet Kevin nach und nach am Königsflügel unter Druck, hatte aber zwei Figuren für einen Turm. Schließlich brach Schwarz dann doch irgendwie durch, schade! So ging der Kampf dann knapp verloren.
Was ich noch erwähnen möchte: Zum wiederholten Male hatte Insa Selbstgebackenes mitgebracht, diesmal Schokomuffins! Als ich ein Foto davon machen wollte, waren schon alle weg… Liebe Insa, danke dafür!
Schlau, nicht wahr? Ich habe einfach abgewartet, dass Ekki seinen Beitrag veröffentlicht, und nun kann ich den Bericht über den Jugendmannschaftskampf ganz oben plazieren.
Am letzten Samstag ging es gegen Gütersloh. Colin gewann recht schnell:
1:0, weil kein Gegner da war.
Da waren sie auch schon fertig: Jeffreys erster Einsatz währte ebenfalls nicht lange. Beide Kontrahenten dachten wohl, dass sie irgendwie nicht genug Zeit hätten, und zogen blitzschnell. Leider geriet unser Mann dabei in einen heftigen Königsangriff, am Ende war das Matt nicht abzuwehren. 1:1.
Als Dritter beendete Kacper seine Partie: Immerhin die frischgebackene U16-NRW-Meisterin konnte er mit Schwarz bereits nach wenigen Zügen in eine schlechtere Stellung drängen. Helena verlor daraufhin komplett den Faden und stellte eine Figur ein: 2:1.
Felix spielte eine tragische Rolle: Erst stellte er in der Eröffnung einen Bauern auf b7 ein. Als sein Gegenüber dann aber gierigerweise noch einen zweiten Bauern mopste, hätte unser drittes Brett jedoch den Spieß umdrehen und den eingedrungenen Springer gewinnen können. Tat er aber nicht, und so zog sich die Partie noch etwas hin, das Ergebnis stand aber eigentlich schon lange fest. 2:2.
Dass Zähigkeit sich auszahlt, bewies Insa. In der Eröffnung war ein Bauer flöten gegangen, aber sie schaffte es, die Bauernstellung am weißen Königsflügel zu zerrütten. Nominell ist ein Endspiel mit Springer und Läufer gegen das Läuferpaar plus Mehrbauer schlecht, aber unser Brett fünf zog hin und her und schien damit ihrem Gegner zu sagen: „Mach doch mal was!“ Machte er dann auch, den Preis für das unvermittelste Selbstmatt der Saison hat er sich verdient. 3:2.
Und nochmal tragisch: Kevin stand eigentlich lange schlechter, verteidigte sich aber. Als er die Partie gerade in eine leicht bessere, praktisch nicht mehr verlierbare Stellung manövriert hatte, stellte er mit wenig Zeit auf der Uhr die Dame ein. Schade: 3:3.
Mit ein bisschen mehr Fortune wäre ein knapper Sieg wohl nicht unverdient gewesen. Schon am 13.5. geht’s nach Lieme zum Auswärtsspiel.
Der aktuelle Stand auf
https://www.ergebnisdienst.net/2022_2023/abfrage.php?liga=640_11
Werther (ehu). Meine Herren: So sollte die Notation auf einem Partieformular aussehen!:
Trotz Bestbesetzung bezwangen wir den Tabellensiebten nur mit Mühe. Jan am ersten Brett vereinbarte nach nur 13 Zügen Remis – viel zu früh, aber sein frisch geschlüpfter Sohn und seine erkrankte Frau entschuldigen das natürlich.
Jonas als Mannschaftsvertreter besorgte unserem Kapitän zur Geburt seines Sohnes ein Buch mit Glückwunschkarte, die wir alle unterschrieben. Das Buch heißt: Quantenphysik für Babys. Ich persönlich hätte Windeln bevorzugt, aber Jan soll sich sehr gefreut haben – Physiker.
Rüdiger folgte mit einem Friedensschluss nach nur 17 Zügen. Auch das viel zu früh.
Danach flog Mario gleichsam dem Sieg entgegen. Er gewann schon im 15. Zug den gegnerischen Springer – zum Glück, denn seine Notation ist später nicht zu entschlüsseln. Mario sollte noch einmal einen Blick auf Rüdigers Notation werfen.
Herfords Burkhard Heuermann zögerte die unvermeidliche Niederlage trotz einer Figur im Minus mehrere Züge hinaus. Hier ist die Stellung, in der der Figurengewinn unvermeidlich ist und der Computer den Vorteil Marios auf mehr als sieben Bauernheiten taxiert.
Wie die Match-Chronologie weiter ging, verpasste ich im Detail. Zu sehr versunken war ich in eigene Überlegungen am achten Brett. Doch irgendwann stand es 3:3, weil Markus und Marko ihre Partien recht überraschend verloren.
Hier ist seine Schlussstellung aus schwarzer Sicht, die Markus zurecht aufgab:
Marko kassierte am dritten Brett seine erste Saisonniederlage. Im 23. Zug hätte er zwar laut Computer mit einem schwarzen Königsschritt zur Seite wieder Ausgleich (+0,1) herstellen können, doch die Variante ist derart kryptisch, dass ich sie selbst mit Computerhilfe nicht verstanden habe.
Marko zog stattdessen De7 und stand auf Verlust: Etwas später forcierte sein Gegner in folgender Stellung ein einfaches Matt in vier Zügen:
Jonas hatte seine Partie dagegen souverän zum Sieg geführt.
Hier ist seine Schlussstellung, in der der Schwarze einsieht, dass Weiß zwei Züge eher zur Dame einmarschiert:
Als es nun also 3:3 stand, spielten nur noch Kalle und ich. Kalle hatte zwei Mehrbauern, ich natürlich keinen. Trotzdem verwalteten wir beide eine Gewinnstellung und sicherten so den 5:3-Erfolg.
Da ich als Letzter spielte, bat ich Jonas ein Foto von mir zu schiessen. Hier ist es, obwohl stark aufgehellt und deswegen etwas milchig, ist es immer noch dunkel, weil das Storck-Haus für handylose Fotos eine Qual ist:
5,5 Bauerneinheiten Vorteil erkämpfte ich bis zum 30. Zug. Zwei Züge später stellte ich meinen Springer ein. Statt nach h6 zu hüpfen, hätte Sf6! meinen Vorteil weiter ausgebaut. So aber sackt der Computer zusammen (-1,3 für Schwarz). Hier ist die Stellung dazu:
Als die Partie später zu meinen Gunsten entschieden war, wies Jonas auf eine weitere verpasste Gelegenheit meinerseits hin. Ich hätte in folgender Stellung mit dem Könisgszug nach c2 den Springer fangen können:
Doch der mögliche Durchmarsch meines entfernten Freibauerns fesselte meine Sinne, sodass ich den König behämmert nach c4 zog.
Schwamm drüber – wenn ich an Rüdigers Notationen denke, fühle ich mich gleich wieder besser. Zumal wir durch den Mannschaftssieg den Klassenerhalt sichergestellt haben. Ein Ausschnitt aus dem Liga-Orakel beweist es:
Hier ist der Link zur aktuellen Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1
(Der Einfachheit halber habe ich meinen Zeitungstext fürs Haller Kreisblatt mit kleinen Veränderungen hier reinkopiert und nur am Ende ein paar Fotos hinzugefügt, Ekkehard Hufendiek)
Der 16-jährige Ukrainer will Großmeister werden. Die entscheidende Partie ist eine der spannendsten der Turniergeschichte.
Werther. Das Duell der Führenden am Ende eines Wettkampfes ist in der Regel ein Garant für Hochspannung. Beim Schach ist es oft ein Grund zum Gähnen: Lieber sichern sich die Profis durch eine frühe Remisvereinbarung einen Preisgeldrang, als das Risiko in Kauf zu nehmen, nach einer Niederlage mit leeren Händen dazustehen.
In der Schlussrunde des 26. Schloß-Opens drohte das Gähnen: Bogdan Bilovil vom Rhedaer SV traf mit den weißen Figuren auf seinen ärgsten Verfolger, den 25-jährigen Jasper Holtel vom SK Münster. Dem Sieger winkten 800 Euro Preisgeld, dem Verlierer fast nichts.
Beide Spieler sind Fidemeister und zählten zu den Favoriten des Turniers. Bilovil ist Ukrainer und mit seiner Schwester vor dem russischen Angriffskrieg nach Deutschland geflohen. Seine Eltern sind in der Heimat geblieben. Er will Großmeister werden. Ein Remis in der Schlussrunde hätte ihn seinem Ziel ein Stück näher gebracht.
Auch Jasper Holtel strebt nach Höherem: Er will Internationaler Meister werden, ein Titel, der zwischen Fidemeister und dem höchsten Titel Großmeister rangiert. Drei der vier Bedingungen des Internationalen Schachverbandes Fide hat er dafür schon erfüllt. Um auch die letzte zu schaffen, hat der 25-Jährige nach dem Jura-Studium ein Schachjahr eingelegt – sein Referendariat soll warten. Zwar kann Holtel von Preisgeldern alleine nicht leben, ein Unentschieden hätte ihm aber eine willkommene Einnahme beschert.
Statt Langweile entwickelte sich dann aber eine der spannendsten Partien in der Geschichte des Wertheraner Schachfestivals: Nach nur fünf Zügen bot Bilovil tatsächlich das erste Mal Remis an. Aber zur Freude der Zuschauer rammte Holtel seine Ellbogen in den Tisch und lehnte ab. Er kannte sich gut aus in der Englischen-Symmetrie-Eröffnung – besser als sein Gegner. Nach wenigen Zügen hatte der Münsteraner Oberligaspieler den jungen Ukrainer komplett überspielt.
Dann aber passierte Unglaubliches: Mehr als 20 Züge stand Holtel mit Schwarz auf Gewinn, mehr als 20 Züge lang verpasst er die entscheidende Fortsetzung. „Ich bin ein positioneller Spieler. In der taktischen Umsetzung vorteilhafter Stellungen muss ich noch besser werden“, erklärte er später seine Versäumnisse.
Lokalmatador Freiberger hinter den Erwartungen
Bogdan Bilovil tauschte eine Figur nach der anderen ab und schlug schließlich im 39. Zug erneut ein Remis vor. Holtel lehnte wieder ab, doch dieses Mal konnte er das Unentschieden nur hinauszögern – und musste Bilovils Erfolg in der Verteidigung schließlich akzeptieren.
Einziger Teilnehmer der A-Gruppe aus dem Altkreis war Jonas Freiberger vom SK Werther. Für ihn verlief das Turnier so schlecht wie selten zuvor: Mit nur 3,5 Punkten trudelte der Mathe- und Philosophielehrer des Kreisgymnasiums Halle auf dem enttäuschenden 22. Platz ein – 13 Ränge hinter seiner Position in der Setzliste.
Für den Veranstalter SK Werther lief es dagegen prächtig: Nach drei Jahren Coronapause war das Schachfestival so früh ausgebucht wie noch nie: 200 Spieler nahmen teil – mehr geht nicht. „Ich habe ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen“, sagte der Vereinsvorsitzende Karl-Ulrich Goecke.
Und hier noch ein paar fotografische Eindrücke des Turniers:
Und zum Schluss noch ein persönlicher Eindruck: Ich habe noch nie in meinem Leben in so kurzer Zeit so viel Kaffee verkauft. An nur einem Sonntagmorgen mehrere hundert Becher – ach was: tausende. Wir sollten Michaels Kaffee-Flatrate an der Verkaufstheke wieder einführen, um die Koffein-Orgie im nächsten Jahr zu bremsen.
Bielefeld (ehu). Karl-Ulrich Goecke hat den Internationalen Meister Dirk Schuh besiegt. Durch seinen Erfolg in der fünften Runde der Bielefelder Stadtmeisterschaft bleibt er mit 3,5 Punkten aussichtsreicher Verfolger des bislang verlustpunktfreien Tabellenführers FM Martin Forchert.
Im Handy-Foto zieht Kalle seinen Bauern nach b4. Der Computer bescheinigt ihm in diesem Moment eine Überlegenheit von 4,3 Bauerneinheiten. Nur einen Zug später erzwingt er einen Turmtausch, um seinem potenziellen Freibauern am Damenflügel zum Durchbruch zu verhelfen. Schuh erkennt daraufhin seine aussichtslose Lage und gibt auf.
Nach Angabe Kalles ist es in einer Partie mit normaler Bedenkzeit sein erster Sieg gegen einen Titelträger dieser Kategorie. Zweimal spielte er Remis gegen Großmeister.
Tum c8! ist der letzte Zug der Partie:
Im Anschluss seines Sieges gönnte sich Kalle – bestens gelaunt – ein großes Bier an der Verkaufstheke. Ich stellte mich neben ihn, tat dürstend und mittellos. Vergeblich – er spendierte nichts und hatte nur Augen für die Analyse.
Die interne Liste der Titelträgerbezwinger führt mutmaßlich Jonas an: Er hat meines Wissens bislang drei Großmeister in langen Partien bezwungen, Jan einen, Michael einen. Ich selbst habe immerhin schon drei Fidemeister besiegt.
Allerdings beruhen die Angaben nur auf meiner matten Erinnerung. Marko, Markus, Rüdiger, Mario und Hacker und haben bestimmt ebenfalls einige schöne Siege gegen Titelträger eingefahren und könnten die Liste vervollständigen.
Demnächst werde ich dazu vielleicht mal eine Kategorie starten: „Skalps von Titelträgern“ – und im Idealfall mit den Partien hinterlegen.