NRW-Klasse, 6. Spieltag: LSV Turm Lippstadt – SK Werther 3,5:4,5

Lippstadt (ehu). Die italienische Eröffnung langweilte. Während meiner Partie blickte ich aus dem Fenster und beneidete eine Kanufahrerin, die auf der Lippe gegen die Strömung paddelte und rote und grüne Tore umkurvte.

Vom ungewöhnlichen Panorama abgelenkt verlor ich auf dem Schachbrett die Kontrolle über das Zentrum. Zuvor war ich in aller Herrgottsfrühe aus Kiel angereist und starb am Brett einen müden Tod.

Meine Null blieb zum Glück die einzige des Tages – zumindest die einzig klägliche. Jan verlor zwar auch, doch sehr heroisch:

 

Seine Endspielstellung gegen Lippstadts 12-jährigen Spitzenspieler und eines der derzeit größten deutschen Schachtalente, Hussain Besou (DWZ 2283), ist im Diagramm remis. Der Computer zeigt 0,0 an.

Besou aber zieht den Bauern nach c4 und seine Stellung ist plötzlich verloren. Im Folgenden schlagen die Spieler Flickflack: Erst vergibt Jan den Gewinn, dann ist es remis, dann vergibt Besou den Gewinn, dann Jan, dann ist’s wieder remis und schließlich gewinnt Besou. Sie hätten würfeln können. Die letzte Siegchance gegen den Fidemeister aus Lippstadt verpasste Jan im 47.Zug: 

Aber wer hätte hier mit Weiß das kryptische Manöver Tb3, Kb7 und Tb4 gefunden? Jan zog Ta8 und die Stellung ist wieder remis. Einen Zug später wandelt er fehlerhaft seinen Bauern um und sein Turm kann die schwarzen Bauern alleine nicht mehr stoppen – sehr unglücklich gelaufen.

Trotzdem haben wir den Kampf gegen den Tabellenzweiten gewonnen – und zwar verdient:

Vor allem dank der Siege von Kalle am zweiten,  Markus am vierten und Mario am siebten Brett.

Leider kann ich an dieser Stelle kein Foto von Kalle einklinken, denn ich habe keines – außerdem dachte ich, er verliert so blind wie beim letzten Mal. Verlegen zeige ich deswegen nur die entscheidende Stellung, die das Blatt zu seinen Gunsten wendet:

Kalles Springereinschlag ist der Zug des Tages – in Kalles Worten ein „Zauberzug“.

Markus gewann nüchtern: Er pflückte bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit die Bauern des Gegners vom Brett.

Während Jan noch kämpfte, zeigte Markus seinen Kameraden stolz den Partieverlauf:

Jonas, Malte, Florian und Markus bei der Analyse von Markus‘ Siegpartie.

Mario setzte seinen Gegner im Endspiel matt.

Vielleicht ließ sich der Lippstädter aber auch mattsetzen, um sein Leiden zu verkürzen, denn er stand zu dem Zeitpunkt mit einem Bauern im Minus und zerstörter Bauernstruktur deutlich auf Verlust. Hier ist Marios Schlussstellung:

Der Mannschaftserfolg kam unerwartet. Zumal wir ohne Marko antreten mussten. Dafür aber boten wir in Florian einen sehr starken Ersatzmann auf, der recht leichtfüßig zum Unentschieden marschierte.

Das Ligaorakel stufte unsere Abstiegswahrscheinlichkeit jetzt auf erträgliche 13 Prozent herab:

Und hier noch der Link zur Schachbund-Ergebnisseite: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

 

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