NRW-Klasse, 2.Spieltag: SK Werther – SV Kamen 2,5:5,5

Werther (ehu). Wir sind tief geplumst: vom ersten auf den sechsten Tabellenplatz. Und das ziemlich unsanft. Denn gut aufgelegte Kamener spielten am zweiten und an den unteren drei Brettern besser. Die Gäste traten zudem mit drei Fidemeistern an:

Eine gute Nachricht gab’s dennoch: Unser Spitzenspieler Jan Haskenhoff hat nach einer kleinen Durststrecke wieder eine Partie gewonnen.

Im Foto unten nimmt er gerade die Aufgabe seines Gegners entgegen – Jan hat am Ende auf dem Brett einen Turm mehr und ein weißes Dauerschach ist nicht in Sicht:

Zuvor erschienen bis zum Beginn des Kampfes um 11 Uhr nur drei Gegner, weil Kamens Spieler am achten Brett einen Zugausfall der Deutschen Bahn beklagte. So zumindest erzählte es mir mein Kontrahent Felix Georg. Deswegen verwalteteten wir bis zum Erscheinen des restlichen Kamener Mannschaftsteils an allen Brettern einen komfortablen Zeitvorteil.

Hier freuen sich Jonas und Marko vor dem Eingang unserer Spielstätte nur scheinbar darüber, dass ich mit einigen Minuten Verspätung zum Kampf erschien. Meine Uhr sei die einzige, die zuungunsten Werthers liefe, riefen sie und lachten. Denn auch die Gegner aus Kamen waren bis dahin noch nicht vollzählig. Jonas forderte darüber hinaus eine Entschuldigung von mir, die ich aber nicht gab – pfffff.
Kalle hat d4 gezogen und muss auf die Antwort seines anwesenden Gegners warten, weil der erst beginnen darf, wenn weitere seiner Mannschaftskameraden erschienen sind – Regel.

Mir brachte der Zeitvorteil nichts. In einem Vorstoßfranzosen opferte ich als Weißer zuerst blind einen Läufer auf h6 und stand komplett pleite, als der Kamener Felix Georg mit einem hübschen Springerzug nach h4 den Sack zumachte. Durch die Gabeldrohung auf f3 verlor ich zwangsläufig eine zweite Figur und hätte sofort aufgeben können, wozu ich mich aber erst nach ein paar sinnlosen Extra-Zügen durchrang:

 

Markus und Kalle vereinbarten gegen favorisierte Gegner früh Remis. Markus nach seinem 9. Zug und Kalle nach dem 15. Zug. Kalle fuhr sofort nach Hause. Währenddessen ging Markos Plan gegen Fidmeister Weidemann auf: Nach einer Abtauschorgie im Skandinavier erzielte unser Mann als Schwarzer sicheren Ausgleich.  Das Remisangebot im 20. Zug nahm Marko an.

Hier ist seine Schlussstellung, die der Computer staubtrocken mit 0,1 Bauerneinheiten bewertet:

Eine persönliche Bemerkung sei gestattet: Wenn wir immer alle so zahm spielen, könnten wir vielleicht einen Friedenspreis gewinnen, aber keinen  Mannschaftskampf. (Gut, wenn wir alle immer zu spät zum Mannschaftskampf erscheinen, gewinnen wir noch nicht einmal einen Friedenspreis – aber darum geht’s ja nicht)

So lagen wir nach vier Partien 1,5:2,5 hinten. Es folgten drei Niederlagen unsererseits hintereinander. Zuerst gab Mario den Kampf auf, nachdem er zuvor einen Bauern gewonnen hatte und trotz einer gewinnbringenden Initiative einen Springer einstellte – sehr unglücklich:

Das Foto zeigt das Schlussbild, in dem Mario (rechts) soeben aufgegeben hat, weil er einen Springer im Minus ist und nun nach dem Schlusszug Td8 noch eine seiner Schwerfiguren tot umfällt. Zumindest hat er die geschlagenen Figuren hübsch aufgereiht.

Malte fügte unserem Konto eine weitere Null  hinzu. So sieht er aus, wenn er noch zuversichtlich ist:

Mit den schwarzen Steinen kam er nach einigen schwachen Rückzügen in Bedrängnis.  So hüpfte der gegnerische Springer in seine Stellung und Malte geriet in Not. Im Schlussbild kann er die Umwandlung eines weißen Bauerns nicht mehr verhindern:

Und schließlich zeigt ein Filmchen, den letzten Trickversuch von Jonas (rechts) am zweiten Brett. Doch Chris Huckebrink bleibt cool und antwortet mit einem unaufgeregten Schach, wonach unser Mann die Waffen streckt:

Und hier der Link zur Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

Die 2. in der Verbandsklasse

Nach dem Aufstieg aus dem Schachbezirk Bielefeld in die Verbandsklasse des Schachverbandes OWL begann die 2. mit einem schönen Sieg gegen die 2. Mannschaft des Rhedaer SV. Am Spitzenbrett spielte erstmalig Florian Schwartz, der nach langjähriger Turnierabstinenz einen schönen Einstieg in den SKWerther und die Mannschaft ablieferte. Von Anfang an gut stehend führte er seine Partie sicher zum Sieg. Am 2. Brett kämpfte Michael Henkemeier in einem bereits verloren geglaubten Endspiel weiter, um – mit einigen Hilfen des Gegners am Ende doch noch den vollen Punkt mitzunehmen. Am dritten Brett vergriff sich Mesud Mujanovic in einem günstigen Endspiel und verlor die Partie. Ralf Diele konnte das elfjährige Nachwuchstalent der Rhedaer sicher im Remisbereich halten, während Reinhard Geisler einen schönen Start-Ziel-Sieg hinlegte. Manfred Daubs Partie verlief lange im Rahmen der Remisbreite, ging aber dann nach einen Fehler verloren. Ebenfalls lange remislich lief die Partie von Kevin Deniz, bis er seiner Gegnerin eine Qualität abnehmen konnte, wonach das Spiel langsam aber sicher verloren ging. Am letzten Brett spielte Kacper Mindak, der nur noch im Ersatz aufgestellt ist, weil er Werther studienbedingt (leider!) verlassen wird. Er konnte seine Partie hinten natürlich sicher gewinnen. Endergebnis: 5,5:2,5 für Werther.
Im zweiten Kampf am 15.10. in Hücker-Aschen lief es dann nicht so gut. Zunächst ging es noch: Obwohl Reinhard Geisler nach wenig überzeugender Eröffnung (König in der Mitte, wenig Raum) die Partie verloren geben musste, konnte Mesud Mujanovic schnell ausgleichen. Ersatzspieler Felix Linnenbrügger wich zahlreichen taktischen Drohungen seines Gegners umsichtig aus und ging dann auf dessen Remisangebot ein. Ein sicheres Remis auch an Brett 7, an dem es Manfred Daub mit dem Hückeraner Nachwuchstalent Kristjan Heidemann zu tun hatte. Die übrigen Partein standen durchaus aussichtsreich für Werther und Florian Schwartz konnte dann die Führung erzielen, indem er seinem Gegner, der sich in hochgradiger Zeitnot in einem leicht schlechteren Endpspiel im letzten Zug vor der Zeitkontrolle vergriff, zweizügig einen Turm abnehmen konnte, wonach die baldige Aufgabe folgte. Danach dann das Desaster: Rüdiger Kraetzer nahm am Spitzenbrett das Remisangebot seines Gegners an, der leicht verzweifelt abwechselnd Mattdrohungen und Remisschaukeln aufbaute, aber bereits erheblichen Materialnachteil zu verzeichnen hatte. Eine erste oberflächliche Analyse deutete darauf hin, dass hier vielleicht auch der ganze Punkt möglich gewesen wäre. Inzwischen war auch die Partie von Ralf Diele in den Bereich hoffnungslos gekippt und Michael Henkemeier kämpfte nach einer nicht zu Ende gerechneten Kombination noch ein paar Züge lang gegen das nicht mehr aufzuhaltende Ende. Endergebnis: 3,5:4,5 für Hücker. Hier wurden hoffentlich keine Punkte liegen gelassen, die später fehlen könnten – aber die Saison ist ja noch lang.

NRW-Klasse, 1. Spieltag: Herforder SV KS – SK Werther 2:6

Herford (ehu). Wir haben zum Auftakt der Saison die Tabellenführung übernommen. Das ist ein Diagramm wert:

Fragen wir das Liga-Orakel, trügt das Bild aber:

Denn demnach haben wir in den kommenden Kämpfen leider nur zu 1,9 Prozent etwas mit dem Aufstieg zu tun – und das selbst nach dem Kantersieg gegen die Herforder, die im Übrigen statistisch nur zu 0,1 Prozent auf den Klassenerhalt hoffen können.

Unsere Hoffnung war unser „Neuzugang“ und Eigengewächs Malte. Er spielte am siebten Brett seinen Gegner an die Wand.

Schon im 16. Zug zerstörte er mit einem Springeropfer auf f7 das Fundament des gegnerischen Königshauses:

Nach der Folge Kxf7 17.dxe6+ Ke7 18. Da3+ stellte der Herforder seinen Widerstand zurecht ein. In der Schlussstellung beziffert der Computer Maltes Vorteil auf 36 Bauerneinheiten – das reicht zum Sieg.

Jonas mit den schwarzen Steinen am zweiten Brett brauchte nur vier Züge mehr als Malte, um den vollen Punkt einzustreichen. Seine Schlussstellung, in der er soeben seiner Mehrfigur noch einen Bauern auf c5 zugefügt hat,  sieht so aus:

Ich holte den dritten Punkt und bezwang den nominell schwächsten Herforder Spieler. Dabei ermöglichte mir der Weiße eine Schluss-Kombination, die vermutlich viele Anfänger leicht lösen können. Daher werde ich das forcierte Matt in zwei Zügen dem Leser überlassen: 

Marko am dritten Brett war wie immer gut vorbereitet:

Schon ausgangs der Eröffnung erspielte er sich gegen Ivan Stoimenov ein spürbares Übergewicht, dass er bis zur Zeitkontrolle ausbaute. Im 41. Zug zwang er seinen Gegner mit einem Randbauernvorstoß zur Aufgabe. Hier ist sein Schlussbild, in der Marko, um zu gewinnen, nur den weißen c-Bauern nicht anfassen durfte – das hat er geschafft:

Unser Spitzenspieler Jan Haskenhoff kassierte als Einziger im Team eine Null. Im Bild unten, ist der Käse längst gegessen.

Zuvor hatte Jan nach dem zwölften Zug seines Gegners ein Remisangebot abgelehnt. Wenig später steckte er die Qualität ins Geschäft. Danach ging es stetig bergab. In der folgenden Stellung setzte Herfords Michael Loemker unseren Mann in drei Zügen Matt. Einen Zug vor dem Matt gab Jan auf. 

Mario am achten Brett kam nicht über ein Remis hinaus. Immerhin sicherte sein halber Punkt den Mannschaftserfolg ab.

So sah seine Stellung zum Schluss aus seiner Sicht aus: perspektivlos.

Kalle führte währenddessen ein klar vorteilhaftes Endspiel mit zwei Türmen gegen Turm und Springer sicher zum Sieg:

Hier ist sein letzter Zug der Partie:

Markus Henkemeier, der im Foto oben neben Kalle sitzt, spielte als Letzter – und zwar lange, sehr lange um genau zu sein. Im Endspiel lehnte er ein Remis ab. Eine vorbildliche kämpferische Haltung. Das tat er aber, als die Luft aus seiner Stellung längst heraus war. Kalle wollte nach Hause fahren, so habe ich das Ende nicht mehr mitbekommen. Es ging jedenfalls Remis aus. Aber erst nachdem Markus‘ Gegner fälschlicherweise dreimalige Stellungswiederholung reklamierte, wie Jonas den Nachhausefahrern per Signal-App mitteilte. Ein Schiedsrichter war nicht anwesend und keiner schien zu wissen, wie man eine Zweiminutenstrafe bei einer Digitaluhr eingibt. Also schien auch Markus keine Lust mehr zum Weiterspielen zu verspüren.

Hier noch pro forma der Link zur Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1.

Zwölfjähriger gewinnt Paul-Sahrhage-Pokal

Werther (ehu).

Mykola Korchynskyi (Mitte, Elo 2153) hat die dritte Ausgabe des Schnellschachturniers um den Paul-Sahrhage-Pokal gewonnen. Der zwölfjährige Ukrainer erkämpfte acht Punkte in neun Runden und blieb als Einziger im Turnier ohne Niederlage.

Korchynskyi bezwang unter anderem  den hohen Favoriten und späteren Zweitplatzierten Bogdan Bilovil (Elo 2404) von den Schachfreunden Bad Emstal/Wolfhagen, und remisierte gegen die Internationale Meisterin und spätere Drittplatzierte Anna Zozulia (2229) vom Bochumer SV. Den Lokalmatador Jonas Freiberger (2204) vom SK Werther setzte Korchynskyi sogar matt und verwies ihn damit am Ende auf den fünften Platz.

In folgender Stellung hatte Korchynskyi soeben wie aus der Pistole geschossen den Zug  Turm h1 aufs Brett geknallt  – matt. Wäre Jonas am Zug gewesen, hätte er Korchynskyi in zwei Zügen mattgesetzt:

Mit nur 42 Teilnehmern war das Turnier zahlenmäßig schwach besetzt. Verkraftet hätte der Saal im  Gemeindehaus mehr als die doppelte Anzahl Schachspieler. Doch es fehlten vor allem Spieler mittlerer Spielstärke zwischen DWZ 1500 und 2000. Wo sind sie gewesen?

Immerhin aber bot die Veranstaltung an den oberen Brettern hochwertiges Schach: Im Bild unten erkennt Anna Zozulia nach einigen weiteren Zügen den Sieg Bilovils an.

Spannend war die siebte Runde am ersten Brett: Unter den Augen zahlreicher Kiebitze spielte Sviatoslav Sunko mit Weiß gegen den späteren Turniersieger Mykola Korchynskyi. Beide waren nach einer Vielzahl von Zügen auf das Inkrement angewiesen. Korchynskyi kämpfte dabei  in einem nackten Damenendspiel mit Mehrbauern um die Führung im Turnier und eine mögliche Vorentscheidung. Nur mühsam entkam er den Schachgeboten der gegnerischen Dame. Als der Vorteil endlich siegbringend angewachsen war, und sein Mehrbauer schließlich die vorletzte Reihe erreicht hatte, stellte er den Bauern einzügig ein – remis:

In der unteren Tabellenhälfte tummelten sich zahlreiche vielversprechende Talente des SK Werther:

Joschua Ruschhaupt ist hier gerade auf dem Weg, den lästigen schwarzen Springer mit dem Zug a3 zu vertreiben.
Und hier hat Joschua seinen Gegner mit Dame und Springer schließlich mattgesetzt. Er wendet sich anderen Dingen zu, während Hobbyspieler Daniel Weßling das Mattbild anscheinend skeptisch beäugt.
Insa Marie Schwittay ergattert vier Punkte und landet am Ende auf dem 28. Platz. Sie war an 27. gesetzt.
Henrik Schwittay eifert seiner großen Schwester nach.
Felix Linnenbrügger schnappt sich einen Ratingpreis
Florian Schwartz (links) bezwingt Kevin Deniz. Schwartz landet schließlich auf dem achten Platz. Er war an 12 gesetzt.
Jonas Stampehl ergattert drei Punkte.
Michael Henkemeier ist einer der Turnierverantwortlichen.
Bernhard Sahrhage trägt unentspiegelte Brillengläser.
Draußen vor dem Gemeindehaus waren Analysebretter aufgebaut. Das Wetter war ein wenig zu warm.
Hier sind alle zusätzlichen Preisgeldgewinner versammelt – bis auf die drei Erstplatzierten (siehe oben).

Und hier noch der Link zum Turnierresultat: https://chess-results.com/tnr783180.aspx?lan=0&art=1&fed=-

Mein Sommerhit an der Ostsee

Kiel (ehu). Vor wenigen Wochen nahm ich am 35. Kieler-Open teil. 330 Kilometer mit dem Fahrrad ohne Akku strampelte ich ab, bis ich nach drei Tagen die Landeshauptstadt Schleswig Holsteins erreichte, wo man überall „Moin“ sagt und dann die Klappe hält. Für das Absolvieren der Strecke klopfte ich mir dauernd selbst auf die Schulter. Für das mäßige Abschneiden beim Schachspielen machte ich meinen schmerzenden Hintern verantwortlich.

Hier kämpfe ich gerade in der neunten und letzten Runde um einen versöhnlichen Abschluss. Die Partie endet jedoch in einem öden Remisschluss. Foto: Lina Hufendiek

Mit fünfeinhalb Zählern landete ich leicht enttäuscht auf dem 28. Platz – drei Ränge unter meinem Setzlistenplatz. Leichte Verluste in Elo und DWZ musste ich verkraften. Immerhin aber bleibe ich ein Ü-1900er! Die Vereinskameraden werden mich weiter siezen müssen, wenn sie um meine Expertise bitten.

Zumal ich eine echte Perle meiner schachlichen Laufbahn produzierte. Und deren Glanz möchte ich hier im Einzelnen beschreiben:

In der dritten Runde saß mir in Christoph Schinkowski als Setzlistenachter (Elo 2145) ein dicker Brocken vor der Nase. Doch was habe ich ihn schwindelig gespielt! Während der gesamten Partie küsste mich die Muse und ein Geistesblitz nachdem dem anderen schoss mir durchs Hirn.

Hier zunächst die Analysekurve und Fehlerrate der Partie:

Der grobe Patzer passiert im 26. Zug, der jedoch nicht den Gewinn vergibt.

Hier geht’s los:

In obiger Stellung malte ich mir aus, dass mein Springer mit einem Riesensatz nach h6 zöge: matt in zwei!!

So war der Plan gefasst und die Züge folgerichtig – auch wenn sie nicht immer den Computervorschlägen entsprachen: 16. h4 Sa5 17. Df4 Sxb3 18. h5! – scheiß auf die Qualle Sxa1 19. Sh2! h6 20. Sg4! Kh7? Bis hier hatte ich gerechnet und jetzt auf weitere Eingebung gehofft:

17 Bauerneinheiten Vorteil bescheinigt mir der Computer, den ich allerdings mit meinem 21. Zug auf 8,5 Einheiten zum Schrumpfen bringe. Ich fand den nächsten Zug trotzdem so gut, dass ich annahm, die Muse würde mich immer noch küssen. Deswegen verpasse ich dem Zug – entgegen der Maschinenmeinung – ein Ausrufezeichen: 21: Ld8! – Schwarz hängt in den Seilen – Dxd8 22. Dxf7+ Kh8 23. Sf6 Lg7 24. Sxe8?! Dd7 25. Dxg6 Sb3? In folgender Stellung scheiden sich die Wege – ich wähle den beschwerlichen:

Gut für mich, dass die schwarze Dame dem schwarzen Läufer lange auf den Füßen steht – Schwarz kann sich kaum befreien: 26. Sd6?? (besser Sf6!! – der Computer hätte geweint vor Glück) Kg8 27. Lh3 Sd2 28. Kg2 Kf8 29. Te2 De7 30. Sxc8 Txc8 31. Txd2 Te8 32. Te2 Df7 33. d4 – materiell im Vorteil und mit der anvisierten Schwäche auf e6, lasse ich den Damentausch natürlich zu – der Patzer schlägt, der Meister lässt schlagen:

Dxg6 34. hxg6 c4 35. f4 Ke7 35. g4 b4 37. f5 a5 Schwarz opfert den Läufer 38. f6+ Lxf6 39. exf6+ Kxf6 40. g5+ hxg5 41. g7 Kxg7 42. Txe6 Txe6? 43. Lxe6 – ein bisschen Schiss vor einem unaufhaltsamen schwarzen Bauern hatte ich noch, aber das würde ich an dieser Stelle natürlich niemals zugeben.

Stattdessen war mir klar: Seiner Überlegenheit fast unmerklich Ausdruck verleihen, kann man wohl am besten, wenn man so zieht wie Kalle: Jeden simplen Zug mit einer leichten Drehbewegung ins Brett schrauben, als würde man einen Dübel im Holz versenken – super nervig.

Es folgte noch a4 44. Lxd5 a3 45. bxa3 bxc3 46. Le4 Kf6 47. a4 Ke7 48. a5 Kd6 49. a6 c2 Lxc2 Kc7 und zum Abschluss schraubte ich 51. d5 ins Brett – Schwarz gab genervt auf. Das ist die Schlussstellung mit dem wandernden Quadrat als Motiv:

In der anschließenden Analyse schraubte ich gerade meinen zehnten Eröffnungszug aufs Brett, als mein Gegner sagte: „Wir brauchen uns das nicht noch mal angucken“, und die weitere Partiebesprechung über die Eröffnung hinaus einfach verweigerte.

 

 

 

Sommerfest

Ein paar Impressionen von unserem Sommerfest:

Jonas feuert an.
Emma und Lina erwartungsvoll.
Das Wetter war zwischenzeitlich nicht ganz so toll. Hier ist Ilya zu sehen bei seiner Ankunft nach der Fahrradfahrt von Häger nach Theenhausen. Gute Laune hat er trotzdem!
Die Würstchen, der Kartoffel- sowie der Krautsalat waren exzellent. Hier sind alle schon zielmlich satt.
Ekki lässt die Jugend an einem Schwank aus seiner Jugend teilhaben.
Heinrich kam etwas später und hatte Glück noch eine Wurst zu erwischen.
Und am Ende war das Wetter wieder gut und es wurde auch noch Schach gespielt.

Vielen Dank an Jonas Freiberger für das Besorgen des Essens und der Getränke und für die Ausrichtung des Festes unter dem regensicheren Dach seines geräumigen Carports!

NRW-Klasse, 9.Spieltag: SK Werther – SC Porta Westfalica 6:2

Werther (ehu). Die erste Mannschaft des SK Werther hat am letzten Spieltag der NRW-Klasse Porta Westfalica geschlagen – und zwar deutlich. So tauschten wir in der Abschlusstabelle die Plätze und sind respektabler Vierter:

Die Saison 2022/23 war sportlich gesehen ein Erfolg. Die mannschaftliche Geschlossenheit hingegen war es nicht. Das war im abschließenden Saisonspiel gegen Porta nicht anders: Uns fehlten in  Marko und Markus erneut zwei Stammspieler. Die dauernde Personalnot brachte uns einen Treppchenplatz in einer unrühmlichen Kategorie ein:

Im Abschlusskampf musste das gegnerische Team zum Glück für uns sogar drei Stammspieler ersetzen, was ihm nur an zwei Brettern gelang, so dass wir zu Beginn schon 1:0 in Führung lagen:

Rüdiger freut sich diebisch über den kampflosen Punkt am vierten Brett.

Heinrich und Mesud ersparten dem Verein durch ihre Hilfe als Ersatzspieler jeweils mindestens 50 Euro Strafe. Beide erspielten sich darüber hinaus Gewinnstellungen:

Heinrich holt am Ende immerhin ein Remis heraus.

Mehr als 40 Züge verwaltete Heinrich am achten Brett einen großen Vorteil. In folgender Stellung verpasste er ein Matt in drei Zügen:

Stattdessen zog er Da6 und stellte einige Züge später seinen Springer ein. Er wird sich sehr geärgert haben,  doch immerhin erreichte er gegen eine deutlich höher eingestuften Gegner (DWZ 1415) die Punkteteilung.

Die Partie von Mesud am siebten Brett endete kurios. „Typisch Mesud“, könnte man sagen:

In einem Nahtod-Endspiel mit nur noch fünf Klötzchen auf dem Brett, klemmte der Gegner Mesuds schwarzen König ein:

Nichts geht mehr – fast nichts. Denn scheinbar braucht der Weiße jetzt nur seinen König rauf und runter ziehen, um den Gegner weiter einzuknasten. Das ist aber falsch und ein bisschen Grübeln wäre auch in dieser Stellung gut gewesen. So zog  er seinen König im 61. Zug ins Verderben nach f1 – und streckte nach Mesuds Turmschach auf f5 die Waffen, weil der schwarze König mit Tempo dem Knast entkommt.

Kalle vereinbarte in der Zwischenzeit Remis nach nur 15 Zügen gegen den stärksten Spieler Portas, Evgeni Kirnos. „Es ging ja um nichts mehr“, sagte er im Anschluss.

Kalle hat in Evgeni Kirnos wie schon zwei Woche zuvor den spielstärksten Gegner erwischt – im 15. Zug nimmt der das Remisangebot Kalles an.

Drei Züge eher schloss Mario mit seinem Gegner im 12. Zug Frieden.

Jonas hingegen wollte gewinnen, was ich sehr sympathisch finde:

Dazu traf er gegen seinen blinden Gegner, René Adiyaman, eine mutige Eröffnungswahl und belohnte sich mit forschem Vorgehen. Ein schöner Moment der Partie ist sein Läufereinschlag auf h7 im 24. Zug:

Schließlich setzte er seinen Gegner im 45. Zug matt.

Ich versuchte währenddessen am sechsten Brett mit Weiß einen Sieg aus einer hohlen Lücke herauszuquetschen. Mir fehlte die Dame und mir fehlten die Mittel.  Zweimal lehnte ich das Remisangebot meines Kontrahenten ab und musste am Ende selbst um den halben Punkt winseln. Schließlich wickelte ich in ein Turmendspiel mit Minusbauern ab und bot Remis: Jetzt wiederum lehnte mein Gegner ab. Er sah aber nach wenigen weiteren Zügen die Vergeblichkeit seines Bemühens ein – oder auch nicht, denn er willigte ins Unentschieden ein mit der Bemerkung:  „Ich möchte zu meiner Tochter und das Spiellokal verlassen, deswegen nehme ich an.“

Es folgt das Stellungsbild vor der Abwicklung. Keine spannende Sache, aber weil später in der Analyse mehrere meiner Mannschaftskameraden! gleichzeitig gegen mich einen schwarzen Sieg nachzuweisen versuchten, blende ich das Endspiel hier ein.

Ich würde das Ding auch gegen Stockfish 5000 noch Remis halten – ihr Pappnasen.

Spannung bot Jans Partie. Um die zu empfinden bedarf es allerdings eines innerlichen Zeitraffers. Mario sprach beim Beobachten unseres nahezu bewegungslos am Brett verharrenden Spitzenspielers sogar von „Meditation in Reinkultur“ – oder so ähnlich. Hier lächelt Jan noch:

Jan konzentriert sich, landet zwischendurch in einer Verluststellung und gewinnt dennoch.

Später landete er mit den schwarzen Steinen in einer schlechten Stellung:

Hätte Weiß Dh6 gezogen und mit Matt gedroht, hätte der Mann von Porta Westfalica seinen Vorteil gewahrt. Doch er wählte zunächst den zahmen Zug h3, opferte später gar ohne Not seine gewonnene Qualität zurück, so dass Jan ihn im Turmendspiel schließlich auskontern konnte. Hier ist die Schlussstellung, in der Jan seinen Bauern soeben nach e4 gezogen hat. Der Computer beziffert den Vorteil auf 7,7 Bauerneinheiten:

Im neuen Lokal „Dicke Dornberg“ endete die Saison zwischen saftigen Tapas und knackigen Zügen. Von links – Mesud, Markus, Kalle und Jonas.

 

 

 

II. steigt auf

Nach einer überzeugenden Saison mit sieben Siegen und nur zwei Unentschieden geht die II. Mannschaft mit 16 Mannschaftspunkten und 49 Brettpunkten als Tabellenerster in die Sommerpause. Zweiter wurde BSK III mit 15 Mannschaftspunkten und 54 Brettpunkten (davon allerdings 2×8 Punkte kampflos in den letzten beiden Runden) vor Heepen II mit 12 MP und 40,5 BP.
Bester Spieler der gesamten Liga war Malte Prochnow (Brett 2) mit 8 Punkten aus 9 Partien; auch Mesud Mujanovic (Platz 5 der Topscorer mit 6/8), Joschua Schramm und Reinhard Geisler (Platz 8/9 mit 6/9) konnten sich unter den TopTen der 139 Spieler platzieren. Insgesamt lag die Ertfolgsquote bei allen Stammspielern bei mindestens 60 %!
In der nächsten Saison wird die Mannschaft in der Verbandsklasse des Schachverbandes OWL starten.
Herzliche Glückwünsche an die gesamte Mannschaft und viel Erfolg in der neuen Saison.

NRW-Klasse, 8.Spieltag: SV Hemer 1932 – SK Werther 5,5:2,5

Hemer (ehu). Im Sauerland haben wir auf die Rübe gekriegt. Schon während der fast zweistündigen Anreise empfahl ich Kalle, zur Entspannung das dortige Felsenmeer zu besuchen:

Von Asio otus – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11062361

Es hätte uns allen frische Luft eingeimpft. Stattdessen herrschte drückende Personalnot. Drei Stammpieler fehlten: Jan, Markus und Rüdiger. Wir trieben nur zwei Ersatzspieler auf: Michael und Joshua.

50 Euro Strafe für das freigelassene Brett 6:

Ich finds erbärmlich und meine, dass wir vor der nächsten Saison anders aufstellen müssen.

So waren wir jedenfalls von Beginn an in der Außenseiterrolle und wurden ihr gerecht: Joshua und Marko strichen als Erste die Segel. Hier habe ich Markos Kapitulation gegen den Buchautor des Londoner Systems, Marcus Schmücker, mit unruhiger Hand filmisch festgehalten:

Markos Schlussstellung sieht tatsächlich traurig aus:

Währenddessen lungerte Michaels Läufer am siebten Brett tatenlos hinter der eigenen Bauernkette herum. Wo befindet sich nochmal die Arbeitsdiagonale der Läufer? Vor der Bauernkette! Ach egal. Auch hier war die Niederlage gegen einen fast 2000-DWZler nur schwer zu vermeiden.

Michael

Joshua erging es ähnlich. Auch er musste früh aufgeben, zu stark war sein Gegner (DWZ 2090), der fast 600 Punkte über unserem Mann rangiert:

Joshua

Den Schimmer eines Lichtblicks spendete Kalle: Sehr solide trug er seine Partie gegen den bis dahin verlustpunktfreien Topscorer der Liga vor, Timo Leonhard. Das bescherte ihm zurecht ein trockenes Turmendspiel und einen halben Punkt.

Kalle

Mario indes blickt im Foto unten skeptisch auf sein Läuferendspiel mit einem Minusbauern:

Mario

Seine Stellung ist zu dem Zeitpunkt total platt und sieht so aus:

Mario zog seinen Bauern nach g4, sein Gegner antwortete e4! und schien schon wie der sichere Sieger auszusehen: 5,2 Bauerneinheiten Plus für Weiß, sagt der Computer. Doch Mario verdiente sich einen halben Punkt durch Ausdauer und Hartnäckigkeit – und dank einiger schlechter Züge seines Gegners. Er nutzte schließlich die falsche Eckfarbe des gegnerischen Läufers für einen Festungsbau – trotz zwei Minusbauern.

Jonas‘ Partie ging ebenfalls äußerst glücklich Remis aus – nämlich durch ein Dauerschach, das keines ist.

Jonas (links)

Die Remisvereinbarung geschah in obiger Stellung, die der Rechner mit mehr als sieben Bauerneinheiten zugunsten von Schwarz bewertet. Vielleicht aber war’s Jonas Gegner auch egal, denn zudem Zeitpunkt stand der SV Hemer längst als Sieger fest. Hemers Spitzenspieler offerierte die Punkteteilung, Jonas nahm sofort an.

Ich gewann als Einziger im Team, was wohl zum ersten Mal vorgekommen ist. Dabei verteidigte ich immerhin die mannschaftsinterne Topscorerposition und zauberte ein paar schöne Züge aufs Brett, wie Turm d7! zum Beispiel:

und wenig später den Springerzug nach e5, der die schwarze Dame gewinnt:

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Genutzt hat es mir, aber nicht der Mannschaft. Der Kampf ging 2,5 zu 5,5 verloren. SC Porta Westfalica zog an uns vorbei und wir sind nur noch Fünfter. Im letzten Saisonspiel in einer Woche können wir unseren vierten Platz beim Aufeinandertreffen mit Porta zurückerobern. Doch angesichts der erneut fehlenden Stammspieler glaube ich nicht daran.

Hier ist der Link zur Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1