Bogdan Bilovil gewinnt zum dritten Mal in Folge das Schloss-Open

Der Sieger des 28. Schloss-Opens: IM Bogdan Bilovil.

Werther (ehu). „Ohne Anschnallgurt wäre ich jetzt tot“, sagt Bogdan Bilovil vom Oberligisten Schachfreunde Bad Emstal/Wolfshagen. Auf der Fahrt zum Mannschaftskampf erlitt der 19-jährige Internationale Meister Ende Februar bei einem Frontalzusammenstoß auf einer Bundesstraße bei Hofgeismar zwei Frakturen im Rücken.

Frontalzusammenstoß auf der B83 bei Hofgeismar. Der Renault im Vordergrund geriet in den Gegenverkehr, im Auto dahinter saß Bogdan Bilovil. Copyright: Feuerwehr Hofgeismar

Eine 42-jährige Frau hatte nach Angabe Bilovils während der Autofahrt einen Herzinfarkt erlitten. Sie geriet auf die Gegenfahrbahn und stieß mit dem VW Touran zusammen, in dem Bogdan Bilovil im Fonds saß. Die Frau musste wiederbelebt werden, Bilovil wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert.

Zwei Monate später bereitet ihm langes Sitzen noch etwas Schmerzen – für den angehenden Großmeister ein echtes Handicap. Öfter als üblich erhebt er sich deswegen von seinem Platz und spaziert bei seiner dritten Teilnahme am Schloss-Open durch den Turniersaal. Für Bilovil ist es das erste Schachturnier nach seinem Unfall.

Seine Erstrundenpartie geht der Favorit verhalten an: „Ich musste mich erst einmal wieder einfinden“. Er spielt Remis gegen den deutlich schwächer eingeschätzten Tim Fuhlrott von der SG Bünde und findet sich zunächst im Mittelfeld wieder.

Von da an lenkt ein ehemaliger Wertheraner Schachspieler die Blicke der 45 Teilnehmer in der A-Gruppe auf sich: Vitali Braun. Braun ist Fidemeister, spielt derzeit in der Oberliga am vierten Brett von SK Gernsheim und besitzt die stattliche Elozahl von 2309 Punkten. Vor zwanzig Jahren vertrat er den SK Werther in der Oberliga. Heute arbeitet der promovierte Physiker hauptberuflich als Weltraumforscher bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Darmstadt.

Vitali Braun besitzt einen beneidenswerten Wikipedia-Eintrag: Er ist Schachspieler und Weltraumforscher.

Für die ESA berechnet er das Risiko, das umherfliegender Weltraummüll den Satelliten und der bemannten Raumfahrt bereitet. So hören die Astronauten nach seiner Angabe während ihres Aufenthaltes auf der Internationalen Raumstation (ISS) immer wieder bedrohliche „Klong-Geräusche“ -Einschläge in die Außenhülle der Station.

In der ersten Runde setzt Vitali Braun seinen Gegner unter Damenopfer in vier Zügen hübsch matt:

Matt in vier Zügen. Hier ist die Lösung, die jeder ambitionierte Schachspieler vermutlich problemlos selbst aufspüren kann: Sg6+ Kg8 Dxh7 Kxh7 Tf7+ Kg8 Sh6 matt.

Drei weitere Siege in Folge untermauern seine Führung. In Runde fünf treffen Braun und Bilovil aufeinander. Die Partie ist zum Gähnen: In der Nimzowitsch-Indischen-Verteidigung folgen die Führenden einer klassischen Variante und vereinbaren nach nur 15 Zügen Remis.

Erst die Schlussrunde entscheidet über den Ausgang an der Spitze: Während Braun über ein Unentschieden nicht hinauskommt, zieht Bilovil mit einem Sieg gegen Maurin Möller vom SK Blauer Springer Paderborn an Braun vorbei und sichert sich seinen dritten Schloss-Open-Erfolg in Folge.

Auf die Frage, welche seiner Schloss-Open-Partie am schönsten endete, wählt Bogdan Bilovil seinen Sieg in der zweiten Runde gegen Frank Eggenstein:Bilovils Springer ist nach f3 gehüpft. Von dort droht Schwarz ein Matt mit dem Turmschwenk nach h6. Wenn Frank Eggenstein den Springer schlägt, verliert er die Qualität, wenn er ihn nicht schlägt, wird er mattgesetzt. Das klassische Dilemma löst der Weißspieler, indem er die Partie aufgibt.

In einem kleinen Video zeigt der Turniersieger die hübsche Schlusssequenz:

Nur einen Tag vor dem Turnierstart verlieh der Welt-Schachverband Fide Bilovil den IM-Titel. Jetzt strebt er den Großmeister-Titel an. Eine Norm besitzt er schon. Im kommenden Sommer will Bogdan Bilovil, der zurzeit in Gütersloh wohnt, ein Turnier in Frankreich spielen, um eine zweite der drei nötigen Normen zu ergattern und die Elo-Marke von 2500 Punkten zu überschreiten – die Reise nach Frankreich tritt er mit dem Zug an und nicht mit dem Auto.

Die heimischen Schachspieler reißen indes bei ihrer Turnierteilnahme keine Bäume aus: Fast alle schneiden entsprechend ihrem Erwartungswert ab. Der Spitzenspieler des Ausrichtervereins SK Werther etwa, Jonas Freiberger, landet als Setzlistenelfter in der A-Gruppe auf dem zehnten Platz. Sein Teamkollege Florian Schwartz kassiert fünf Niederlagen in Folge und muss nach einem Schlussrundensieg mit dem drittletzten Platz vorliebnehmen.

Vierte Runde am dritten Brett: Jonas Freiberger (2196) – Maurin Möller (2248) 0:1.
Florian Schwartz vom Ausrichterverein SK Werther wagt nach seinem zweiten Platz in der B-Gruppe des Vorjahres den Ausflug in die A-Gruppe: Er wird Drittletzter, gewinnt aber immerhin die Schlussrunde.

Ekkehard Hufendiek, der Berichterstatter vom SK Werther, landet in der B-Gruppe mit 3,5 Punkten aus fünf Partien auf dem zehnten Platz. In der C-Gruppe schneidet von den Altkreisspielern Felix Linnenbrügger am besten ab: Er erobert mit 3,5 Punkten Rang vier und erreicht damit die Preisgeldränge. Joshua Schramm wird 23., Andreas Diembeck 26. und Insa Marie Schwittay 44..

Blick in den Hauptspielsaal mit den unteren Brettern der A-Gruppe im Vordergrund.
Joshua Ruschhaupt vom SK Werther siegt in der dritten Runde der D-Gruppe mit den weißen Steinen.
Jonas Stampehl vom SK Werther gewinnt mit Schwarz.

Die D-Gruppe schließen Paul Böckmann und Aaron Schramm mit jeweils 3,5 Punkten aus fünf Partien auf dem neunten und zehnten Platz ab. Zwei Nachwuchshoffnungen des SK Werther, Jonas Stampehl und Joshua Ruschhaupt, landen auf Platz 18 und 19. Anton Weßling wird 27., sein Vater Daniel 35.. Colin Sahrhage wird 40., Mathematikprofessor Stefan Bauer landet bei seiner dritten Turnierteilnahme auf dem 51. Platz.

Und hier noch einige Fotos und Videos vom Turnier in loser Folge:

Der Schiedsrichter Dirk Husemann (v.l.) und der Vorsitzende des SK Werther Markus Henkemeier mit den vier Gruppensiegern IM Bogdan Bilovil (A-Gruppe), Felix Pennig (B-Gruppe), Vitalii Makoveienko (C-Gruppe) und Moritz Wagner (D-Gruppe).
Maurin Möller vom SK Blauer Springer Paderborn spielt ein starkes Turnier und landet punktgleich mit Maurice Gulatz und Klaus Schmitzer auf dem dritten Platz.
Ashwath Kaushik ((Elo 1958) aus Singapur ist neun Jahre alt. Nach Angabe seines Trainers Ilja Zaragatski weist das Guiness-Buch der Rekorde den Jungen als jüngsten Spieler der Welt auf, der einen Großmeister besiegte. Im Alter von acht Jahren bezwang er den polnischen GM Jacek Stopa. Beim Schloss-Open verlor er die Auftaktrunde gegen unseren Lokalmatadoren Jonas Freiberger und weinte. Zwei Siege und ein Remis folgten. Nach der vierten Runde stieg er aus dem Turnier aus. Die Gründe kenne ich nicht.
Die derzeitige Rangliste der jüngsten Großmeisterbezwinger der Welt im Schach. Quelle ist folgender Link von chess.com: https://www.chess.com/de/news/view/8-jaehrige-ashwath-schlaegt-schachgrossmeister-und-stellt-einen-neuen-weltrekord-auf
Die 15-jährige Lisa Sickmann (DWZ 1998) vom Lübecker SV ist die derzeitige Nummer Acht im weiblichen Förderkader des Deutschen Schachbundes.
Fabian Schaller (Elo 2083) spielt ein starkes Turnier. Der Mann vom SV Welper holt 4,5 Punkte, verpasst die Preisgeldränge nur knapp und landet am Ende auf dem neunten Platz.
Zielgenau schiebt Jonas Freiberger seinen Mehrbauern nach vorne. Wenige Züge später gibt Meinolf Kemper vom SK Delbrück seinen Widerstand auf.
FM Mykola Korchynskyi von den Schachfreunden Essen-Katernberg wird mit 4,5 Punkten Neunter. Er ergattert den U18-Sonderpreis in Höhe von 80 Euro.
Die letzte Partie des Turniers: Die Kontrahenten in der B-Gruppe hängen am seidenen Faden des Inkrement-Modus‘. Die Partie ist äußerst spannend und ein Fest für die Kiebitze. Am Ende setzt sich der Fidemeister Milan Kandic von den Sfr. Bad Emstal/Wolfshagen gegen den jungen Adam Popkiewicz vom Bielefelder SK durch. Nach Angabe eines Bielefelders spielt Popkiewicz erst seit einem Jahr Schach.

Im folgenden kurzen Video zeigt Jonas seine Schlusskombination gegen den 9-jährigen Ashwath Kaushik aus Singapur. Leider ohne Kommentar, so dass man dem Geschehen nicht ohne Weiteres folgen kann – aber egal:

Kurze Stippvisite in Werther: Großmeister Ilja Zaragatski schaute zu Beginn der zweiten Runde seinem Schützling Ashwath Kaushik über die Schulter – dann verschwand er wieder.

Beginn der zweiten Runde im A-Open:

Der internationale Schiedsrichter Dirk Husemann erklärt dem neunjährigen Jungen aus Singapur wie er die Züge gegen den blinden René Adiyaman ansagen muss:

Valentyn Prokofiev ist Mitfavorit und erleidet gegen Vitali Braun eine schmerzliche Weiß-Niederlage. Damit scheidet er aus dem Rennen um den Turniersieg aus. Das Foto zeigt ihn im Spiel der dritten Runde gegen CM Maurice Gulatz (paff-morris), dass Prokovief gewann.
Yonathan Winkler vom Bielefelder SK unterliegt in der vierten Runde Fidemeister Mykola Korchynskyi von den Schachfreunden Essen-Katernberg.
WFM Helena Neumann (Elo 2082) vom Gütersloher SV hat innerhalb nur eines Jahres fast 350 Elopunkte gewonnen.
Der Schachstreamer Maurice Gulatz von der SG Kirchlengern (links) verliert zwar gegen den Internationalen Meister Valentyn Prokofiev, spielt aber ein gutes Turnier und landet letztlich auf dem vierten Rang – drei Plätze vor Prokofiev.
Linus Kraus vom SK Turm Schiefbahn platziert ein Maskottchen neben seinem Brett.
Herbert Kruse aus Bielefeld legt eine Punktlandung hin: Mit Platz 13 bestätigt er seinen Setzlistenplatz in der A-Gruppe.
Joshua Schramm vom SK Werther in der C-Gruppe.
Bogdan Bilovil drückt im Spiel mit Frank Eggenstein die Uhr.
Der spätere Zweitplatzierte Dr. Vitali Braun bezwingt in der zweiten Runde Yonathan Winkler vom Bielefelder SK.
Ashwath Kaushik hält mit den weißen Steinen Remis gegen den Fidemeister Cedric Chassard, der soeben seinen Turm zieht.
Auf der linken Seite im Bild sitzen Insa Marie Schwittay (hinten) und Andreas Diembeck vom SK Werther.
Anton Weßling vom SK Werther tritt in der D-Gruppe an.
Blick über einen Teil der D-Gruppe im Haus Werther.
In der C-und D-Gruppe finden sich die größten Altersunterschiede zwischen den Teilnehmern.
siehe Bildkommentar oben.
siehe Kommentar oben.
Mathematik-Professor Stefan Bauer hat erst vor kurzem mit dem Schachspiel im Verein begonnen.
Analyse im Innenhof.
Jonas Freiberger (rechts) gewinnt in der Schlussrunde gegen Meinolf Kemper.

Das Schlussbild gehört dem ehemaligen Vorsitzenden unseres Vereins, der seine Schachkarriere im Sommer dieses Jahres an den Nagel hängt: Karl-Ulrich Goecke. Er sorgte nicht zuletzt für einen reibungslosen Ablauf des Catering-Dienstes:

Kalle in selten entspannter Pose.

Und am Ende der Link zur Ergebnisseite:https://wp.skwerther.de/schloss-open/ergebnisse2025/.

 

NRW-Klasse 8. Spieltag: SK Münster II – SK Werther 4:4

Münster (ehu). Der Klassenerhalt ist geschafft. Ersatzgeschwächt und hochverdient erkämpften wir einen Punkt beim Tabellenzweiten SK Münster II. Hier die Einzelergebnisse:

Die Überraschung des Spiels war Felix als Ersatzmann am siebten Brett. Ich erwartete nichts von ihm. Denn mit einer vergleichsweise bescheidenen DWZ-Zahl von aktuell 1421 trat er gegen Alexander Bösel vom SK Münster II an, der eine Spielstärkezahl von 2086 DWZ-Punkten aufweist.

Das Duell schien aus meiner Sicht aussichtslos. Bei einer Differenz von 665 Punkten lag die Gewinnerwartung für Felix bei 0,01 Prozent (Ab einer DWZ-Differenz von 728 Punkten liegt sie übrigens bei 0,00). Das zumindest gibt die  Wahrscheinlichkeitstabelle des Deutschen Schachbundes an.  Hier ist der Link dazu: https://www.schachbund.de/wertungsordnung-anhang-2-tabellen/articles/wertungsordnung-anhang-21-wahrscheinlichkeitstabelle.html

Nach dem fehlerhaften Rückzug der schwarzen Dame nach c7 ist die Stellung für Felix gewonnen. Er opfert hübsch den Turm:

Felix hat also unwahrscheinlich gut gespielt. Im Video erläutert er seine schöne Schlusskombination mit Turmopfer:

Und hier ein Foto nach seinem finalen Zug De7, der zur Aufgabe seines Gegners führt und zum Hochgefühl bei Felix:

Linnenbrügger – Bösel 1:0.

Zuvor erlitt ich eine peinliche Pleite am vierten Brett. Keine Ahnung von der Eröffnung gab ich nach kaum einer Stunde Spielzeit als Schwarzer im 18. Zug auf (und hätte es auch früher tun können):

Heinrich, unser Ersatzmann am achten Brett, hielt länger stand als ich, verlor jedoch mehrere Bauern gegen einen Gegner, der genau 690 Punkte über ihm rangiert.

Eric-Jordan Hartwig – Heinrich Maybaum 1:0

Dann aber düpierte Felix seinen Gegner – wie oben beschrieben -, und Marko erspielte am zweiten Brett ein ungefährdetes Remis:

Marko

In der Zwischenzeit überführte Kalle seine Partie in ein klar gewonnenes Turmendspiel und Jonas knetete ein vorteilhaftes Leichtfigurenendspiel in geduldiger Ausdauer. Was ist denn hier los? Können wir das Ding sogar gewinnen?

Bemerkenswert war übrigens der Umstand, dass Kalle schon auf der Hinfahrt prophetisch erklärte, dass dem vermeintlich deutlich Unterlegenen in einer Schachpartie mathematisch weniger Punkte zugerechnet werden, als er tatsächlich statistisch holt. Ich zweifelte – Felix nickte.

Und dann machte ich mich im Auto auch noch über Kalle lustig, weil er bis dahin in der Saison eine Performance von schwachen 1800 erzielt hatte. Am Brett aber strafte er mich Lügen und spielte seinen Gegner trocken an die Wand.

Kalles Partie mit Weiß am dritten Brett verfolgen mehrere Kiebitze.

So sieht Kalles Schlussstellung aus, nachdem er d6 zog:

Unglücklicherweise zog Mario den Kürzeren in einer spannenden Partie bei beidseitig offenen Königen:

Mario (l.)

Dies ist seine Schlussstellung, in der er das Matt nur mit sinnlosen Opfern hinauszögern könnte, stattdessen jedoch gab er auf:

Jonas schlug zurück und gewann den zweiten Schönheitspreis des Tages – knapp hinter Felix: Dabei zauberte er ein wunderschönes Leichtfigurenendspiel aufs Brett. Der Schlusszug im Video:

Zwischendurch pfefferte er das Angebot eines Läuferopfers à la Alexei Shirov aufs Brett, den ich nicht vorenthalten darf: Lc6 – der beste Zug in der Stellung:

Zuvor grübelte er öfter und lange: 

Beim Spielstand von 3,5 zu 3,5 lief schließlich nur noch Maltes Partie am fünften Brett.

Ausgerechnet als Malte nach langem Lavieren eine Gewinnstellung aufs Brett bekam, vereinbarte er Remis. Der Computer aber hätte weitergespielt, denn er beziffert den weißen Vorteil in folgender Stellung auf fast vier Bauerneinheiten:

Wir sind jetzt sicher und können im letzten Kampf gegen Lieme frei aufspielen – allerdings ohne mich, denn ich muss an dem Wochenende die Krone der OWL-Meisterschaft verteidigen und Kalle wird sein Abschiedsspiel geben, was sicher von uns noch gewürdigt werden wird.

Die Tabelle nach dem achten Spieltag sieht so aus:

Und hier der Link zur Schachbundseite: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

 

NRW-Klasse 7. Spieltag: SK Werther – SF Schwerte 4,5:3,5

Werther (ehu). Puh, das war knapp. Gegen den Abstiegskandidaten und Tabellenvorletzten SF Schwerte haben wir uns zum Sieg gezittert. Hier sind die Einzelergebnisse:

Jan, unser zweiter Spitzenspieler, ließ seine Mannschaftskameraden kurz vor Schluss mehrere Minuten bangen: Beim Spielstand von 4:3 aus unserer Sicht erbarmte er sich am zweiten Brett erst zehn Sekunden vor Ablauf seiner Zeit zur Ausführung eines einfachen Zuges:

Der Schlusszug Le8. Haskenhoff – Vicktor 0,5:0,5.

Damit ergatterte er den halben Punkt, der uns zum Mannschaftssieg noch fehlte. Meine Güte, ging das nicht schneller? Jan hätte seinen Rechenfleiß im Idealfall nach dem 44. Zug von Schwarz einbringen sollen. Denn zu dem Zeitpunkt war seine Stellung laut Computer gewonnen:

Ein 3,5-Plus zeigt die Maschine für Weiß an. Bauernvorstöße bis nach c5 und a6! liegen der Bewertung zugrunde.

Schach ist so einfach, wenn die Spieler meinem Vorbild nacheifern und sich nur richtig anstrengen. Denn ich gewann nach zehn Zügen und benötigte dafür kaum zwanzig Minuten Spielzeit. Damit produzierte ich den einzigen Schwarzsieg des Tages:

Der weiße Springer geht flöten. Fleischhauer – Hufendiek 0:1.

In ungeahnte Höhen schraubte Mario am achten Brett durch einen souveränen Sieg sein fettes Punktekonto: Ohne Niederlage erreichte er bislang fünf Punkte aus sechs Partien – ein mannschaftsinterner Spitzenwert:

Mario Ortpaul – Klaus Naumann 1:0.

Den dritten Sieg des Tages tütete Florian ein, allerdings recht glücklich. Unebenheiten in der Eröffnung und im Mittelspiel bügelte er im Endspiel wieder glatt.

Florian Schartz – Martin Dürwald 1:0.
Florians Stellung ist ausgeglichen. Sein Gegner jedoch nahm den e5-Bauern, was zum Verlust führte.

Etwas glücklich taumelte Markus am vierten Brett zum Sieg:

Markus Henkemeier – Stephan Zarges 1:0.

Obwohl unser Vorsitzender mehrere Züge auf Verlust stand, stolperte sein Gegner schließlich durch den krassen Fehler Ld3+ unerwartet in ein dreizügiges Matt:

Weiß am Zug setzt matt in drei Zügen.

Unsere drei Niederlagen kommentiere ich in aller Kürze: Jonas hustete am ersten Brett öfter als er zog, lehnte ein Remisangebot ab, verlor einen Bauern und gab gleichzeitig mit einer Bauernumwandlung in einen Läufer auf. So sieht seine Schlussstellung aus:

Kalle lehnte am dritten Brett ebenfalls ein Remisangebot ab, schickte mutig seine Königsbauern in einen Angriff, der bald verpuffte. Eine hübsche Schlagfolge mit einem Spieß zum Schluss markierte das Ende. Kalles Schlussstellung mit Schwarz sieht so aus:

Maltes Gegner spielte stark. Nicht ein einziges Mal im Spielverlauf stand unser Mann besser. Ein paar Möglichkeiten zum Ausgleich verpasste Malte und gab später einen Zug vor dem Matt auf. Seine Schlussstellung sieht so aus:

Die Tabelle nach dem siebten Spieltag zeigt, dass wir weiter gefährdet sind und uns mindestens noch ein Punkt zum sicheren Klassenerhalt fehlt:

Das Liga-Orakel quittierte unseren hauchdünnen Erfolg mit einem Achselzucken. Es zeigt kaum eine Veränderung:

Hier der Link zur Schachbund-Seite der NRW-Klasse:https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

 

NRW-Klasse 6. Spieltag: LSV Turm Lippstadt – SK Werther 6:2

Lippstadt (ehu).

Das Panorama ist fast das Gleiche wie vor einem Jahr: Blick auf die Lippe, Kajakfahrer umkurven Torstangen. Doch vor einem Jahr gewannen wir knapp mit 4,5:3,5.

Dieses Mal hatten wir keine Chance. Der Gastgeber trat mit fünf Titelträgern an. So waren wir an allen Brettern nominell deutlich unterlegen und gewannen keine einzige Partie. Hier sind die Einzelergebnisse:

Für mich bot der Kampf immerhin einen anekdotischen Höhepunkt: Als nämlich Matthias Krallmann  einen irregulären Königszug von Florian im Endspiel beanstandete. Florians König stand im Schach, was Florian aber nicht registrierte. Statt seinen König aus dem Schach zu ziehen, bot er seinerseits Schach mit dem Springer. Krallmann beschwerte sich lautstark.

Krallmann (v.l.) der Schiedsrichter und Florian. Der Schiedsrichter ist gerade dabei die Uhr zu verstellen und eine Zweiminutengutschrift einzugeben.

Daraufhin nahm der Schiedsrichter die Uhr an sich, um Florian mit einer Zeitgutschrift für seinen Gegner zu bestrafen. Florian korrigierte währenddessen seinen Fehler mit einem Königszug, woraufhin der Lippstädter sich noch etwas lautstärker als zuvor beschwerte und seinen Kopf schüttelte:  „Du kannst doch jetzt nicht ziehen. Du kennst ja überhaupt keine Regel.“

Zunächst schien die Partie mit einem Königszug von Florian weiterzulaufen. Doch ein weiterer Lippstädter machte den Schiedsrichter auf die Berührt-Geführt-Regel aufmerksam, wonach Florian nicht seinen König aus dem Schach ziehen durfte, sondern mit dem Springer das Turmschach unterbrechen musste. Zwar hielt Jan, unser Mannschaftsführer, etwas kleinlaut dagegen, weil die Partie schon fortgesetzt worden sei, doch letztlich war Florian durch Zugpflicht gezwungen, seine Qualität zu geben. Er stand aber auch vor der kleinen Kontroverse schon pleite. Mir kommt folgende Karikatur in den Sinn:

Erwähnenswert sind unsere vier halben Punkte, denn schließlich erspielten wir sie ausschließlich gegen deutlich stärkere Gegner: Mario etwa erreichte Vorteil, unterschätzte seine Stellung aber und vereinbarte ein Unentschieden.

Jan Meier – Mario Ortpaul 0,5:0,5

Bemerkenswert war sicher auch der halbe Punkt von Jonas gegen die deutsche Nummer Sieben der Juniorenrangliste, Hussain Besou: In einem Turmendspiel mit einem Bauern weniger hielt er stand:

Jonas blickt zuversichtlich auf seine Remisstellung

Kalle bot früh Remis, was sein Gegner zunächst ablehnte. Daraufhin rührte Kalle den Beton immer härter an. Für beide Seiten gab es nichts mehr zu holen.

Alexej Wagner – Karl Ulrich Goecke 0,5:0,5.

Vom Remis Maltes habe ich leider wenig mitbekommen.

Hier ist die aktuelle Tabelle als Screenshot:

Die aktuelle Einschätzung des Liga-Orakels sieht so aus:

Und hier der Link zur Seite der NRW-Klasse 1:https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

Showdown in Runde 9?? – II. blinzelt Richtung Aufstieg

Nach dem knapp verlorenen Kampf gegen Spitzenreiter Soest II Ende Januar konnte am gestrigen Sonntag die zweite Mannschaft des Rhedaer SV deutlich geschlagen werden.

Werther musste wiederum auf einen Ersatzspieler aus der Reserve der dritten zurückgreifen, der sich aber ein weiteres Mal sehr bewährte: Claus Meyer konnte aus der Eröffnung heraus einen Bauern gewinnen und seine Stellung unter Ausnutzen des eher passiven Spiels des Gegners weiter verstärken und als Erster den vollen Punkt sicherstellen.

Den nächsten Punkt kassierte Felix Linnenbrügger, der wohl in eher dubioser Stellung von einem Zeitnotpatzer seines Gegners profitierte.

Etwas ruhiger ging es am 4. Brett zu. Hier hatte Reinhard Geisler die Unterentwicklung des gegnerischen Königsflügels gut ausgenutzt, aber nie den durchschlagenden Spielzug gefunden; als die Zeit auf beiden Seiten knapp wurde, einigte man sich auf Remis.

Bei der anschließenden Durchsicht einiger Partien im Outside wurde auch die Spitzenbrettpartie thematisiert: Rüdiger Kraetzer hatte zunächst einen soliden Stonewall aufgebaut. Ein zunächst angepeilter Bauerngewinn realisierte sich dann doch nicht, ermöglichte aber am Damenflügel eine schöne Initiative. In massiver Zeitnot stellte der Rhedaer eine Figur ein und vermied so einen langen Kampf, in dem Rüdiger seinen Vorteil hätte durchsetzen müssen. Wiederum ein schöner Erfolg unseres Spitzenspielers, der inzwischen mit einer 86% Erfolgsquote zu den Topscorern der Liga gehört.

In der Partie am dritten Brett ging es munter bis chaotisch hin und her. Gegen Ende des Mittelspiels nervte das Springerpaar Mesud Mujanovics den Gegner, war aber andererseits ständig durch Fesselungen gefährdet. Außerdem drohte auf dem Königsflügel ein Bauer durchzulaufen – oder eben zu scheitern. Im Outside fanden sich hinterher mehrere verpasste Siegmöglichkeiten für die beide Seiten. Letztlich tauchten immer wieder überraschende Wendugen auf, die den jeweils anderen aus dem Konzept brachten – am Ende schien dann das Remis „irgendwie gerecht“ gewesen zu sein.

Auf Remis einigten sich auch die Spieler am siebten Brett nach einer Partie, die zwar scharf war, aber die Remisbreite wohl selten verlassen hat. Damit war der Sieg sichergestellt und die beiden letzten Spieler konnten befreit weitermachen.

Michael Henkemeier (Brett 2) hatte einen Angriff am Königsflügel vorgetragen, der sich auch im Outside als solide erwies. In hoher beiderseitiger Zeitnot ging er den sicheren Weg über einen erzwungenen Damentausch und setzte seinen Endspielvorteil durch.

Nach vier Stunden verblieb so noch die Partie von Manfred Daub (Brett 5), dessen König zeitweise durch das gegnerische Läuferpaar schwer unter Druck geraten war. Nachdem sein Gegner die Damen getauscht hatte, entspannte sich die Situation und es ergaben sich Kontermöglichkeiten. Am Ende opferte der Rhedaer einen Läufer für ein paar Drohungen, die aber von Manfred nervenstark pariert wurden, so dass auch hier der Punkt kassiert werden konnte: 6,5-1,5 – der höchste Sieg dieser Saison.

Im Outside besuchten uns noch zwei Künsbecker, die von ihrem Sieg in Löhne berichteten – und wahrscheinlich hören wollten, dass wir verloren hatten… egal: Derzeit stehen Künsbeck und Werther II mit 10:4 Mannschaftspunkten gleichauf und da laut Spielordnung am Ende beiden die Brettpunkte gegen Bad Salzuflen (kampfloser Sieg der Kündsbecker) abgezogen werden, hätten wir im Moment die Nase vorn.

Am Ende könnte eine echter Aufstiegsshowdown am 06.04. beim Kampf Werther II – Künsebeck I stehen -aber davor liegt noch ein achter Spieltag, an dem bekanntlich ja auch noch als (Un-)Mögliche passieren kann.

Jonas Freiberger Wertheraner Stadtmeister

Mit 13 Teilnehmer*innen war die offene Wertheraner Stadtmeisterschaft 2024 recht gut besetzt. Nach fünf zum Teil bis kurz vor Mitternacht dauernden Runden im Schweizer System setzte sich erneut Dauerfavorit Jonas Freiberger mit 5 Siegen durch. Auf Platz 2 und 3 – nur ganz knapp durch Feinwertung getrennt – folgten Florian Schwarz und Karl Ulrich Goecke mit je 3,5 Punkten.
Den Ratingpreis unter 1800 DWZ erhielt Lukas Ott vom Bielefelder SK, der mit 3 Punkten auf Platz 5 kam. Knapp dahinter Insa Schwittay – Vizemeisterin U18 in OWL – mit ebenfalls 3 Punkte; sie erhielt den Ratingpreis unter 1500 DWZ, den sie sich mit unter anderem mit einem bemerkenswerten Remis gegen Kalr Ulrich Goecke verdient hat.

NRW-Klasse 5. Spieltag: SK Werther – SK Blauer Springer Paderborn 3,5:4,5

Werther (ehu). Wuchtig pfeffere ich ein Damenopfer aufs Brett. Gerne hätte ich es grölend untermalt:

Allein mir fehlte die Rechtfertigung, denn das Opferangebot bewirkte nichts. Die Paderborner ließen uns – wie Rüdiger sagen würde – am langen Arm verhungern. Ihr Sieg war zwar knapp, aber verdient.

Zum Schluchzen ist schon der Blick auf die Partie unseres Spitzenspielers Jonas Freiberger. Ihm sitzt in Maurin Möller (DWZ 2229) ein dicker Brocken vor der Nase, der wohl bald Fidemeister werden wird. Unbeeindruckt schnappt sich Jonas schon in der Eröffnung zwei Bauern, ehe ihm Möller seine sträflich vernachlässigte Entwicklung um die Ohren haut. Dass unser bester Spieler schon nach 26 Zügen aufgibt, kommt selten vor. Hier die Schlussstellung:

Maurin Möller – Jonas Freiberger 1:0.

Im Gegensatz dazu produziert Jan am zweiten Brett eine solide Gewinnpartie mit wenigen Schwachstellen.

Hier ist seine Stellung einen Zug vor dem Ende:

Jan Haskenhoff – Kevin Kesselmeier 1:0.

Im Stellungsbild oben beginnt Jans Siegvariante mit Dxb6. Sie ist eine nette, kleine Rechenübung für Eifrige. An deren Ende verbleibt Jan mit einer Mehrfigur. Sein Gegner kann den materiellen Ausgleich nicht wieder herstellen, weil nach Damentausch und Springergewinn der weiße Turm mit einem Schach auf b8 den Gewinn des schwarzen Läufers erzwingt. Angesichts dessen gibt der Paderborner Kevin Kesselmeier auf.

Gleichzeitig wird Marko am dritten Brett von Björn Augner zuerst überspielt und zuletzt beschenkt. Marko führt die schwarzen Steine, gibt zwei Bauern ab und steht pleite. Der Computer taxiert den gegnerischen Vorteil nach 36 Zügen auf fast drei Bauerneinheiten. Jedoch vergisst der Paderborner zu Markos Glück in der Schlussstellung seine Uhr und überschreitet mit Weiß die Zeit:

Björn Augner – Marko Suchland 0:1 wegen ZÜ.

Kalle am vierten Brett hätte nach seiner Partie vermutlich gerne ins Brett gebissen. Mit starken Zügen in der Eröffnung erkämpft er sich einen verdienten Vorteil, verpasst aber den  siegverheißenden Läuferrückzug nach b7, c6, d5 oder e4. Stattdessen schraubt er die minderwertige Alternative Le3 in die Stellung, die Schwarz den sofortigen Ausgleich beschert:

Doch es kommt später noch schlimmer: Kalle bugsiert seinen weißfeldrigen Läufer auf das wichtige Ausweichfeld f3. Dort steht er dem eigenen König auf den Füßen. Vom gegnerischen Schachgebot bedröppelt muss Kalles König ausweichen – ins Abseits nach h5. So wird die Bahn frei für die schwarze Bauernmehrheit am Königsflügel:

Karl Ulrich Goecke – Niklas Schlangenotto 0:1.
Kalle (v.l.) analysiert seine Partie mit Jonas, Marko, Moritz Hötte und Niklas Schlangenotto.

In meiner Partie am fünften Brett erfreue ich mich ausgangs der Eröffnung einer Figurensymmetrie, die einige Züge besteht bis einschließlich Zug 16. Nicht nur optisch verspricht sie dem Schwarzen Ausgleich – selbst in den Augen eines Fachfremden. Der Computer stimmt zu (+0,2):

Moritz Hötte – Ekkehard Hufendiek 1:0.

Im 35. Zug schlägt meine Dame auf h2 ein – Kaa-Buum!:

Schon wähne ich mich auf der Siegerstraße. Doch der Vorteil ist dem freudlosen Computer nicht mehr als eine halbe Bauerneinheit wert. Drei Züge später patze ich krass und kann einem Mattnetz von Dame und Springer nicht mehr entkommen. Enttäuscht von mir und der fruchtlosen Symmetrie reiche ich meinem Gegner Moritz Hötte das Patschehändchen.

Kaum besser ergeht es Florian am sechsten Brett. Ihn plagt ein vorgepreschter schwarzer Bauer auf d3. Zur Entlastung opfert Florian die Qualität. Nach einigen schwachen Zügen seines Kontrahenten erobert Florian Material zurück und scheint sich tatsächlich gerettet zu haben. Doch seine Stellung krankt weiter an losen Bauern. Im 66. Zug gibt er auf, weil er den gegnerischen f-Bauern nicht sinnvoll stoppen kann:

Florian Schwartz – Jürgen Klüners 0:1.

Malte vereinbart am siebten Brett mit Schwarz Remis nach 29 Zügen. Obwohl sein Gegner, Rolf Sicker, mit Weiß in der Schlussstellung deutlich besser steht (+2,0):

Rolf Sicker – Malte Prochnow 0,5:0,5.

Als unsere Niederlage feststeht, knetet Mario am achten Brett als einzig Übriggebliebener ein gewonnenes Turmendspiel mit einem Mehrbauern. Sein Gegner, der Philosophieprofessor Michael Bösch, erreicht zwischenzeitlich zwar eine theoretische Remisstellung, hält dem anhaltenden Druck aber letztlich nicht stand. Hier ist Marios Schlussstellung nach dem Turmschach auf g7 – Marios weißer Freibauer ist schneller:

Mario Ortpaul – Michael Bösch 1:0.

Die Einzelergebnisse im Screenshot:

Wir sind nach der Niederlage vom dritten auf den fünften Platz abgerutscht. Die Tabelle der NRW-Klasse 1 sieht jetzt so aus:

Und hier der Link zur Schachbundseite:https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

Vier vom SK Werther beim Turnier in Paderborn


Paderborn (ehu). Ich habe das Drei-Hasen-Fenster gesehen. Meine Tochter aus Kiel zeigte es mir, denn Paderborn ist berühmt dafür. Das Wahrzeichen befindet sich im spätgotischen Kreuzgang des Doms. Der Spruch „Der Hasen und der Löffel drei und doch hat jeder Hase zwei“ verweist auf das Besondere daran: Jeder Hase verfügt über zwei Ohren, und doch sind nur drei Ohren abgebildet

Gelegenheit dazu bekam ich, als meine Tochter Lina nach dem Turnier mit mir Sightseeing betrieb. Denn wir zwei und drei alteingesessene Spieler unseres Schachklubs – Reinhard Geisler, Michael Henkemeier und Andreas Diembeck – nahmen Ende Dezember am Schachtürken-Cup in Paderborn teil. Nur einer hatte dabei viel zu lachen: Michael.

Eigentlich wollte Michael in der B-Gruppe antreten. Schon vor Monaten meldete er sich an. Doch die Veranstalter wollten ihn dort nicht sehen und steckten ihn die A-Gruppe. Der Grund dafür lag in seinem exzellenten Abschneiden bei der Deutschen-Schach-Amateur-Meisterschaft in Bonn wenige Tage zuvor. Er hätte dort fast die C-Gruppe gewonnen – hier das kopierte Siegerbild von der Homepage der DSAM (deswegen die schlechte Qualität):

Auch in der Paderborner A-Gruppe lief es für Michael blendend. 4 Punkte holte er (nach der Dreipunkteregel sogar 11). Seine Leistung beträgt 2016 Punkte. Damit spielte er sich vom Setzlistenplatz 86 bis auf Platz 31. Ein rasantes DWZ- und Elo-Plus erwartet ihn. Michaels Einzelergebnisse können sich sehen lassen:

Ich hingegen hatte nicht viel zu lachen. Gleich in der ersten Runde vergurkte ich eine so klare Gewinnstellung, dass ich auf der gesamten Heimfahrt schmollte. Gegen Fidemeister Bernhard Stillger hatte ich schon in Lippstadt ganz gut ausgesehen und eine Remischance verpasst.

In Paderborn lief es zunächst besser. Doch als mein Gegner am Ende zu sein schien, war ich in Zeitnot und fand nicht das Opfer, das mir den Sieg beschert hätte. Hier ist die Stellung mit Schwarz am Zug, in der ich das lahme Sg5 zog. Mit welchem Zug aber gewinnt Schwarz die Dame (+6,4) oder setzt matt?:

Ein paar Züge später verpasste ich eine zweite Chance auf klaren Vorteil und beging schließlich mit dem Zug Sxf1 den letzten Fehler der Partie. Der verdutzte Bernhard Stillger setzte mich daraufhin zweizügig matt beginnend mit Da8+:

Hufendiek – Meessen 0:1

Ebenso schlimm vergeigte ich eine Gewinnstellung gegen Max Meessen:

Zwei Kandidatenzüge kalkulierte ich. Zuerst wollte ich Ta6 spielen, weil es den Turmtausch forciert. Das hätte mir einen siegbringenden Vorteil eingebracht.

Doch dann dachte ich, dass man bei Raumvorteil die Figuren auf dem Brett hält und entschied mich blöderweise zu dem sofortigen Vorstoß b4. Die Antwort kam zügig: Da4!. Jetzt muss ich mit dem Schach auf d1 rechnen.

Daraufhin forcierte ich die Geschehnisse auf dem Brett noch weiter, wich einem Dauerschach aus und überspannte die Stellung durch einen Kamikazevorstoß:

Nach Gewinn meines Läufers auf e3 durch seinen Springer, so hatte ich gerechnet, würde mein b-Bauer auf der gegnerischen Grundreihe einmarschieren. Doch ich übersah, dass Schwarz meinen Läufer nicht schlagen muss, sondern einfach seinen schwarzfeldrigen Läufer mit Le7 wieder ins Spiel bringt:

Zwar gewann ich den Springer nach dem Zug Lc1 wieder zurück, doch die schwarze Bauernmehrheit gab letztlich den Ausschlag – bitter. 28 DWZ-Punkte sind futsch. Hier meine Einzelergebnisse:

Die Spiele meiner Vereinskameraden habe ich kaum verfolgt. Doch immerhin fotografierte ich sie. Hacker war in der B-Gruppe unter 99 Teilnehmern an 37. gesetzt. Er gewann zwei aus sechs Partien und landete schließlich auf Platz 83:Hackers Einzelergebnisse:Andreas trat ebenfalls in der B-Gruppe an. Er war an 38 gesetzt und holte drei Siege und ein Unentschieden  – Platz 73:Andreas‘ Einzelergebnisse: Meine Tochter Lina spielte beim erstmals ausgetragenen Chess&Culture-Turnier mit. Zwischen den fünf Runden gehörten Stadt- und Museumsführung zum Programm:Linas Einzelergebnisse:Und hier der Link zur Turnierseite: https://www.schachtuerken-cup.de/

NRW-Klasse 4. Spieltag: SV Königsspringer Hamm – SK Werther 3:5

Hamm (ehu). Wir haben den Zweitplatzierten SV Königsspringer Hamm geschlagen. Relativ souverän sogar. Für uns ist das ein großer Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt. Hier sind die Einzelergebnisse:

Laut Liga-Orakel beträgt unsere Abstiegswahrscheinlichkeit jetzt nur ein Prozent. Das dürfte selbst Schwarzmaler milde stimmen.

Florian gewann Material mit einer Springergabel. Marios Schlussstellung mit den schwarzen Steinen ist im Foto zu sehen. Sein Gegner gibt auf:

Mario

Zuvor nahm Mario in folgender Stellung mit dem Zug Lc3 die letzte verbliebene Leichtfigur vom Brett, sodass ein gewonnenes Bauernendspiel entstand:

Florian gewann im 31.Zug die Qualität

Malte und Kalle verloren. Maltes Niederlage geschah aus klar überlegener Position heraus. Er wählte einen falschen Plan und verdarb seine gute Stellung.

Kalle spielte mit den schwarzen Steinen – zum vierten Mal am vierten Spieltag. Allein das ist schon bitter. Sein Endspiel war noch bitterer: Kalles schwarzer Turm war dazu verdammt, zahnlos zu beißen. Nicht mehr als eine warme Brise hauchte er den gegnerischen Leichtfiguren zu. Kurz vor Schluss spuckte Kalle das klapprige Gerippe für einen Läufer vom Brett. Wenige Züge später gab er auf.

Jonas, unser Spitzenmann am ersten Brett, überspielte seinen Gegner im Endspiel.

Jonas

In der folgenden Stellung zog er als Weißer hübsch Lxd2. Sein Stellungsvorteil beläuft sich laut Engine auf 5,5 Bauerneinheiten. Der Gegner opferte daraufhin die Qualität, strich jedoch nach einigen weiteren Zügen die Segel.

Jan am zweiten Brett gewann ziemlich glücklich.

Manuel Dargel (rechts) – Jan Haskenhoff 0:1

In einem toten Turmendspiel schlug sein Gegner sein Remisangebot angesichts des Gesamtspielstandes aus. Danach überstrapazierte er jedoch seine Stellung zum Verlust. So errang Jan seinen dritten Saisonsieg und kletterte auf Rang zwei der internen Solotabelle – hinter Jonas mit 3,5 Punkten aus vier Partien.

Marko und ich holten müde halbe Punkte. Garry Kasparov hat einmal gesagt: „Schach ist die gewalttätigste aller Sportarten“. Bei uns nicht.

Marko in der Analyse.
Der Spielraum.

Hier ist die aktuelle Tabelle:

Und hier der Link zur NRW-Klasse auf der Schachbundseite: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

Halbzeit auf Platz 2!

Nach einem erneuten Sieg am 5. Spieltag steht die 2. mit 8:2 Mannschaftspunkten auf dem zweiten Platz der Verbandsklasse, hinter der bisher ungeschlagenen 2. Mannschaft des SV Soest.

Der Kampf gegen die junge Mannschaft aus Stukenbrock begann eher wenig verheißungsvoll: Ilya Zolotykh hatte wohl nicht den besten Tag erwischt und stellte gleich zu Beginn eine Figur ein; obwohl er viel Zeit investierte, Kontermöglichkeiten zu finden, blieb schon bald nur noch die Aufgabe. Für den Ausgleich sorgte Felix Linnebrügger, der einen (wohl nicht in allen Phasen korrekten) Angriff vortrug, der den Gegner so stark beeindruckte, dass er keine Möglichkeit sah das Matt abzuwenden.

Vergleichbar ging Claus Meyer vor, der – nach längerer Abstinenz erfreulicherweise endlich wieder am Brett – mit einem Schwerfigurenangriff über die H-Linie ging. Dem fehlte allerdings etwas das finale Durchschlagsvermögen, so dass es nach Fehlern des Gegners in ein für Claus gewonnenes Bauerendspiel ging. Schwer umkämpft war das 5. Brett, an dem der Stukenbrocker anscheinend eine Figur gegen zwei Bauern und einen starken Angriff getauscht hatte. Reinhard Geisler hatte zwar einige Mühe, bekam die gegnerische Attacke aber dann doch in den Griff. In unklarer Situation einigten die beiden sich dann auf ein friedliches Remis. Auch am 7. Brett standen die Zeichen auf Angriff: Bei gegenläufigen Rochaden marschierte Volker Meise konsequent auf den gegnerischen König am Damenflügel zu und konnte am Ende sicher gewinnen.

Jetzt blieben noch die – irgendwie nicht wirklich überzeugend für Werther stehenden – oberen drei Bretter: Mesud Mujanovic hatte dem Gegner einen gedeckten Freibauern auf der 6. Reihe gestatten müssen, der permanent drohte, in zwei Zügen zur Dame zu laufen; Michael Henkemeier befand sich schon nach der Eröffnung in der Defensive und kämpfte in Zeitnot gegen den drohenden Verlust; einizig Rüdiger Kraetzer schien noch halbwegs ausgeglichen zu stehen. Am Ende war Mesuds Stellung nicht mehr zu retten, aber Rüdiger konnte einen Fehler seines Gegners nutzen und die Mannschaftspunkte endgültig sicherstellen. Ergebniskosmetik dann noch am zweiten Brett: Der Stukenbrocker erwischte nicht immer die stärksten Züge, tauschte die Damen und seinen wichtigsten Bauern, so dass es in ein Turmendspiel mit je drei Bauern. Nach der alten Regel „Turmendspiele sind immer remis“ einigte man sich dann auf Punkteteilung. Trotz allem eine kampfstarke Mannschaftsleistung.

Erfolgreichster Spieler ist – von Kevin Deniz abgesehen, der in den Semesterferien nur eine Partie spielen und gewinnen konnte – Rüdiger Kraetzer, der am Spitzenbrett eine starke 80%-Erfolgsquote abgeliefert hat!

https://www.ergebnisdienst.net/2024_2025/abfrage.php?liga=64_31