NRW-Klasse 2. Spieltag: SV Königsspringer Hamm – SK Werther 5:3

Hamm (ehu). Es rumst. Eine Druckwelle bringt die Einfachverglasung des Spielsaals zum Klirren. Wir blicken erschrocken – die heimischen Spieler lächeln.

Der 282 Meter hohe Turm am RWE Gersteinwerk wurde soeben gesprengt, während wir nur zweieinhalb Kilometer Luftlinie entfernt Schach spielen. Hier ein Link zum Sprengvideo: https://www.youtube.com/watch?v=fr7rg3__DOE

Eigentlich hätte die Sprengung genau um 11 Uhr morgens erfolgen sollen. Doch kracht der Turm erst eine halbe Stunde später zu Boden. Das Ereignis müsse ich unbedingt als Wortspiel einbauen in meinen Beitrag zum Kampf, raten mir meine Mannschaftskameraden.

Ich finde das ein wenig naiv – aber gut: Kaum eine halbe Stunde nach dem Klirren der Scheiben sprenge ich mit meinem Turm die schwarze Verteidigung des Fidemeisters Manuel Dargel.

Ungeduscht und abgeranzt sitze ich da und spiele eine Glanzpartie: Ekkehard Hufendiek – FM Manuel Dargel 1:0. Nach meinem Turmeinschlag auf d6 hat Schwarz soeben Lh3 gezogen. Ich spiegele mit La3 und gewinne im Hurrastil. Foto: Mesud Mujanovic.

So produziere ich mit Weiß einen Kracher, ein Hammerstück, eine wilde Glanzpartie – zumindest für meinen Maßstab. Das Einstiegsopfer auf e6 ist leider inkorrekt, doch opfere ich eher aus dem Bauch heraus – à la Michael Tal, da ich in der Nacht zuvor kaum geschlafen hatte. Die Notation des Prunkstücks stopfe ich abends glückselig in mein Kopfkissen. Hier ist sie in voller Pracht:

In der Schlussstellung lässt sich Manuel Dargel den Turmgewinn nicht mehr zeigen. Egal wohin der König ausweicht, entweder ich erobere mit Schach seinen Turm auf c1 oder auf h8:

Mit meinem vollen Punkt am dritten Brett war nicht zu rechnen. Denn ersatzgeschwächt traten wir an ohne unsere drei Stammspieler Marko Suchland (Brett 3), Markus Henkemeier (Brett 4) und Florian Schwartz (Brett 7). Während die Gastgeber in Bestbesetzung an den Brettern saßen.

Doch auch Jonas spielte glanzvoll, allerdings erst in einem total ausgeglichenen und scheinbar harmlosen Leichtfigurenendspiel. Nachdem sein Gegner im Mittelspiel eine Zugwiederholung verschmähte, nahm der Mann aus Hamm die Partie später vermutlich auf die leichte Schulter:

Jonas Schlussstellung ist typisch für unseren Spitzenspieler. Dem Schachgebot entkommt der schwarze König nur unter Materialverlust – sollte er nach e6 ausweichen, könnte zum Beispiel Sc7+, Kd6 und Sb5+ mit Läuferverlust folgen. So geht also zwangsläufig entweder der Bauer auf f6 oder e5 verloren – Schwarz gab auf. Mit dem Springer in der Hand ist Jonas eine Macht:

Wir führten zwischenzeitlich 2:1 und kamen einer Überaschung ziemlich nah. Denn an Brett 5 und 7 erkämpften Malte und Joshua gegen starke Gegner eine Punkteteilung. Kläglich jedoch gingen wir an den geraden Brettern 2,4,6 und 8 baden.

Jürgen Happel – Volker Meise 1:0; dahinter Joshua Schramm – Alexander Maaß 0,5:0,5.
Joshua (v.l.), Mesud und Malte analysieren Mesuds Niederlage mit den schwarzen Steinen. Sie lächeln, weil Mesud kurioserweise konsequent vermied, seine Schwerfiguren ins Spiel zu bringen – Turmallergie.
Dr. Ingo Schmidt (2066) – Mario Ortpaul (1981) 1:0. Unserem Mann ging die Dame flöten.

Der Gastgeber führte schließlich 4:3 als Jan am zweiten Brett seine Gegenwehr einstellte. Sein Remisangebot in Verluststellung bezeichnete er selbst als „frech“. Das anmaßende Angebot lehnte sein Gegner lächelnd ab.

Jan steht hinten drin und wehrt sich mit Schwarz vergeblich.

Hier die Einzelergebnisse:

Die Tabelle ist kaum aussagekräftig. Denn zwei Mannschaftkämpfe des zweiten Spieltags wurden in den November verlegt. Ich zeige sie trotzdem:

Die Einschätzung des Liga-Orakels wirkt bedrohlich – die Abstiegswahrscheinlichkeit beträgt nach unserer Pleite gegen Hamm jetzt 43,6 Prozent. Sie ist damit so hoch wie nie.

Und zum Abschluss der Link zur Schachbund-Seite der NRW-Klasse I: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

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