NRW-Klasse 3. Spieltag: SV Kamen – SK Werther 4:4 / Hufendieks Springertrick

Kamen (ehu). Mit einer halben Stunde Verspätung startete der Kampf – ein Unding. Als die Kamener die Spieltische im Flur der Volkshochschule aufgebaut hatten, wunderte nicht nur mich die unmittelbare Nähe zur Herren-Toilette: Nur einen Meter weiter und unser Ersatzmann Reinhard Geisler hätte direkt in der offenen Klotür seine Züge ausführen müssen.

Als Bretter und Figuren aufgestellt waren, fragte ein Kamener in die Runde, ob es jemanden zu dunkel zum Spielen sei. Die Frage verdeckte eine bis dahin vorenthaltene Info: Im Flur ließ sich offenbar kein Licht einschalten. Ich wollte vorschlagen, die Tür zur Damentoilette am zweiten Brett ebenfalls zu öffnen, damit das Licht von dort – plus das Licht aus der Herrentoilette – einen Teil des Flures erhelle.

Doch Jonas kam mir zuvor und merkte an, dass der Kampf durchaus bis fünf Uhr dauern könne, und es zu dem Zeitpunkt stockdunkel wird. Das erzwang einen Umzug vom Erdgeschoss ins Obergeschoss. Über zwei Treppen balancierten die Spieler die Figuren auf den  Brettern.

Im neuen Raum ließ sich elektrisches Licht zuschalten. Nie hätte ich gedacht, das mir das eine freudige Erwähnung wert ist. Ein Kamener fragte, ob es hier auch eine Toilette gebe. Nein. Eine Enttäuschung war ihm hinter seiner Maske garnicht anzusehen.

Kurz zum Kampf: Die Kamener spielen zwar gerne in unmittelbarer Nähe zu ihren Toiletten, sind aber zugleich sehr spielstark. Nahezu alle Aktiven in der ersten Mannschaft rangieren jenseits der 2000 DWZ.  Sie waren die Favoriten, wir die Außenseiter.

Davon schien sich nur einer unserer Recken einschüchtern zu lassen:  Markus Henkemeier vereinbarte am fünften Brett für meine Begriffe zu früh Remis. Keine 15 Züge dauerte seine Partie. Unser Spitzenspieler Jan Haskenhoff dagegen grübelte gewohnt intensiv über jeden Zug. Angesichts seiner wiederkehrenden Zeitnot manchmal zu intensiv. Doch rentierte sich sein tiefer Blick: Er gewann durch einen Springerabzug die Qualität und markierte kurze Zeit später sicher die 1,5:0,5-Führung des SK Werther. Wenn er doch nur mehr Turniere spielen würde – vermutlich hätte er einen Anspruch auf den Fidemeistertitel längst erspielt. Zudem hätte ich Stoff für einen guten Zeitungsartikel.

Nach Jans Sieg verlor Hacker am achten Brett eine Figur und Mario Ortpaul gab zwei Züge vor einem unvermeidlichen Turm-Springermatt auf. Auch Marko Suchland strich am zweiten Brett die Segel, kurz nachdem er in vermutlich aussichtsloser Stellung die Zeit überschritt. Jonas vereinbarte zwischenzeitlich Remis , so dass wir 2:4 zurücklagen.

Doch endlich einmal spielte ich groß auf: Nach einer kleinen Unachtsamkeit meines Gegners entkorkte ich ein hübsches Springeropfer: Sxg4!

Zauberzug, wie Kalle sagen würde. Zu meinem Glück nahm der Kamener das Opfer an. Andernfalls reicht die Abwicklung laut Computer nur zu einer ausgeglichenen Stellung – egal. Die Idealfolge aus meiner Sicht geht so: gxf4 f3+; Kg1 f2+; Kg2 Txh1; Kxh1 Lxe4+! Ich spielte zwar schon nach Kg2 den Zug Lxe4, gewann damit aber auch.

Kalle oblag es schließlich mit Hilfe eines Erfolges für Werther am dritten Brett, ein Unentschieden gegen den SV Kamen herauszuquetschen.

Seine Stellung als Schwarzspieler sah vielversprechend aus: Ein aktiver Turm, zwei verbundene Freibauern auf der vierten Reihe und ein sehr gut postierter Springer auf der zweiten Reihe. Einzig die Vielzahl an gut aussehenden Fortsetzungen war zermürbend. Kalle zog umständlich. Beide Kontrahenten wandelten einen Bauern um. Weil unser Mann aber einen Zug eher am Drücker war, strickte er mit Hilfe einiger Schachgebote ein Mattnetz. 4:4 – für uns eher Punktgewinn als Punktverlust.

Hier der Link zur Tabelle: https://nrw.svw.info/ergebnisse/show/2021/3673/

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