NRW-Klasse, 3.Spieltag: SV Eichlinghofen – SK Werther 4,5:3,5

Dortmund (ehu).

Rudi Aussauer, Schalkes einstiger Manager,  hat nach einem schwachen Auftritt seines Teams einmal gesagt: „Wir haben den Schriftzug in unserem Vereinslogo in Hosenscheißer 04 geändert. Wir konnten ein großes Sponsoringpaket mit einer Windelfirma schnüren“. Entsprechend ängstlich agierte der SK Werther am dritten Spieltag der NRW-Klasse.

Gegen den SV Eichlinghofen rechnete ich mit einem knappen Sieg unsererseits – wie vermutlich die meisten meiner Mannschaftskollegen. Doch beim Spielstand von 3,5:3,5 verlor ich im entscheidenden Duell die Kontrolle über meinen Angriff. So verdrängte uns am Ende der Aufsteiger aus dem Dortmunder Süden vom dritten Tabellenplatz:

Vor dem Kampf fühlte ich mich sitzengelassen: Kalle hatte mich nicht – wie von mir erwartet –  um 11. 15 Uhr von zuhause abgeholt.  Ausgerechnet vor dem entlegensten Auswärtsspiel der Saison musste ich improvisieren. Die Mannschaft warf mir später mangelnde Kommunikation vor: „Du hättest dich melden müssen“, sagte Jan.

13 Uhr war Spielbeginn, also zwei Stunden später als üblich wegen des Volkstrauertages. Erst nach zwanzig Minuten Wartezeit vor meiner Haustür kamen mir Zweifel, weil Kalle sonst immer zehn Minuten vor der Zeit ist. Eine halbe Stunde später gegen 12:15 Uhr raste ich in einem geliehenen Auto mit 160 Kilometer pro Stunde gen Süden. Fünf Minuten vor Ablauf der Karenzzeit erreichte ich den Dortmunder Ortsteil Eichlinghofen, parkte schief im Halteverbot und hetzte zum Spiellokal. Weil ich mich scheinbar nicht ausreichend beeilt hatte, wies Kalle mir mit einer ruckartigen Handbewegung  mein Brett zu und bemerkte: „Du hast noch eine Minute für deinen ersten Zug“. Danke.

Die Spielbedingungen waren kompakt und befriedigend.

Den Anfang des Kampfes hatte ich verpasst. Soviel aber kann ich vermuten: Er verlief ausgeglichen – ja eigentlich langweilig. An fünf Brettern remisierten wir früh.

Kalle (v.l.), Marko und Mario (hinten) hielten ihre Stellungen zusammen und ergatterten halbe Punkte.

Dann verlor Florian am siebten Brett gegen den starken Jugendspieler Benedict Scholz. Florian musste nach ein paar unerwarteten Zwischenzügen die Hand zur Aufgabe reichen. Hätte ich sein Gegner-Los gezogen, wäre es mir sicher ähnlich ergangen.

Der Niederlage setzte Jan jedoch einen Sieg am zweiten Brett entgegen. Im siebten Zug bot unser ehemaliger Spitzenspieler Remis, was ich persönlich ziemlich enttäuschend finde. Doch entsprach das Angebot immerhin der ausgeglichenen Stellung. Im weiteren Verlauf langweilt sich sogar der Computer: Die Ausschläge des Rechners bewegen sich im Femtobereich.

Jan am zweiten Brett.

Erst nach dem 29. Zug macht das Programm einen Freudensprung: Mehr als vier Bauerneinheiten zugunsten des Weißen zeigt es an. Unerklärlich wirkt auf mich der weiße Fehler f3. Die Stellung, in der Jan daraufhin den Gewinn festzurrt mit dem Vormarsch seines Königs nach f5, sieht so aus:

Vermutlich waren beide Spieler vom schnellen Ende gleichermaßen überrascht. Die Gratulation seines Gegners nahm Jan indes gern entgegen.

Wie eingangs erwähnt fiel die Entscheidung über den Ausgang des Mannschaftskampfes an meinem fünften Brett –  und ich war angezählt. Mein Gegner erfragte zu Beginn die korrekte Schreibweise meines Vornamens und nötigte mir das Formulieren einzelner Buchstaben ab, was mich neben meinem Zuspätkommen zusätzlich nervte.

Trotz einer zweifelhaften Eröffnungswahl erreichte ich Vorteil. Es lief sogar so gut, dass ich statt der halben Stunde Zeitrückstand plötzlich zehn Minuten Vorsprung auf der Uhr besaß – und etwas später eine Gewinnstellung noch dazu.

Nachdem der Eichlinghofer mit den schwarzen Steinen g6 zog, hing er in den Seilen. Doch fand ich im entscheidenden Moment nicht den besten Zug. Über die Computerlösung, die mir trotz Bauernminus einen Vorteil von 3,3 Bauerneinheiten bescheinigt, dachte ich keine Sekunde nach. Demjenigen, der mir ohne Computerhilfe per Whats-App den besten Zug mitteilt, spendiere ich nach dem nächsten Kampf ein Getränk. Wer findet ihn für Weiß in folgender Stellung?:

Ich jedenfalls versagte an dem Problem und geriet später in Zeitnot komplett auf Abwege. Meine Kapitulation bedeutete zugleich den Sieg für die Gastgeber. Anschließend schrieb mein Gegner die Pleite meinem anfänglichem Zeitnachteil zu. Er verstand es, mir den letzten Nerv zu rauben – nun bin ich auf ewig ein Schalker Jung.

So sieht die Tabelle nach dem dritten Spieltag aus:

Und hier der Link dazu: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

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