Bochum (ehu). Jonas sagte mir: Der Artikel zum Spiel schreibe sich dieses Mal von alleine. Das stimmt. Doch muss ich dafür einen der unseren in Ungnade bringen – und das will ich nicht. Denn vermutlich ist ihm das Geschehen auf dem Brett wohl selbst peinlich.
Aber ich bin der Wahrheit verpflichtet. Also berichte ich über die wohl schnellste Niederlage unserer Vereinsgeschichte. Die Unangreifbarkeit des Betroffenen bleibt gewissermaßen gewahrt, indem ich seinen Namen verschleiere und einen geänderten verwende: Miguel.
Miguel also ist am Sonntag nach eineinhalb Stunden Fahrt in Bochum angekommen und dort in der Erich-Kästner-Gesamtschule nach kaum fünf Minuten in eine Falle getappt, die in der NRW-Klasse wohl ihresgleichen sucht. Ein Spieler der vierthöchsten Liga tappt niemals hinein, glaubte ich. Denn das ist so, als würde Manuel Neuer einen Kullerball nicht am Überqueren der Torlinie hindern können.
Der Kullerball rollte an unserem Mann vorbei. Nach fünf weißen Zügen entschied er sich in dieser Stellung für den Klopper Sd7:
Die Antwort kam prompt. Ich werde sie nicht nennen – fast jedes Kind, das Schachspielen kann, findet sie. Weiß setzte matt. So endete das Spiel in Rekordzeit und Miguel stieg Schamesröte ins Gesicht. In die Falle wird er vermutlich nicht noch einmal hineinfallen. Weiter leiden aber wird er müssen. Denn ich werde ihn immer dann daran erinnern, wenn er mich wieder beim Blitzen besiegt hat.
Doch nun zum schwierigeren Teil des Berichtes – den lästerfreien, erfreulichen Dingen: Marius gewann gegen das vierzehnjährige Schachtalent Robert Prieb. Wie das geschah, ist mir ein Rätsel. Als ich zwischendurch einmal kurz auf sein Brett blickte, sah die Stellung für ihn pleite aus. Sie war allerdings so wild, dass der Doktorand der Physik die Partie drehen konnte. Nach dem Entziffern von Marius‘ kryptischer Notation zeigte mir der Computer den Wendepunkt der Partie. Hier ist er:
Am zweiten Brett entwirrte Marko Suchland ein Schwerfigurenknäuel zum Sieg. Ein Remisangebot schlug sein Gegner im 30. Zug aus. Das war verständlich: Denn Schwarz hatte zuvor die ganze Zeit besser gestanden und schließlich einen Bauern gewonnen. Später aber wich der Bochumer einer stellungsgemäßen Zugwiederholung mit einem krassen Fehler aus:
Kampflos siegte unser Spitzenspieler Jan Haskenhoff, weil die Bochumer das erste Brett nicht besetzten. Das kam lange nicht vor. 100 Euro Strafe kassierte die SG Bochum. Jans Zeit war vertan.
Jonas und Kalle steuerten zum Mannschaftsremis gegen starke Gegner jeweils ein Remis bei. Ihre Partien waren für meinen Geschmack etwas dröge.
Mario unterlag als Letzter. Wacker kämpfte er am fünften Brett beim Spielstand von 4:3 im verschiedenfarbigen Läuferendspiel. Zwei Mehrbauern des Gegners überstrapazierten jedoch Marios König und Bischof.
Ich hatte zu dem Zeitpunkt längst aufgegeben. Schon ausgangs der Eröffnung setzte ich eine gute Idee falsch um, quälte mich mit einem gegnerischen Turm auf der siebten Reihe herum und gab erst im 57. Zug auf.
Der eine Mannschaftspunkt gegen den Tabellenzweiten ist immerhin ein kleiner Erfolg. Noch sind wir Tabellensiebter, eineinhalb Brettpünktchen fern von den Abstiegsplätzen. Anbei der link zur Tabelle: https://nrw.svw.info/ergebnisse/show/2019/2871/