Im letzten Kampf des Jahres präsentierte sich die Zweite in guter Form. Gegen die in vollständiger Besetzung angetretene Erste des Rhedaer Schachvereins sah es lange Zeit sogar nach einem Sieg aus, obwohl Werther mit zwei Ersatzspielern antreten musste.
Entscheidendes tat sich zuerst am 4. Brett. Hier konnte Mesud Mujanovic im geschlossenen Sizilianer bereits im 9. Zug einen effektvollen Einschlag auf f7 platzieren, von dem sich der Gegners trotz längerer Gegenwehr nicht mehr erholen konnte. Auch Andreas Diembeck schaffte es von Anfang an, seinen Gegner schwer unter Druck zu setzen, nahm im das Rochaderecht, hängte ihm einen Doppelbauern auf der e- Linie an und schaffte so gerade eben die erste Zeitkontrolle, wonach der Gegner aufgab. Zwischendurch war allerdings die Partie am 7. Brett für Werther verloren gegangen, an dem Volker Meise – ähnlich wie Andreas – fast doppelt soviel Zeit verbraucht hatte wie sein Gegner. Hinzukam eine sehr gedrängte Stellung, die am Ende nur noch die Aufgabe zuließ. Die Zeit entschied auch die Partie von Reinhard Geisler, der lange Zeit etwas besser gestanden hatte, sich aber leicht verkombinierte und einen Bauern verlor. Ein ungünstiger Abtausch aktivierte dann den gegnerischen König, so dass ein Bauernendspiel entstand, das am Ende wohl kaum noch zu halten gewesen wäre. Zeitüberschreitung im 39. Zug beendete die Partie. Spitzenspieler Rüdiger Kraetzer hatte gegen seinen kombinationsstarken Gegner früh die Dame getauscht und einige positionelle Vorteile gesammelt, die sich aber letztlich als schwer verwertbar erwiesen, so dass ein friedliches Remis vereinbart wurde. Am 3. Brett hatte Michael Henkemeier in der eher langweiligen Caro-Kann-Abtauschvariante kleine Vorteile, profitierte dann aber von dem ungestümen Angriff des Gegners am Königsflügel. Als er den Damentausch erzwingen und im nächsten Zug einen wichtigen Bauern einsacken konnte, kippte die Partie endgültig, obwohl der Gegner noch zahlreiche taktische Finessen präsentierte, denen es auszuweichen galt. Mit 3,5 Punkten war die Mannschaft damit schon kurz vor dem Sieg. Es sollte aber noch lange dauern, denn am 2. Brett hatte Malte Prochnow Remis geboten, woraufhin der Gegner, den Verlauf der anderen noch laufenden Partie beobachtend seinen Zeitvorteil immer weiter ablaufen ließ, um sich die Annahme des Remis offen zu halten. Die Partie hatte sich vorher spannend entwickelt, nachdem bei gegenläufigen Rochaden beide einen Königsangriff gestartet hatten. Der Angriff des Rhedaers lief zwar schneller ab, jedoch hatte er eine Qualität investiert und kam dann doch nicht so vorwärts wie erhofft. Gleichzeitig lief die spannendste Partie des Tages am 6. Brett, wo sich Manfred Daub und der Rhedaer Mannschaftsführer nach langwieriger ausgeglichener Eröffnung nun doch eine scharfe Auseinandersetzung mit diversen taktischen Drohungen lieferten. Die ständig wechselnde Situation war sehr schwer einzuschätzen und beide trauten sich nicht recht vor, wichen aber zahlreichen Fallen aus. Kurz nach dem 60. Zug veranlasste die Stellung Maltes Gegner, das Remisangebot anzunehmen, so dass Manfred jetzt nur noch einen halben Punkt sicherstellen musste. Leider konnte er in der finalen Zeitnotphase nicht mehr die nötige Schnelligkeit entwickeln – und ging 4 Sekunden vor dem Gegner über die Zeit: 4:4.
Insgesamt hat sich auch heute wieder gezeigt, dass die Zweite den ersten Mannschaften, die die Liga dominieren, durchaus Paroli bieten kann. Zur „Winterpause“ sind vor allem die Leistungen der beiden jungen Spieler Malte Prochnow mit 2,5/3 am zweiten Brett und Mesud Mujanovic mit 3/5 am fünften Brett hervorzuheben.
Mit 4:6 Mannschaftspunkten kann man durchaus zufrieden sein, zumal das Restprogramm sich eher im hinteren Bereich der Tabelle abspielt. Zwar geht es im nächsten Kampf gegen Minden I (derzeit Platz 2), aber diese Mannschaft hat am heutigen Tag nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen: Ein 4:4 gegen einen Gegner, der schon vor Beginn 2 Punkte abschenken muss – naja. In der heutigen Form kann Werther II selbstbewusst in Minden antreten.