Der erste Heimkampf im neuen Jahr gegen die Nachbarn aus Versmold verlief zunächst enttäuschend. Nachdem sich am Brett 7 Manfred Daub und Heinz Schneider auf ein stellungsgemäßes Remis geeinigt hatten, musste Michael Henkemeier seine Partie recht früh aufgeben, da er eine starke Drohung seines Gegners kurz nach der Eröffnung nicht mehr abwehren konnte. Für Ausgleich sorgte dann Reinhard Geisler, der einen Figureneinsteller seines Gegners ausnutzte. Den ersten aktiven Erfolg für Werther erspielte Mesud Mujanovic mit einer konsequent vorgetragenen Angriffspartie. Danach sah es an den verbleibenden Brettern eher düster aus: Florian Schwartz, Ralf Diele und Kevin Deniz liefen jeweils hinter einem Minusbauern her, während Rüdiger Kraetzers offener König schwer unter Figurendruck geraten war. Allerdings fand Rüdigers Gegner in Zeitnot wohl nicht den durchschlagenden Gewinnplan, so dass eine Abtauschserie die größte Gefahr vom Brett nahm. Im folgenden Endspiel fand Rüdiger starke taktische Wendungen, die ihm sogar leichte Vorteile einbrachten. Zwischendurch musste Ralf seine Partie aufgeben, weil der Mehrbauer des Gegners zur Dame lief. Aber Kevin hatte es inzwischen geschafft, auszugleichen und Florian hielt seinen Gegner im Doppelturmendspiel taktisch so unter Druck, dass dieser seinen Mehrbauern nicht verwerten konnte. Letztlich endeten Brett 1 und 2 remis, so dass sich ein 4:4 abzeichnete, da das Turmendspiel am 8. Brett sehr ausgeglichen war. Eine Unachtsamkeit des Versmolders brachte Kevin dann nach über fünf Stunden doch noch auf die Siegerstraße und am Ende lief sein Randbauer zwei Züge früher zur Dame als der gegnerische Randbauer auf der anderen Seite.
Auch wenn am Ende ein bißchen Glück im Spiel war, muss man feststellen, dass Zähgikeit und Kampfgeist insbesondere an den Brettern 1, 2 und 8 hier einen ganz wichtigen Sieg sichergestellt haben. Platz vier in der aktuellen Tabelle ist für uns als Aufsteiger schon ein großer Erfolg und bringt uns dem Klassenerhalt ein großes Stück näher.
Drei Wertheraner beim 17. Paderborner Schachtürkencup
Paderborn (ehu). Stolz präsentiert Felix den besten Zug seines Turniers.
Eigentlich eine leichte Fingerübung. Zum Miträtseln ist die Stellung mit Schwarz am Zug angefügt, in der der weiße König soeben ein vermeintlich sicheres Versteck auf h2 bezogen hat. Felix springt ihm dennoch an den Kragen – wie?:
Fast der gesamte Turniersaal hörte mit, als sein Gegner kurz nach der Ausführung von Felix‘ Siegzug empörte Worte von sich gab. Ihn störte die sichtliche Freude unseres Mannes.
Felix beendete die B-Gruppe schließlich als bester Wertheraner. Er landete auf dem 32. Platz, erspielte eine Eloperformance von 1665 und durfte sich über einen DWZ-Gewinn von 117 Punkten freuen – Respekt. Hätte er in der letzten Runde gewonnen, wäre er mit 14 Punkten (Dreipunkteregel) sogar den Hauptpreisen nahegekommen. Hier sein Turnierverlauf:
Später diskutierte ich mit meiner Tochter Lina darüber, was uns an Gegnern während des Spiels am meisten nervt. Für mich sind meine eigenen Toilettengänge das Schlimmste: Denn dann werde ich regelmäßig Zeuge, dass sich Spieler nach ihrem Geschäft nicht die Hände waschen – bah. Hier ein paar schachliche Benimmregeln: Wir waschen uns die Hände, niesen in die Armbeuge und analysieren mit unseren Gegnern Gewinn- und Verlustpartien.
Lina, die viel erträgt und immer gut drauf ist, schilderte ihre leidvolle Erfahrung mit einem Kind, das die Züge aufs Brett knallte und dabei mit jedem Zug immer wieder deutlich die Feldmitte verfehlte: J’adoube, j’adoube, j’adoube, j’adoube … Das Kind gewann.
Lina erspielte drei Siege. Ihr größter Erfolg gelang ihr in der vierten Runde: Als sie einen Mann mit einer DWZ von 1409 Punkten zur Aufgabe bewegte. Ihr Turnierverlauf sieht so aus:
Andreas nahm in der B-Gruppe Anlauf in Richtung Preisgelder. Doch kurz vor Schluss verschmähte er das Spiel: Er hatte keine Chance mehr auf die vorderen Plätze. In einer Partie ereilte ihn Pech. Er hatte sich eine klare Überlegenheit erkämpft, stellte daraufhin seinen Vorteil ein und gab auf – dabei befand sich die Stellung noch in der Remisbreite, was ihm aber angesichts des Zug-Schocks nicht bewusst war.
„Pech im Spiel, Glück in der Liebe“, sagte er beim Mittagessen und verwies auf seine Lebensgefährtin. Ihretwegen blieb er am letzten Tag dem Turnier fern. Deswegen gibt’s leider kein Foto von ihm. Hier sind seine Siege und seine Niederlagen in der Übersicht:
Ich trat in der A-Gruppe auf der Stelle: Ein Sieg, drei Remisen, vier DWZ-Pünktchen verloren. Ich muss meinen Kameraden der ersten Mannschaft als Spielstärkeschwächster also weiterhin die Schuhe putzen. Dabei freute mich zu Beginn noch, dass die Turnierverantwortlichen die Dreipunkteregel ankündigten. Denn sie wäre mir im Normalfall entgegengekommen – meine Remisquote ist in der Regel gering. Ausgerechnet dann jedoch streute ich die höchste Zahl von Unentschieden meiner Schachkarriere ein.
Auf einen halben Punkt bin ich dennoch stolz: Gegen Marcus Schmücker (2200) hielt ich den Laden auf Teufel komm raus zusammen. Dabei wagte ich in der Eröffnung eine mir unbekannte Zugfolge, um seinem Londoner System aus dem Weg zu gehen. Immerhin hat er ein Buch über die Eröffnung geschrieben. Nach drei Zügen stand das Londoner System auf dem Brett – ich bin so ein Depp.
Im Gegensatz dazu produzierte ich zwei krasse Misserfolge. Gegen Herbert Klassmann zerstörte ich unter Opfer die Königsstellung, stand auf Gewinn, bekam es nicht gebacken, überriss und verlor. Noch schlimmer das Unentschieden gegen Klaus Busche: Der Computer bescheinigte mir zeitweise einen Vorteil von 55 Punkten. Das Turmendspiel misshandelte ich aber so eklatant, dass ich schließlich fluchend ins Remis einwilligte.
Das Turnier hätte trotzdem gut für mich enden können, wenn ich in der letzten Runde gegen einen unterbewerteten 1776 gewonnen hätte: Doch ich verlor. Das Ganze war recht schwierig. Denn ausgangs der Eröffnung hatte ich zwar die Qualität weniger, besaß aber dennoch leichten Vorteil. Hier zu sehen:
In obiger Stellung forcierte ich die Ereignisse mit dem Schlagen des Läufers auf e6, nur um die gegnerische Rochade mit einem anschließenden Läuferschach auf g6 zu vereiteln. Das war nicht der beste Zug, denn wegen des Materialnachteils verengte die Entscheidung den Pfad der guten Züge im weiteren Verlauf deutlich. Und überhaupt: Gut stehende Figuren tauscht man nicht gegen schlecht stehende. Ich weiß das genau so gut, wie ich dem Londoner System aus dem Weg gehen kann.
Hier mein Turnierverlauf:
Das Turnier gewann Großmeister Felix Levin (2431) vom Düsseldorfer SK – zum wiederholten Mal. Zweiter wurde FM Hussain Besou (2280) vom LSV Turm Lippstadt vor Pascal Brunke (2210) von der SG Bünde. Brunke kam dabei erstmals in den Genuss eines außerordentlichen Jugendpreises in Höhe von 700 Euro. Der Setzlistenerste IM Ruben Gideon Köllner (2490) wurde Vierter.
Hier der Link zur Abschlusstabelle. https://chess-results.com/tnr871154.aspx?lan=1&art=1
Und zum Schluss noch die Auflösung der einerseitigen Freude und anderseitigen Empörung: Txg4! Es würde wohl folgen: fxg4 Tf2+ Kxh3 Sf4+ (Gabel) Kg3 Sxd3 Td1 und Sxb2. +8,78 für Schwarz sagt der Computer.
NRW-Klasse, 4. Spieltag: SK Sodingen-Castrop – SK Werther 4,5:3,5
Herne (ehu). Wenn ich meine Partie verliere, ist das für die Mannschaft oft ein gutes Zeichen: Dann gewinnt sie den Kampf. Doch ich spielte sehr gut gegen den SK Sodingen-Castrop. So gab es an unseren restlichen Brettern nichts mehr zu holen. Ich gewann als Einziger.
Wie lautet mein Zug des Tages mit Weiß in dieser Stellung?:
Eigentlich hätten alle meine Mannschaftskameraden anschließend ehrfürchtig nach Hause gehen können. Doch sie harrten an ihren Brettern aus und quetschten immerhin noch fünf halbe Punkte aus ihren müden Partien. An der Niederlage des SK Werther änderte das nichts. Das Liga-Orakel berechnete in seiner Prognose, dass wir 3,3 Punkte gegen die Gastgeber holen und lag ziemlich richtig. Die Einzelergebnisse:
Als Ersatzmann für Markus engagierten wir Felix. Er verlor als Erster. Sein Springer ging flöten, so dass unser Mann früh aufgab. Zumindest erzählte mir das Marko.
Anschließend ergatterte Marko den ersten halben Punkt am dritten Brett: Er rührte Beton an und vereinbarte schon im 16. Zug Remis.
Hier ist Markos Schlussstellung mit seinem letzten Zug a4 und der Computerbewertung von 0,0:
Es folgte ein Remis von Mario am siebten Brett. Keine Ahnung, wie die Partie verlief. Er ist meiner Bitte, mir die Notation zu schicken, nicht nachgekommen.
Dann strich Jan am ersten Brett die Segel. Auch über seinen Partieverlauf weiß ich nichts, denn er schickte mir ebenfalls keine Notation.
Danach verließ ich die Spielstätte, so dass ich von den abschließenden Partien nichts mehr mitbekam. Es kämpften noch
und
Zu dem Zeitpunkt bestand zumindest noch die Hoffnung, ein 4:4 zu erreichen. Von den Dreien kam leider nur Kalle meiner Bitte nach und schickte mir seine Notation. Er hatte Schwarz und gewann im 20. Zug einen Bauern, den er mit seinem 28. Zug wieder einstellte. Insofern war sein Remis eines der ärgerlichen Sorte. Denn in folgender Stellung hätte er mit Schwarz den Zug b5! finden müssen, um seinen Mehrbauern und gute Gewinnchancen zu behalten:
Stattdessen zog er Sg6 und die Partie schaukelte zurück in die Remisbreite. Dennoch kämpfte er bis zum 66. Zug – löblich. So sieht seine Schlussstellung aus schwarzer Sicht mit Weiß am Zug aus:
Danke an Marko und Kalle fürs Schicken ihrer Notationen, danke an den Rest der Mannschaft (außer Felix) für nichts. Wir sind in der Tabelle zwei Plätze abgerutscht:
Hier ist der Link dazu: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1
NRW-Klasse, 3. Spieltag: SV KS Hamm – SK Werther 1,5:6,5
Hamm (ehu). Wir haben Hamm geschlagen. In der Deutlichkeit war das überraschend, zumal Kalle krankheitsbedingt fehlte und wir für unser viertes Brett Ersatz auftreiben mussten. Doch von Beginn an sah es gut aus – mit einer Ausnahme: meiner Partie.
Hier die Einzelergebnisse im Überblick:
Da ich nicht mehr genau weiß, in welcher Reihenfolge die Ergebnisse eintrudelten, gehe ich nach Brettfolge vor und fange oben an. Und weil ich alle Partien dieses Mal im Schlussdiagramm zeige, was wegen der Zugeingabe viel Zeit kostet, spare ich mir längere Erläuterungen:
Brett 1: Jan (r.) analysiert seine Gewinnpartie am Spitzenbrett:
Das ist seine Schlussstellung, in der sein Gegner als Schwarzer am Zug im Endspiel mit einem Minusbauern keine Lust mehr zum Weiterspielen verspürte und aufgab:
Brett 2: Jonas bezwang FM Dargel.
Das ist seine Schlussstellung aus schwarzer Sicht, in der der Damentausch unvermeidlich ist und der Gewinn nur noch eine Frage einfacher Technik ist:
Brett 3: Marko am dritten Brett stand fast 30 Züge lang auf Gewinn. Sein Gegner hatte im 16. Zug einen Springer geopfert und dafür nur einen Bauern als Kompensation erhalten. Markos Türme blockierten standhaft den Angriff seines Gegners, so dass der im 45 Zug aufgab.
Markos Schlussstellung mit Schwarz am Zug:
Brett 4: Markus am vierten Brett stand aus der Eröffnung heraus zunächst schlechter.
Doch er kämpfte sich zurück in die Partie und beendete sein Gewinnstreben im 27. Zug mit einem Springervorstoß nach d4, der sowohl eine Gabel auf e2 als auch das Schlagen eines Bauern droht. Beides kann Weiß nicht mehr parieren, deswegen gab der Mann vom SK Hamm auf:
Brett 5: Ich spielte am fünften Brett – und zwar schlecht. Wenig Freude hatte ich an der Partie und gab im 51. Zug auf – einen Zug vor dem Matt. Mein Formtief hält an. Mittlerweile bin ich wieder der DWZ- und Elo-Schwächste der ersten Mannschaft. Das liegt daran, dass unserem Team viel zu viele Spieler angehören, deren Vorname mit Ma beginnen: Marko, Markus, Mario, Malte – das nervt. Meine Schlussstellung:
Brett 6: Malte gelang ein Endspielsieg am sechsten Brett:
Das ist seine Schlussstellung, in der sein Gegner mit den weißen Steinen soeben Tb1 gezogen hat und dann sofort aufgab – denn nach Lg2 geht ein Turm flöten:
Brett 7: Marios Partie am siebten Brett endete mit einem klassischen Doppelangriff der Dame::
Brett 8: Joschua spielte am achten Brett Remis gegen eine Gegnerin, die nominell mehr als 350 DWZ-Punkte über ihm rangiert – eine starke Leistung. Hier das Schlussbild aus seiner Sicht:
In der Tabelle rückten wir nach dem Erfolg auf den dritten Tabellenplatz vor:
Der Link zur Tabelle der NRW-Klasse 1: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1
Drei Wertheraner bei den Marburger Schachtagen
Marburg (ehu). Karl Ulrich Goecke, Ekkehard Hufendiek und Michael Henkemeier haben an der Erstausgabe der Marburger-Schachtage teilgenommen. Das siebenrundige Turnier fand in der letzten Oktoberwoche von Donnerstag bis Sonntag in der wunderschönen Universitätsstadt Marburg statt.
Die Spielbedingungen waren gut, die Resultate ebenfalls – zumindest für Kalle und Michael. Die A-Gruppe war an der Spitze mit neun Titelträgern und Titelträgerinnen – darunter die Großmeister Li Min Peng (Elo 2554) und Hagen Poetsch (Elo 2470) – ziemlich gut besetzt.
Der Schiedsrichter plusterte sich auf: Als ich ihn vor Turnierbeginn um Auskunft zur Regelung des Fotografierens bat, verweigerte er mir die Antwort mit dem wortreichen Hinweis, dass er sich dazu noch nicht äußern wolle, weil er bei mehreren ähnlichen Einzel-Anfragen zu viele Worte darüber verlieren müsse. Er sage dazu erst bei der Begrüßung am Mikro etwas. Was er dann aber vergaß und erst im Nachsatz anfügte.
An alle Pappnasen mit Schiedsrichterschein: Die Antwort „Fotografieren nur in den ersten zehn Minuten ohne Blitz“ ist schnell gesprochen – versucht’s mal.
Kalle landete schließlich mit respektablen 5 Punkten auf dem 10. Platz und Michael wurde mit 3,5 Punkten 64.. Beide verzeichneten somit leichte DWZ- und Elogewinne.
Für mich hingegen entwickelte sich das Turnier zur Katastrophe: zwei Punkte aus sieben Partien, Eloperformance 1591, Platz 104. Ich muss den Spielern der ersten Mannschaft demnächst wieder die Schuhe putzen.
Kalle traf in der Schlussrunde am zweiten Brett auf Großmeister Hagen Poetsch . Sogar der Turniersieg war für ihn zu diesem Zeitpunkt noch möglich. Die Partie jedoch ging schief. Im Bild unten steht er – auf der Empore der Führenden – schon platt.
Das ist die Stellung als Diagramm:
Er sicherte sich mit 6 Punkten verdient den Turniersieg und die 1000 Euro Preisgeld – Kalle ging leer aus.
Bei Michael habe ich des Öfteren mal aufs Brett geguckt und immer wieder seine Standhaftigkeit gegen bessere Spieler bewundert. In der ersten Runde verlor er sehr unglücklich, indem er seine Dame zu früh losließ. Statt auf dem Feld c5 „fiel sie ihm ein Feld zu früh aus der Hand“. Das Missgeschick ließ sich nicht korrigieren: Sein Gegner (DWZ 2124) reklamierte die Berührt-Geführt-Regel und Michael gab auf.
Ich produzierte eine Katastrophe nach der anderen. Selbst meine Gewinnpartie zum Auftakt des Turniers gegen Udo Schneider (DWZ 1634) ging völlig daneben. Nur Fortuna half: Statt mich forciert mattzusetzen, stellte mein Gegner einzügig die Dame ein.
In der zweiten Runde folgte dann ein nerviges Vereinsduell:
Ich hatte mich mit Schwarz auf eine Variante vorbereitet, die genau aufs Brett kam – Neo-Grünfeld. Nach zehn Zügen besaß ich eine halbe Stunde Zeitvorteil und Kalle bot in ausgeglichener Stellung Remis. Er wolle sich Marburg angucken, sagte er mir später und warf mir in den folgenden Tagen immer wieder Sturheit vor.
Denn ich lehnte ab und wich später einer angebotenen Zugwiederholung aus. Dabei übersah ich Kalles einzügigen Springerausfall und stand prompt klar auf Verlust. Ich spielte trotzdem weiter. Kalle seufzte. Bei der kleinsten Nachlässigkeit im Aufschreiben wies er mich sofort auf meine Notationspflicht hin. Er war genervt, ich spielte weiter.
In meinen folgenden Partien rutschte ich in der Tabelle immer tiefer bergab. Die größte Katastrophe passierte in der Schlussrunde: Ich verhunzte ein Leichtfigurenendspiel mit einem Mehrbauern. Jedes Mal, wenn ich zum Entspannen vom Stuhl aufstand, drängten mich Michael und Kalle, Remis zu machen. Ich verhöhnte sie à la Mirko Czentovic. Ein letztes Bauernopfer war zuviel. Als ich aufgab und damit die letzte Partie des Turniers beendete, klatschten die Umstehenden Beifall. Ich vermute aus Begeisterung. Kalle aber meinte, sie applaudierten, weil sie froh waren, endlich nach Hause zu können.
Später mobbten mich Michael und Kalle die ganze Heimfahrt über wie Schulkinder. Sie sagten, dass ich einfach nur dumm sei und wir drei Stunden früher hätten zuhause sein können. Hätte es draußen gehagelt, hätten sie mich sicher in der Dunkelheit auf einem Autobahnparkplatz ausgesetzt – aber es hagelte ja nicht.
Genugtuung dürfte ihnen aber ein paar Tage zuvor die Hinfahrt verschafft haben: Um mich umstandslos am Straßenrand aufgabeln zu können, nötigte Michael mir eine 1,6 Kilometer-Strampelei mit dem Fahrrad ab. Warum sollte er mich auch direkt von zuhause abholen und dann 251 statt nur 250 Kilometer fahren müssen? So wartete ich am vereinbarten Treffpunkt zehn Minuten im Nieselregen. Feucht und kalt wie eine Hundeschnauze drückte ich mich in den Fond seines Hondas.
Im Kontrast dazu lenkte Michael seinen Wagen anschließend vom Fahrtziel weg, fuhr direkt bis vor Kalles Haustür, stieg in aller Ruhe aus, klingelte und fragte unseren Präsidenten in seinem mollig-warmen Hausflur höflich, ob er schon mitfahrbereit sei. Ich spreche seitdem kein Wort mehr mit beiden.
Hier ein Link zur Turniertabelle nach sieben Runden auf chess-results: https://chess-results.com/tnr757207.aspx?lan=0&art=4&fed=GER&turdet=YES
2. verliert knapp
Drei fehlende Stammspieler aus dem oberen Bereich waren dann doch zu viel. Gegen den SC Leopoldshöhe hätte es am Ende sogar fast noch gereicht, auch wenn es zwischendurch eher düster aussah. Als Spieler am achten Brett hatten wir im letzten Moment noch Jugendspieler Jonas Stampehl überreden können, der sich zunächst gut gegen den direkten Angriff seines Gegners zur Wehr setzte, dann aber doch nicht die richtigen Fortsetzungen fand und verlor. Auch Reinhard Geisler geriet schon früh in eine hoffnungslose Situation als er seinen holländischen e6-Bauern einstellte. Konsequenterweise lehnte Rüdiger Kraetzer am 1. Brett in unübersichtlicher Stellung ein Remisangebot seines Gegners ab. Leider verlor er einige Züge später, so dass schon nach zwei Stunden drei Miese auf der Karte standen. Die Partien von Michael Henkemeier, Kevin Deniz, Joshua Schramm und Volker Meise sahen lange stark remisverdächtig aus, während einzig Manfred Daub einen gesunden Mehrbauern und damit einige Siegchancen hatte. Dann ergriffen erst Kevin und danach Joshua die erste sich bietende taktische Chance und brachten ihre Gegner so in Materialnachteil, dass die Aufgaben bald folgten. Volker verlor in Zeitnot den Überblick über die Verwicklungen, die der Gegner anrichtete, während Michael auf wenig erklärliche Art und Weise eine Figur einstellte. Auf seinen (letzten) Konterversuch reagierte der Gegner allerdings unvorsichtig und geriet aus heiterem Himmel in einen Gegenangriff, der ihn den schon sicher geglaubten Punkt kostete. Damit rückte das Unentschieden wieder in greifbare Nähe, zumal Manfreds Mehrbauer inzwischen auf der 7. Reihe angelangt war. Da war dann aber leider der Vormarsch beendet und Manfred sah keine Gewinnmöglichkeit mehr, so dass wir mit knappen 3,5:4,5 geschlagen nach Hause gehen mussten.
NRW-Klasse, 2.Spieltag: SK Werther – SV Kamen 2,5:5,5
Werther (ehu). Wir sind tief geplumst: vom ersten auf den sechsten Tabellenplatz. Und das ziemlich unsanft. Denn gut aufgelegte Kamener spielten am zweiten und an den unteren drei Brettern besser. Die Gäste traten zudem mit drei Fidemeistern an:
Eine gute Nachricht gab’s dennoch: Unser Spitzenspieler Jan Haskenhoff hat nach einer kleinen Durststrecke wieder eine Partie gewonnen.
Im Foto unten nimmt er gerade die Aufgabe seines Gegners entgegen – Jan hat am Ende auf dem Brett einen Turm mehr und ein weißes Dauerschach ist nicht in Sicht:
Zuvor erschienen bis zum Beginn des Kampfes um 11 Uhr nur drei Gegner, weil Kamens Spieler am achten Brett einen Zugausfall der Deutschen Bahn beklagte. So zumindest erzählte es mir mein Kontrahent Felix Georg. Deswegen verwalteteten wir bis zum Erscheinen des restlichen Kamener Mannschaftsteils an allen Brettern einen komfortablen Zeitvorteil.
Mir brachte der Zeitvorteil nichts. In einem Vorstoßfranzosen opferte ich als Weißer zuerst blind einen Läufer auf h6 und stand komplett pleite, als der Kamener Felix Georg mit einem hübschen Springerzug nach h4 den Sack zumachte. Durch die Gabeldrohung auf f3 verlor ich zwangsläufig eine zweite Figur und hätte sofort aufgeben können, wozu ich mich aber erst nach ein paar sinnlosen Extra-Zügen durchrang:
Markus und Kalle vereinbarten gegen favorisierte Gegner früh Remis. Markus nach seinem 9. Zug und Kalle nach dem 15. Zug. Kalle fuhr sofort nach Hause. Währenddessen ging Markos Plan gegen Fidmeister Weidemann auf: Nach einer Abtauschorgie im Skandinavier erzielte unser Mann als Schwarzer sicheren Ausgleich. Das Remisangebot im 20. Zug nahm Marko an.
Hier ist seine Schlussstellung, die der Computer staubtrocken mit 0,1 Bauerneinheiten bewertet:
Eine persönliche Bemerkung sei gestattet: Wenn wir immer alle so zahm spielen, könnten wir vielleicht einen Friedenspreis gewinnen, aber keinen Mannschaftskampf. (Gut, wenn wir alle immer zu spät zum Mannschaftskampf erscheinen, gewinnen wir noch nicht einmal einen Friedenspreis – aber darum geht’s ja nicht)
So lagen wir nach vier Partien 1,5:2,5 hinten. Es folgten drei Niederlagen unsererseits hintereinander. Zuerst gab Mario den Kampf auf, nachdem er zuvor einen Bauern gewonnen hatte und trotz einer gewinnbringenden Initiative einen Springer einstellte – sehr unglücklich:
Malte fügte unserem Konto eine weitere Null hinzu. So sieht er aus, wenn er noch zuversichtlich ist:
Mit den schwarzen Steinen kam er nach einigen schwachen Rückzügen in Bedrängnis. So hüpfte der gegnerische Springer in seine Stellung und Malte geriet in Not. Im Schlussbild kann er die Umwandlung eines weißen Bauerns nicht mehr verhindern:
Und schließlich zeigt ein Filmchen, den letzten Trickversuch von Jonas (rechts) am zweiten Brett. Doch Chris Huckebrink bleibt cool und antwortet mit einem unaufgeregten Schach, wonach unser Mann die Waffen streckt:
Und hier der Link zur Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1
Die 2. in der Verbandsklasse
Nach dem Aufstieg aus dem Schachbezirk Bielefeld in die Verbandsklasse des Schachverbandes OWL begann die 2. mit einem schönen Sieg gegen die 2. Mannschaft des Rhedaer SV. Am Spitzenbrett spielte erstmalig Florian Schwartz, der nach langjähriger Turnierabstinenz einen schönen Einstieg in den SKWerther und die Mannschaft ablieferte. Von Anfang an gut stehend führte er seine Partie sicher zum Sieg. Am 2. Brett kämpfte Michael Henkemeier in einem bereits verloren geglaubten Endspiel weiter, um – mit einigen Hilfen des Gegners am Ende doch noch den vollen Punkt mitzunehmen. Am dritten Brett vergriff sich Mesud Mujanovic in einem günstigen Endspiel und verlor die Partie. Ralf Diele konnte das elfjährige Nachwuchstalent der Rhedaer sicher im Remisbereich halten, während Reinhard Geisler einen schönen Start-Ziel-Sieg hinlegte. Manfred Daubs Partie verlief lange im Rahmen der Remisbreite, ging aber dann nach einen Fehler verloren. Ebenfalls lange remislich lief die Partie von Kevin Deniz, bis er seiner Gegnerin eine Qualität abnehmen konnte, wonach das Spiel langsam aber sicher verloren ging. Am letzten Brett spielte Kacper Mindak, der nur noch im Ersatz aufgestellt ist, weil er Werther studienbedingt (leider!) verlassen wird. Er konnte seine Partie hinten natürlich sicher gewinnen. Endergebnis: 5,5:2,5 für Werther.
Im zweiten Kampf am 15.10. in Hücker-Aschen lief es dann nicht so gut. Zunächst ging es noch: Obwohl Reinhard Geisler nach wenig überzeugender Eröffnung (König in der Mitte, wenig Raum) die Partie verloren geben musste, konnte Mesud Mujanovic schnell ausgleichen. Ersatzspieler Felix Linnenbrügger wich zahlreichen taktischen Drohungen seines Gegners umsichtig aus und ging dann auf dessen Remisangebot ein. Ein sicheres Remis auch an Brett 7, an dem es Manfred Daub mit dem Hückeraner Nachwuchstalent Kristjan Heidemann zu tun hatte. Die übrigen Partein standen durchaus aussichtsreich für Werther und Florian Schwartz konnte dann die Führung erzielen, indem er seinem Gegner, der sich in hochgradiger Zeitnot in einem leicht schlechteren Endpspiel im letzten Zug vor der Zeitkontrolle vergriff, zweizügig einen Turm abnehmen konnte, wonach die baldige Aufgabe folgte. Danach dann das Desaster: Rüdiger Kraetzer nahm am Spitzenbrett das Remisangebot seines Gegners an, der leicht verzweifelt abwechselnd Mattdrohungen und Remisschaukeln aufbaute, aber bereits erheblichen Materialnachteil zu verzeichnen hatte. Eine erste oberflächliche Analyse deutete darauf hin, dass hier vielleicht auch der ganze Punkt möglich gewesen wäre. Inzwischen war auch die Partie von Ralf Diele in den Bereich hoffnungslos gekippt und Michael Henkemeier kämpfte nach einer nicht zu Ende gerechneten Kombination noch ein paar Züge lang gegen das nicht mehr aufzuhaltende Ende. Endergebnis: 3,5:4,5 für Hücker. Hier wurden hoffentlich keine Punkte liegen gelassen, die später fehlen könnten – aber die Saison ist ja noch lang.
NRW-Klasse, 1. Spieltag: Herforder SV KS – SK Werther 2:6
Herford (ehu). Wir haben zum Auftakt der Saison die Tabellenführung übernommen. Das ist ein Diagramm wert:
Fragen wir das Liga-Orakel, trügt das Bild aber:
Denn demnach haben wir in den kommenden Kämpfen leider nur zu 1,9 Prozent etwas mit dem Aufstieg zu tun – und das selbst nach dem Kantersieg gegen die Herforder, die im Übrigen statistisch nur zu 0,1 Prozent auf den Klassenerhalt hoffen können.
Unsere Hoffnung war unser „Neuzugang“ und Eigengewächs Malte. Er spielte am siebten Brett seinen Gegner an die Wand.
Schon im 16. Zug zerstörte er mit einem Springeropfer auf f7 das Fundament des gegnerischen Königshauses:
Jonas mit den schwarzen Steinen am zweiten Brett brauchte nur vier Züge mehr als Malte, um den vollen Punkt einzustreichen. Seine Schlussstellung, in der er soeben seiner Mehrfigur noch einen Bauern auf c5 zugefügt hat, sieht so aus:
Ich holte den dritten Punkt und bezwang den nominell schwächsten Herforder Spieler. Dabei ermöglichte mir der Weiße eine Schluss-Kombination, die vermutlich viele Anfänger leicht lösen können. Daher werde ich das forcierte Matt in zwei Zügen dem Leser überlassen:
Marko am dritten Brett war wie immer gut vorbereitet:
Schon ausgangs der Eröffnung erspielte er sich gegen Ivan Stoimenov ein spürbares Übergewicht, dass er bis zur Zeitkontrolle ausbaute. Im 41. Zug zwang er seinen Gegner mit einem Randbauernvorstoß zur Aufgabe. Hier ist sein Schlussbild, in der Marko, um zu gewinnen, nur den weißen c-Bauern nicht anfassen durfte – das hat er geschafft:
Unser Spitzenspieler Jan Haskenhoff kassierte als Einziger im Team eine Null. Im Bild unten, ist der Käse längst gegessen.
Zuvor hatte Jan nach dem zwölften Zug seines Gegners ein Remisangebot abgelehnt. Wenig später steckte er die Qualität ins Geschäft. Danach ging es stetig bergab. In der folgenden Stellung setzte Herfords Michael Loemker unseren Mann in drei Zügen Matt. Einen Zug vor dem Matt gab Jan auf.
Mario am achten Brett kam nicht über ein Remis hinaus. Immerhin sicherte sein halber Punkt den Mannschaftserfolg ab.
So sah seine Stellung zum Schluss aus seiner Sicht aus: perspektivlos.
Kalle führte währenddessen ein klar vorteilhaftes Endspiel mit zwei Türmen gegen Turm und Springer sicher zum Sieg:
Hier ist sein letzter Zug der Partie:
Markus Henkemeier, der im Foto oben neben Kalle sitzt, spielte als Letzter – und zwar lange, sehr lange um genau zu sein. Im Endspiel lehnte er ein Remis ab. Eine vorbildliche kämpferische Haltung. Das tat er aber, als die Luft aus seiner Stellung längst heraus war. Kalle wollte nach Hause fahren, so habe ich das Ende nicht mehr mitbekommen. Es ging jedenfalls Remis aus. Aber erst nachdem Markus‘ Gegner fälschlicherweise dreimalige Stellungswiederholung reklamierte, wie Jonas den Nachhausefahrern per Signal-App mitteilte. Ein Schiedsrichter war nicht anwesend und keiner schien zu wissen, wie man eine Zweiminutenstrafe bei einer Digitaluhr eingibt. Also schien auch Markus keine Lust mehr zum Weiterspielen zu verspüren.
Hier noch pro forma der Link zur Tabelle: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1.
Zwölfjähriger gewinnt Paul-Sahrhage-Pokal
Werther (ehu).
Mykola Korchynskyi (Mitte, Elo 2153) hat die dritte Ausgabe des Schnellschachturniers um den Paul-Sahrhage-Pokal gewonnen. Der zwölfjährige Ukrainer erkämpfte acht Punkte in neun Runden und blieb als Einziger im Turnier ohne Niederlage.
Korchynskyi bezwang unter anderem den hohen Favoriten und späteren Zweitplatzierten Bogdan Bilovil (Elo 2404) von den Schachfreunden Bad Emstal/Wolfhagen, und remisierte gegen die Internationale Meisterin und spätere Drittplatzierte Anna Zozulia (2229) vom Bochumer SV. Den Lokalmatador Jonas Freiberger (2204) vom SK Werther setzte Korchynskyi sogar matt und verwies ihn damit am Ende auf den fünften Platz.
In folgender Stellung hatte Korchynskyi soeben wie aus der Pistole geschossen den Zug Turm h1 aufs Brett geknallt – matt. Wäre Jonas am Zug gewesen, hätte er Korchynskyi in zwei Zügen mattgesetzt:
Mit nur 42 Teilnehmern war das Turnier zahlenmäßig schwach besetzt. Verkraftet hätte der Saal im Gemeindehaus mehr als die doppelte Anzahl Schachspieler. Doch es fehlten vor allem Spieler mittlerer Spielstärke zwischen DWZ 1500 und 2000. Wo sind sie gewesen?
Immerhin aber bot die Veranstaltung an den oberen Brettern hochwertiges Schach: Im Bild unten erkennt Anna Zozulia nach einigen weiteren Zügen den Sieg Bilovils an.
Spannend war die siebte Runde am ersten Brett: Unter den Augen zahlreicher Kiebitze spielte Sviatoslav Sunko mit Weiß gegen den späteren Turniersieger Mykola Korchynskyi. Beide waren nach einer Vielzahl von Zügen auf das Inkrement angewiesen. Korchynskyi kämpfte dabei in einem nackten Damenendspiel mit Mehrbauern um die Führung im Turnier und eine mögliche Vorentscheidung. Nur mühsam entkam er den Schachgeboten der gegnerischen Dame. Als der Vorteil endlich siegbringend angewachsen war, und sein Mehrbauer schließlich die vorletzte Reihe erreicht hatte, stellte er den Bauern einzügig ein – remis:
In der unteren Tabellenhälfte tummelten sich zahlreiche vielversprechende Talente des SK Werther:
Und hier noch der Link zum Turnierresultat: https://chess-results.com/tnr783180.aspx?lan=0&art=1&fed=-