Münster (ehu). Der Klassenerhalt ist geschafft. Ersatzgeschwächt und hochverdient erkämpften wir einen Punkt beim Tabellenzweiten SK Münster II. Hier die Einzelergebnisse:
Die Überraschung des Spiels war Felix als Ersatzmann am siebten Brett. Ich erwartete nichts von ihm. Denn mit einer vergleichsweise bescheidenen DWZ-Zahl von aktuell 1421 trat er gegen Alexander Bösel vom SK Münster II an, der eine Spielstärkezahl von 2086 DWZ-Punkten aufweist.
Das Duell schien aus meiner Sicht aussichtslos. Bei einer Differenz von 665 Punkten lag die Gewinnerwartung für Felix bei 0,01 Prozent (Ab einer DWZ-Differenz von 728 Punkten liegt sie übrigens bei 0,00). Das zumindest gibt die Wahrscheinlichkeitstabelle des Deutschen Schachbundes an. Hier ist der Link dazu: https://www.schachbund.de/wertungsordnung-anhang-2-tabellen/articles/wertungsordnung-anhang-21-wahrscheinlichkeitstabelle.html
Felix hat also unwahrscheinlich gut gespielt. Im Video zeigt er seine schöne Schlusskombination mit Turmopfer:
Und hier ein Foto nach seinem finalen Zug De7, der zur Aufgabe seines Gegners führt und zum Hochgefühl bei Felix:

Zuvor erlitt ich eine peinliche Pleite am vierten Brett. Keine Ahnung von der Eröffnung gab ich nach kaum einer Stunde Spielzeit als Schwarzer im 18. Zug auf (und hätte es auch früher tun können):
Heinrich, unser Ersatzmann am achten Brett, hielt länger stand als ich, verlor jedoch mehrere Bauern gegen einen Gegner, der genau 690 Punkte über ihm rangiert.

Dann aber düpierte Felix seinen Gegner – wie oben beschrieben -, und Marko erspielte am zweiten Brett ein ungefährdetes Remis:

In der Zwischenzeit überführte Kalle seine Partie in ein klar gewonnenes Turmendspiel und Jonas knetete ein vorteilhaftes Leichtfigurenendspiel in geduldiger Ausdauer. Was ist denn hier los? Können wir das Ding sogar gewinnen?
Bemerkenswert war übrigens der Umstand, dass Kalle schon auf der Hinfahrt prophetisch erklärte, dass dem vermeintlich deutlich Unterlegenen in einer Schachpartie mathematisch weniger Punkte zugerechnet werden, als er tatsächlich statistisch holt. Ich zweifelte – Felix nickte.
Und dann machte ich mich im Auto auch noch über Kalle lustig, weil er bis dahin in der Saison eine Performance von schwachen 1800 erzielt hatte. Am Brett aber strafte er mich Lügen und spielte seinen Gegner trocken an die Wand.

So sieht Kalles Schlussstellung aus, nachdem er d6 zog:
Unglücklicherweise zog Mario den Kürzeren in einer spannenden Partie bei beidseitig offenen Königen:

Dies ist seine Schlussstellung, in der er das Matt nur mit sinnlosen Opfern hinauszögern könnte, stattdessen jedoch gab er auf:
Jonas schlug zurück und gewann den zweiten Schönheitspreis des Tages – knapp hinter Felix: Dabei zauberte er ein wunderschönes Leichtfigurenendspiel aufs Brett. Der Schlusszug im Video:
Zwischendurch pfefferte er das Angebot eines Läuferopfers à la Alexei Shirov aufs Brett, den ich nicht vorenthalten darf: Lc6 – der beste Zug in der Stellung:
Zuvor grübelte er öfter und lange:
Beim Spielstand von 3,5 zu 3,5 lief schließlich nur noch Maltes Partie am fünften Brett.
Ausgerechnet als Malte nach langem Lavieren eine Gewinnstellung aufs Brett bekam, vereinbarte er Remis. Der Computer aber hätte weitergespielt, denn er beziffert den weißen Vorteil in folgender Stellung auf fast vier Bauerneinheiten:
Wir sind jetzt sicher und können im letzten Kampf gegen Lieme frei aufspielen – allerdings ohne mich, denn ich muss an dem Wochenende die Krone der OWL-Meisterschaft verteidigen und Kalle wird sein Abschiedsspiel geben, was sicher von uns noch gewürdigt werden wird.
Die Tabelle nach dem achten Spieltag sieht so aus:
Und hier der Link zur Schachbundseite: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1