Platt statt Matt: Werthers U16 verliert gegen Bünde

Im ersten Mannschaftskampf der Saison verwertete die U16 die sich reichlich bietenden Chancen nicht. Unser Brett drei versäumte ein Matt in eins und bekam nur einen Halbzug später ein Gegenmatt serviert. Brett vier hätte immerhin zwei Züge weit bis zum Matt sehen müssen, was aber nicht gelang. Und Brett eins konnte in fünf Zügen Matt setzen, ließ das jedoch liegen und bekam dafür kurz und schmerzlos auf h7 den Knockout. Die vielen guten Ansätze in ganze Punkte zu verwandeln, das klappte diesmal gar nicht.

Nur Anton an Brett zwei zerlegte in einer sehr stark geführten Partie systematisch die schwarze Stellung und sicherte sich nach und nach einen so großen Materialvorteil, dass dem Gegner nur die Aufgabe blieb. Am Ende hieß es also 1:3, wo es auch 4:0 hätte ausgehen können. Wir hoffen auf mehr Schlachtenglück beim Auswärtsspiel in Herford am 9.11.

David bei seiner ersten langen Partie
Johann nachdenklich
Anton wachsam

https://www.ergebnisdienst.net/2024_2025/abfrage.php?liga=640_41

NRW-Klasse, 2.Spieltag: SK Werther – Schach Nienberge 4:4

Werther (ehu). Auswärts vor zwei Jahren verloren wir kläglich gegen Schach Nienberge. Dieses Mal bescherte uns das Heimspiel im Herrenhaus ein Unentschieden – vom Glück begünstigt.

Das Liga-Orakel prophezeite eine 3,5 zu 4,5 -Niederlage Werthers. Wir nahmen folglich die Aussenseiterrolle ein. Doch die Einzelergebnisse gehorchen nicht der mathematischen Wahrscheinlichkeit, zumal Schach Nienberge stark ersatzgeschwächt antrat:

Zunächst entwickelte sich der Kampf wie orakelt: Unsere Gastmannschaft aus dem Nordwesten Münsters erspielte sich eine deutliche 4:2-Führung. In den zwei abschließenden Partien am ersten und achten Brett fehlte ihr nur noch ein halber Punkt, um uns den Tag zu verderben.

Unsere Männer an den ersten vier Brettern und der Schiedsrichter Pascal Brunke.

Gelegenheiten zum Sieg Nienberges gab es mehrere: Ihr Spitzenspieler, Berdia Mikeladze (DWZ 2264), hätte einfach nur Dauerschach geben oder das Remis-Angebot im 55.Zug annehmen müssen. Stattdessen wollte er mattsetzen und dübelte mit dem Fehler Sc4 ein sinnloses Loch in die Stellung – der Computer geht in die Knie:

Zwar harmoniert das Dame-Springer-Duo zum Mattsetzen ideal, doch der Nienberger übersah das anschließende Schach der schwarzen Dame auf f3 – ein krasses Versäumnis. Das Schach führt etwas später zum Damentausch und zu einem gewonnenen Endspiel für Jonas.

Jonas am ersten Brett kurz vor seinem Remisangebot.

Lehrreich ist dessen technische Verwertung. Völlig zu unrecht tadelte ich Jonas ob seiner ausufernden Grübelei in vermeintlich „simpel gewonnener Stellung“. „Meine Güte, wie kann man nur so umständlich agieren und so lange überlegen? Zieh doch den f-Bauern vor“, ereiferte ich mich nachher.  Darauf er zu mir: „Wenn du gewinnst, bist du ein Arsch“.

Das Endspiel hat es tatsächlich in sich und ich kann es immer noch nicht glauben: Will Schwarz sauber gewinnen, darf er zu keinem Zeitpunkt den f-Bauern anfassen. Ich Patzer hätte das sofort getan, Jonas tat es erst nach mehreren perfekten Zügen.

Im 71.-Zug jedoch widerstand auch er der Verlockung nicht und zog f4. Der Computer kollabiert. Die Bewertung sackt ab von -10,6 Bauerneinheiten Vorteil für Schwarz auf -0,4. Freibauer, bessere Leichtfigur und mächtiger Raumvorteil, dennoch ist diese Stellung ausgeglichen – unglaublich:

Im Anschluss verteidigt sich der Weißspieler sechs Züge lang perfekt, dann unterläuft ihm nochmals ein Fehler – der letzte: Mikeladze opfert den Springer, um sich dem Freibauern zu entledigen. Doch weiter als bis nach f3 wäre der nie gekommen – sagt der Computer:

Vier Züge später gibt Mikeladze auf. Die Endstellung sieht so aus:

Am achten Brett steuerte Mario einen weiteren wichtigen Sieg bei. Seinem Erfolg fällt eine besondere Bedeutung zu, weil er das 4:4-Unentschieden herstellte. Trotz einer Qualität im Nachteil überrollte er seinen Gegner mit einer Walze: Die weißen Bauern drücken die schwarzen Schwerfiguren gegen die Wand. Im Diagramm unten wirkt sein Springer zusätzlich wie ein Monster. Schick mündet die Stellung in eine Springergabel – der Computer zeigt ein Matt in zehn Zügen. Das oben erwähnte Dame-Springer-Duo harmoniert hier perfekt:

Mario am achten Brett
Mario Ortpaul – Simon Jäger 1:0.

Mir gelang wie immer Großes: Damentausch, Bauernvorstoß mit versteckter Mattdrohung und Turmverdoppelung mit Angriff über die halboffene h-Linie. Meine Endstellung mit den schwarzen Figuren taxiert der Rechner nach dem Bauernvorstoß d4 auf -5,9 Bauerneinheiten – auf eine gemeinsame Analyse hatte mein Gegner keine Lust:

Ich am fünften Brett. Die KI Dall-E hat mich gut getroffen, wenn auch mit unrealistisch verschränkten Armen.

Knastig endete die Partie von Florian am sechsten Brett. Für mich sah die Endspielstellung mit einem Bauern im Minus verloren aus. Florian aber gelang es, den schwarzen König am Rand einzusperren. So blieb er Herr über die weißen Felder, die die Läufer nicht beackern können. Hier ist seine Schlussstellung:

Florian Schwartz – Marius Ringwelski 0,5:0,5.

Wohl noch glücklicher erreichte Markus ein Unentschieden. Sein Gegner schaukelte mit dem Turm auf und ab. Dabei wäre ein Gewinnversuch des Nienbergers angesichts drei! verbundener Freibauern plausibel gewesen.

Markus Henkemeier – Franz Althoff 0,5:0,5.

Kalle und Jan hingegen gaben in ihren Partien klein bei. Kalle unterschätzte einen weit vorgepreschten Bauern auf b7: Sein Schlussbild mit den schwarzen Figuren ist trostlos:

Jan unterschätzte das Bouncing-Back-Potential der skandinavischen Eröffnung. Sein Schlussbild mit Weiß ist ebenso trostlos wie das von Kalle, der schwarze a-Bauer ist nicht zu stoppen:

In der anschließenden Analyse im Wintergarten des Herrenhauses, wo wir nur ausnahmsweise gespielt haben, marterten sie sich erneut.

Der Nienberger Murat Emiroglu (v.l., DWZ 2134), Markus Henkemeier und Karl Ulrich Goecke beim Analysieren.
Jan (l.) bei der Analyse mit seinem Gegner, der drittens Lf5-Zug zog und meine Frage: „Was ist das denn?“, mit der Antwort quittierte: „Das nennt man Skandinavisch!“.
Malte verliert am Ende mehr Bauern als ihm lieb ist – er gibt auf.

Der Punktgewinn sichert uns ein sonniges Plätzchen. Hier ist die Tabelle  nach der zweiten Runde:

Und hier der Link zur Schachbundseite der NRW-Klasse: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

 

 

 

 

David Riedel gewinnt Paul-Sahrhage-Pokal

Werther (ehu). David Riedel (DWZ 2063) strahlt von einem Ohr zum anderen. Der Lehramtsstudent des Brackweder SK feiert einen hübschen Überraschungserfolg bei der vierten Ausgabe des Paul-Sahrhage-Pokals im Schloss Werther. In neun Runden ergattert er 7,5 Punkte und landet beim Schnellschachturnier des SK Werther auf dem ersten Platz – als Setzlistenelfter von 50 Teilnehmenden. Die weiteren Treppchenplätze erklimmen die internationale Meisterin Anna Zozulia  (2. Platz, DWZ 2232) vom Bochumer SV und Pascal Brunke (3., DWZ 2284) von der SG Bünde.

In der Schlussrunde: David Riedel – Pascal Brunke 0,5:0,5.

Entscheidend für den Erfolg Riedels ist seine folgende Stellung aus der Vorschlussrunde, in der er die schwarzen Steine gegen den CM und Streamer Maurice Gulatz (paff_morris) führt. Zu dem Zeitpunkt liegen beide Kontrahenten mit sechs Punkten an der Spitze des Feldes.

Trotz einer Dame im Nachteil harmoniert Riedels schwarze Streitmacht untereinander derart perfekt, dass Weiß zur Abwehr eines drohenden Matts seine Dame zurückspucken muss und nur wenig später konsterniert aufgibt – Riedels Springer entpuppt sich als Krake.

Hier die Zugfolge im Screenshot:

Nur eine Partie verliert Riedel. Und zwar in der vierten Runde gegen eine junge Frau aus den Niederlanden, die zurzeit beim  NRW-Ligisten Krefelder SK und beim Frauenbundesligisten SK Schwäbisch Hall gemeldet ist:

WFM Katharina Ricken (DWZ 2206)
Tran Duc Cuong – Katharina Ricken 0:1

Drei Runden später ist David Riedel das Glück wieder hold: Gegen unseren ehemaligen Vereinspräsidenten und jetzigen Jugendtrainer, Karl Ulrich Goecke, bleibt sein Widerstand trotz totaler Verluststellung ungebrochen.  Zur Verwunderung zahlreicher Kiebitze dreht Riedel die Partie vom Minus ins Plus, gabelt im Endspiel den gegnerischen Turm mit seinem Läufer und gewinnt. Das Foto unten zeigt eine Szene des Endspiels, in der sein Gegner Karl Ulrich Goecke, angetrieben von einer Mehrqualität und im Windschatten eines entfernten Freibauerns auf der h-Linie, seinen König zuversichtlich der Front näher bringt:

Kalle landet später als Setzlistensechster nur auf dem zwölften Platz.

Die Stellung im Foto oben bewertet der Computer mit 5,3 Bauerneinheiten im Plus für Weiß. So sieht sie aus:

Der komfortable Vorteil geht für Weiß jedoch ebenso verloren wie die Partie. Denn kurze Zeit später entsteht dieses Bild mit einem Matt in zehn Zügen für Schwarz – unglaublich: 

Der vermutlich dämlichste Zug des Turniers ist dem Geist unseres Spitzenspielers Jonas Freiberger entsprungen. Jonas landet am Ende leicht enttäuscht auf dem achten Platz – als Setzlistenvierter. Im Video erläutert er das Missgeschick und erklärt, wie er deswegen gegen den späteren Drittplatzierten Pascal Brunke durch die Berührt-Geführt-Regel in zwei Zügen matt gesetzt wird:

Der Endstand nach neun Runden sieht bis Platz zehn so aus:

Das Siegerfoto zeigt Anna Zozulia (v.l., 2. Platz), David Riedel (1.), Pascal Brunke (3.) und den neuen Vorsitzenden des SK Werther, Markus Henkemeier.

Die Ratingpreisgewinner:

Und hier noch einige weitere Fotos in loser Folge:

Die Setzlistenerste IM Anna Zozulia
Gymnasialdirektor Markus Spindler
In der siebten Runde am Spitzenbrett: Jonas Freiberger – CM Maurice Gulatz 0:1

Colin Sahrhage vom SK Werther.
Anton Wessling vom SK Werther.
Felix Linnenbrügger vom SK Werther
Jonas Stampehl – Joschua Ruschhaupt 1:0
Joschua Ruschhaupt – Henrik Schwittay 1:0
Ekkehard Arnoldi – Heinrich Maybaum 0,5.0,5
Turnierleiter Bernhard Sahrhage
Kiebitze verfolgen den Endspielsieg von David Riedel vom SK Brackwede (l.) gegen Karl Ulrich Goecke vom SK Werther.
CM Maurice Gulatz – David Riedel 0:1
Mathematikprofessor Stefan Bauer vom Ausrichterverein SK Werther gewinnt bei seinem ersten Schachturnier Pralinen: „Da freut sich meine Frau“.

Und zum Schluss noch der Link zur Seite chess-results mit der Endtabelle: https://chess-results.com/tnr967833.aspx?lan=0&art=1

NRW-Klasse, 1. Spieltag: SGEM Kirchlengern – SK Werther 1:7

Kirchlengern (ehu). Der Saisonauftakt verlief nahezu perfekt: Sechs Siege und zwei Unentschieden produzierten wir in meist überzeugender Manier. Und das gegen die Mannschaft, gegen die wir vor wenigen Monaten kläglich verloren hatten. Wir starten damit als Tabellenführer in die Saison.

Leon ersetzte am achten Brett den fehlenden Florian Schwartz. Zuletzt sah ich Leon als Heranwachsenden in der Vorcoronazeit schachspielen. Jetzt studiert er Sport und Sozialwissenschaften auf Lehramt.

Leon

Meine ahnungslose Frage, wie lange er schon nicht mehr Schach gespielt habe, beantwortete er leicht entrüstet:  „(Hallo), ich spiele online“. Das bekam sein Gegner zu spüren – im 19. Zug nahm ihm Leon mit Schwarz dank einer Bauerngabel Material ab:

Später allerdings stellte er seinen Vorteil wieder ein. Im 30. Zug fiel dann vermutlich die Klappe seines Gegners. Hier ist die Endstellung mit Schwarz am Zug und der Computerbewertung 0,0:

Jonas am ersten Brett erspielte sich einen starken Angriff aus schlechter Stellung. Sein Gegner, der Schachstreamer Maurice Gulatz, analysierte später den „Trümmerbruch vom Sonntag“ (O-Ton Gulatz) für seine Follower:

 Seinen Twitch-Stream verlinke ich gerne, in dem er ab 1:35:16 die Partie sehenswert kommentiert und Jonas wohl zurecht als „Wirbler“ und „Trickspieler“ bezeichnet: https://www.twitch.tv/videos/2250110750    . Im 32. Zug stand schließlich ein dreizügiges Matt auf dem Brett, das sich Jonas nicht entgehen ließ: 

Jonas

Jan am zweiten Brett wartete mit Schwarz auf eine Konterchance. Im 20. Zug bekam er sie. Den anschließenden taktischen Schlagabtausch entschied er deutlich zu seinen Gunsten.

In der Analyse zieht Jan schneller als sein Schatten

Hier ist die Stellung nach Jans Schlusszug Lxg2!:

Ich gewann am sechsten Brett mit Schwarz im Endspiel die Qualität. Der weiße Turm litt unter Platzmangel:

Den Materialvorteil verwertete ich sicher. Hier ist meine Schlussstellung:

Jan Brüggemann – Ekkehard Hufendiek 0:1

Kalle am vierten Brett bekam es mit Marius Meyer zu Knolle (DWZ 1790) zu tun. Kalle kannte sich besser aus in der Eröffnung, bestrafte einen frühzeitigen Vorstoß seines Gegners mit einem Bauerngewinn und brachte das minimale Mehrmaterial nach recht mühsamen 53 Zügen schließlich über die Ziellinie.

Kalle beweist Geduld und gute Technik im Turmendspiel.

Markus und Malte erspielten halbe Punkte:

Markus Henkemeier – Jörg Windmann 0,5:0,5
Malte Prochnow – Helmut Ott 0,5:0,5

Eigentlich hätten wir nach den Unentschieden von Markus und Malte frühzeitig die Heimfahrt antreten können. Marko am dritten Brett jedoch zwang uns auszuharren: Sein Damen-Endspiel mit einem Mehrbauern ging in die Verlängerung und war eigentlich nicht zu gewinnen – zu zahlreich waren die Chancen seines Gegners auf Dauerschach. Trotzdem hat Marko es hinbekommen. Nach dem erzwungenem Damentausch geriet Schwarz am Ende in Zugzwang, Benjamin Knollmann strich die Segel:

Marko Suchland – Benjamin Knollmann 1:0

Für die Ewigkeit die Tabelle als Screenshot:

Hier der Link zur Ergebnisseite  des Deutschen Schachbundes: https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

Und zum Schluss das Liga-Orakel nach dem ersten Spieltag, das die Wahrscheinlichkeit unseres Ligaverbleibs jetzt auf satte 78,3 Prozent taxiert:

Ekkehard Hufendiek gewinnt Rating-Preis beim Kieler-Open

Kiel (ehu).

Zum vierten Mal hintereinander hab ich Ende Juli bis Anfang August beim Kieler-Open mitgespielt. Nach 5,5 Punkten aus neun Partien landete ich unter 129 Teilnehmern auf Platz 29, was meinem Erwartungswert entsprach (Setzlistenplatz 32).

Erstmals ergatterte ich dabei einen Preis: den dritten Ratingpreis in der Kategorie unter 1980 DWZ. Kurios, dass die Organisatoren so einen Preis überhaupt vergeben haben, zumal ich in der Kategorie eigentlich nur Siebter geworden war. Doch gleich vier Spieler in derselben Rating-Klasse, die alle vor mir landeten, bekamen einen Hauptpreis.

Ich durfte mir ein Buch aussuchen und wählte „700 Practical Lessons & Exercises – The Upgraded 2024 edition“ von Jakow Neistadt. Zuhause beim ersten  Durchblättern stellte ich fest, dass das eine sehr gute Wahl war, denn die Übungen entsprechen genau meinem Geschmack.

Zuvor habe ich in der fünften Runde eine der bittersten Pleiten meiner Karriere kassiert: Bjarne Vollbehr (DWZ 2060) nagelte ich aus der Eröffnung komplett an die Wand. Ein Erfolg hätte mich zwischenzeitlich in die Spitzengruppe katapultiert.

Im Vorgefühl des sicheren Sieges malte ich mir aus, wie ich die Partie über mein Bett hänge und sie zur schönsten meiner Laufbahn erkläre. Doch schließlich stellte ich den Springer einzügig ein – wie ein pickendes Huhn haue ich fortan meine Stirn gegen eine Tischplatte.

Hier ein kurzer Auszug: Zwei Möglichkeiten der Forsetzung habe ich in folgendem Diagramm, eine gewinnt sofort (+20,4 zeigt der Computer an), die andere mit etwas Mühe (+7,5). Ich wähle natürlich die mühevolle: Lxe6?!. 

Nach Sxe6 hätte mein Gegner das Patschehändchen reichen können. Matt wäre unausweichlich.

Stattdessen gebe ich ihm die Chance zur Königsflucht, spiele schlecht weiter und kröne den freien Fall in der folgenden Stellung in Zeitnot mit einem unerklärlichen Damenzug nach c3:

Die Schlussrunde gegen Ben Jonas Frahm (1671 DWZ) muss ich gewinnen, was mir recht souverän gelingt. Soeben habe ich seinen Läufer auf e6 geschlagen und anschließend mit meinem Turm auf e1 seine Dame angegriffen. Nun geht Material bei Schwarz verloren – petite combinaison.

Der Schlussrundensieg mit Weiß folgt nach dem simplen Te5 im Diagramm unten. Denn jetzt geht der Springer oder die schwarze Dame für den Turm flöten:

Gönnerhaft erläutere ich meinem Gegner in der Analyse seine verschwindend geringen Chancen.

Hier der Link zur Abschlusstabelle: http://www.kieler-sg.de/KielerOpen/KiOp2024/Tabelle-2024.html

 

 

 

Trio aus Werther beim 40. Turm-Open in Lippstadt

Lippstadt (ehu).

Voll besetzter Turniersaal: Mensa am Schulzentrum Dusternweg.

Reinhard Geisler, Michael Henkemeier und Ekkehard Hufendiek haben beim 40. Turm-Open mitgespielt.  An dieser Stelle könnte der Beitrag eigentlich schon enden. Denn Spektakuläres erreichte keiner von uns.

Hacker etwa landete mit vier Punkten in der B-Gruppe auf dem 15. Platz von 49 Teilnehmern. Die letzte Runde sagte er kraftlos ab:

Die ehemalige Nummer 1 des SK Werther: Reinhard Geisler (Hacker)

Lange kämpfte er um den Turniersieg. Erst in der fünften Runde versagten ihm die Kräfte, als er gegen Lukas Ott vom Bielefelder SK patzte:

In dieser Stellung schlug er den Turm auf c8 nicht mit dem Bauern, was ihm einen Vorteil beschert hätte, sondern mit der Dame. Danach stand er glatt auf Verlust.

Im Detail gibt’s aber durchaus Herausragendes zu vermelden: Hacker verbucht nämlich mit dem Abschluss des Opens sage und schreibe 400 Auswertungen auf seinem Konto. Ich habe flüchtig recherchiert und bislang niemanden gefunden, der mehr Auswertungen vorweisen kann.

Als ich Gleiches vor einigen Jahren tat, gab es allerdings jemanden mit mehr als 700 Auswertungen. Zumindest wird Hacker wohl in den Top Ten oder Top Twenty des Landes liegen. Urkunden für treue Spielleidenschaft vom DSB gibt’s leider nicht.

Michael verlor in der A-Gruppe nur eine Partie, kam nach fünf Unentschieden und einem kampflosen Sieg auf 3,5 Punkte und wurde 33ster von 71 Teilnehmern – DWZ-Plus 13 Punkte.  Gegen nominell Stärkere hielt er seinen Laden gut zusammen. Das erlebe ich immer wieder bei ihm, gerade am Anfang eines Turniers erweist er sich als harte Nuss:

Michael

Sein größter Erfolg war das Unentschieden in der Auftaktrunde gegen den Setzlistenelften Idris Asadzade (DWZ 2223) von der SG Solingen. Dabei gewann Michael mit Schwarz nach einer taktischen Leichtfertigkeit seines Gegners einen Bauern:

Er überführte das Mehrmaterial ins Endspiel und hatte klare Gewinnaussichten. Schließlich klemmte der Solinger ziemlich knapp ein Remis in die Stellung. Das Schlussbild sieht so aus:

In der letzten Runde bekam Michael IM Uwe Kersten zugelost. Doch Kersten blieb unentschuldigt fern.

Ich verlor in der A-Gruppe im klassischen Ping-Pong-Muster viermal gegen bessere Gegner und gewann dreimal gegen schlechtere – DWZ-Minus 1 Punkt. So pendelte ich mich etwas enttäuschend in der A-Gruppe auf Platz 47 ein.

GM Lev Gutman – Ekkehard Hufendiek 1:0

Einmal setzte ich meinen Gegner mit Weiß in zwei Zügen matt:

Ein anderes Mal setzte mich Großmeister Lev Gutman mit Weiß in drei Zügen matt (genaugenommen sind’s vier Züge bei sinnlosem Läuferdazwischenstellen):

Ausgerechnet gegen den Großmeister und Setzlistenzweiten Gutman produzierte ich eine extrem klägliche Vorstellung.

Dennoch war es ein schönes Turnier – die Spielbedingungen waren wirklich sehr gut:  Holzbretter in der gesamten A-Gruppe, reichlich Platz zum Notieren der Züge und ein geräumiger Spielsaal mit  gutem Überblick über das Geschehen. Zudem war das Kuchen- und Suppenangebot üppig: Es gab einen Schlemmertopf, Gulaschsuppe, vegetarische Pizzasuppe und Erbsensuppe mit Mettenden.

Link zur Turniertabelle: https://lsv-turm-lippstadt.de/rangliste-2024/

II. beendet die Saison auf Platz 3

Nachdem die Mannschaft in der vorletzten Runde am 28.04. den Aufstieg durch einen unnötigen 3,5:4,5-Verlust gegen Lemgo II gefährdet hatte, konnte auch ein Sieg in der Schlussrunde nichts mehr ändern: Ganz zufällig endete parallel der Kampf Lemgo II gegen Enger-Spenge II 4:4 bei 8 Remisen und sicherte den Lemgoern 1 Mannschaftspunkt Vorsprung vor uns und dem Gegner die Möglichkeit, in der Relegation den Abstieg zu vermeiden.

Aber nun zum Kampf am letzten Sonntag: Die von Personalsorgen gelagte Gastgebermannschaft konnte Brett 4 nicht besetzen, so dass Ralf Diele – extra aus dem Nordseeurlaub angereist – gleich wieder mit dem vollen Punkt abfahren konnte. Die erste gespielte Entscheidung fiel an Brett drei, an dem wir den Punkt eigentlich schon abgeschrieben hatten, weil Mesud Mujanovic ohne Rücksicht auf Verluste angegriffen hatte, sich aber am Ende mit drei Minusbauern im Damenendspiel wiederfand. Erstaunlicherweise stellte der Gegner seine eigene Dame einzügig ein, so dass Werther 2:0 in Führung ging. Dann kam die Stunde unserer beiden Ersatzspieler: Colin Sahrhage (8. Brett) hatte ein günstiges Endspiel mit vielen Bauern und ungleichfarbigen Läufern erreicht, das er technisch souverän zum Sieg führte. Darüber hatte Ilya Zolotykh von Anfang an immer eine leicht bessere Stellung, die er dann weiter zum Sieg ausbaute. Zwischendurch verlor Reinhard Geisler, der im Endspiel mit jeweils Turm und Dame auf beiden Seiten die Initiative seinem Gegner überlassen musste und letztlich einen Abzug übersah. Den Sieg stellte dann Kevin Deniz sicher, der konsequent und sicher seinen Königsangriff durchschlagen ließ.
An den Spitzenbrettern wurde noch zäh weitergekämpft: Florian Schwartz spielte eine remisverdächtige Stellung ehrgeizig weiter und musste erleben, dass sein König mitten auf dem Brett mattgesetzt wurde. Michael Henkemeier setzte an Brett 2 nach einem frühen und unnötigen Bauerverlust auf aktives Konterspiel und konnte den Gegner noch vor zahlreiche Probleme stellen; als sich dann tatsächlich eine mögliche Remisschaukel abzeichnete, stellte er die Partie einzügig ein.
Trotz des verpatzten Aufstiegs kann die Mannschaft sehr zufrieden sein, zumal sie ja gerade erst aus dem Bezirk aufgestiegen war. Auch zeichnet sich ab, dass die Mannschaft wohl Spieler abgeben wird, so dass ein Verbleib in der Verbandsklasse wohl die bessere Variante ist.
Betser Spieler war Kevin Deniz mit 6/7 und einer Erfolgsquote von 85,71 % an Brett 8. Ersatzspieler Ilya Zolotykh erreichte mit 1,5/2 (mehr Partien durfte er als Aufrücker aus der 3. Mannschaft nicht spielen) 75%. 6 Punkte erreichte auch Michael Henkemeier am 3. Brett – allerdings aus 9 Partien, was zu 66,67% Erfolgsquote führte. Ebenfalls über 60% erspielten Florian Schwartz (Brett2, 5/8, 62,5%), Reinhard Geisler (Brett 6, 5,5/9, 61,11%) und Mesud Mujanovic (Brett 4, 3/5, 60%).

NRW-Klasse, 9. Spieltag: SK Werther – SV Meschede 4:4

Werther (ehu). Knapp sind wir dem Abstieg entgangen. Hätten wir in der letzten Runde der NRW-Klasse gegen den SV Meschede nur einen halben Brettpunkt weniger erkämpft, würden wir in der kommenden Spielzeit als Regionalligist antreten.

Zum Glück ist nicht nur die deutsche Sprache würde-los, – zumindest laut vieler Lehrer, die ihren Schülern die Umgangssprache im Konjunktiv austreiben wollen – wir sind es auch. Denn durch das Unentschieden beendeten wir die Saison auf Rang sechs:

Für meine Tochter Clara war die Dramatik des Schlusskampfes ein Rätsel. Als sie das erste Mal in ihrem Leben ihren Vater schachspielen sah, war sie regelrecht angeödet: „Da passiert ja gar nichts.“

Zumindest kurzfristig verzeichneten wir an diesem Spieltag einen Rekordbesuch von drei Zuschauern: Michael, Clara und Lina.

Clara ging nach einer Minute wieder aus dem Spielsaal, setzte sich ins Auto und chattete mit ihrem Freund, den sie sonntags gewöhnlich beim Fußballspielen in der Kreisliga kritisch beäugt.

Flüchtet die Ödnis und würde lieber Fußball sehen. Zwischen den zwei Sportarten gibt es allerdings kaum Berührungspunkte. Nur einen hab ich bei Til gefunden:

Tatsächlich entzündeten wir gegen den Tabellenvorletzten nicht gerade ein Feuerwerk, aber immerhin erkämpften wir den nötigen Mannschaftspunkt zum Klassenerhalt. Hier sind die Einzelergebnisse:

Jonas am zweiten Brett erfüllte die an ihn gestellte hohe Erwartung.

Im Foto analysiert er mit einer unterschwelligen Erheiterung Jans Patzer.

Er setzte seinen Gegner matt:

Jonas Freiberger – Robin Becker 1:0

Den zweiten Sieg für uns holte Kalle am vierten Brett. Gegen den eingeschränkt sehfähigen Gerhard Dyballa musste er mit einem Faltplan und Plastikfiguren Vorlieb nehmen.

Seiner Konzentration tat das keinen Abbruch. Er eroberte zunächst zwei Bauern, die schließlich im Endspiel den Ausschlag gaben. Als Kalle im 46. Zug seinen Turm zum Tausch anbot, sah die Stellung im Foto so aus:

Laut Computer verwaltet Kalle mit Weiß  zu diesem Zeitpunkt einen Vorteil von 8,4 Bauerneinheiten. Karl Ulrich Goecke – Gerhard Dyballa 1:0.

Einen taktischen Aussetzer produzierte Jan am ersten Brett. Im Diagramm unten besitzt er zwar eine Qualität mehr, doch seine Stellung ist schlecht. Als der Gegner schließlich Jans Dame bedroht, greift unser Mann zu einer naiven Notlösung: Er bedroht seinerseits die Dame des Gegners, indem er seinen Turm direkt vor ihre Nase zieht:

Bernhard Rittmeier – Jan Haskenhoff 1:0

Die weiße Dame hüpft jedoch einfach ein Feld zur Seite – Dc1. Selbst Jan lacht in der Analyse, ob seines Schnitzers. Denn jetzt geht entweder sein Turm oder seine Dame flöten.

Jan lacht.

Währenddessen kämpfte Malte am siebten Brett um den Sieg:

Olaf Hollnack – Malte Prochnow ½ : ½.

Die Stellung im Foto oben sieht so aus:

Der Computer stuft den Vorstoß des g-Bauern als siegbringend ein. Doch ist das nur ein kleiner Schritt auf schmalem Grat. Letztlich wirds remis.

Marko am dritten Brett war wie immer eine sichere Bank – zumindest für den halben Punkt. In der Saison verlor er keinmal. Auch am letzten Spieltag ließ er daran keinen Zweifel aufkommen:

André Weber – Marko Suchland ½ : ½.

Markus holte ebenfalls einen halben Punkt:

Andreas Kampert – Markus Henkemeier ½ : ½.

Zuvor stolperte ich am sechsten Brett etwas glücklich zum Remis, zwischenzeitlich stand ich etwas schlechter.

Ekkehard Hufendiek – Gerhard Schubert ½ : ½.

Doch im Endspiel kämpfte ich mich zurück und mein Gegner mit Schwarz gab Dauerschach. Eigentlich ist mir das kein Diagramm wert, doch nach vier Niederlagen in Folge tut ein halber Punkt gut:

Dauerschach auf den Feldern e1 und e2.

Die zweite Null des Tages produzierte Mario. Ich weiß allerdings nicht, wie sie zustande kam, da ich den Spielsaal an diesem Tag frühzeitig verließ, wegen des Besuchs meiner gelangweilten Töchter.

Unsere Saisonleistung im Einzelnen ist mäßig. Mit 5,5 ist Malte Punktbester, dicht gefolgt von Jonas mit 5 und Marko mit 4,5. Kalle holte 4 Punkte aus 8 Partien, Markus 4 Punkte aus 7 Partien und Mario 4 Punkte aus 9 Partien.

Die mannschaftsinterne rote Laterne schwenke ich zusammen mit Jan, denn wir sammelten jeweils nur 2,5 Punkte aus neun Partien ein. Wenn ich richtig vermute, wird Jonas deswegen in der nächsten Saison wieder am Spitzenbrett sitzen, weil Jan einige DWZ-Punkte verlieren wird. Dafür aber waren Jan, ich, Malte und Mario die zuverlässigsten Akteure im Team – wir haben nie gefehlt.

Und hier der Link zur Schachbund-Seite der NRW-Klasse 1:https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

 

 

 

 

 

 

NRW-Klasse, 8. Spieltag: SG Kirchlengern – SK Werther 5,5 : 2,5

Kirchlengern (ehu). Meine Güte, was haben wir Prügel eingesteckt! Als Underdog zeigten die Spieler der SG Kirchlengern eine starke Vorstellung. Die Einzelergebnisse legen aus unserer Sicht ein trauriges Zeugnis ab:

Und warum habe ich das gegnerische Team nur so unterschätzt? Siegessicher lief ich ein und blickte die Treppe hinab auf die Spieler des Tabellenvierten. In ihrem tiefgelegenen Bibliotheksraum taten sie mir leid: Der Spielsaal war durch die Farbe des Parketts, der Holztische und der 70er-Jahre-Gardinen in ein erbärmliches Ohrenschmalzgelb gehüllt. In der Farbpsychologie soll Gelb den Geist beflügeln – bei mir nicht.

An allen Brettern waren sie uns nominell unterlegen, bis auf die Auseinandersetzung am ersten Brett: Dort traf die Streamerprominenz Maurice Gulatz, alias Paff Morris, auf unseren Spitzenmann Jan Haskenhoff.

Jan

Die Partie war kurz: Schon im 17. Zug beging unser Mann den vorentscheidenden Fehler e5:

Die Folgen der naheliegenden Antwort Lf5 müssten für einen Spieler von Jans Güte eigentlich in der Vorausberechnung leicht einzuschätzen gewesen sein. Doch Jan erwischte einen schlechten Tag: Seine Dame fand kein gutes Feld und er quittierte seine Niederlage schon im 24. Zug – bitter.

Kalle am vierten Brett habe ich lange nicht mehr so kläglich eingehen sehen.

Enttäuscht von seiner Leistung faltet Kalle das Partieformular zusammen.

Im 26. Zug gab er auf. Zuvor hatte er einen simplen Einschlag auf e6 übersehen – es war grausam:

Markus am fünften Brett hatte ebenfalls das Nachsehen.

Markus

Seine Partie entschied ein  krasser Patzer in einem ausgeglichenen Endspiel: Er zog seinen Springer von e3 nach f1 – der Computer wird ohnmächtig. Denn dabei übersah er ein Springerschach, wodurch er die Kontrolle des Umwandlungsfeldes d1 und die Partie verlor:

Immerhin hielten Malte und Mario unsere Hoffnungen auf den Mannschaftssieg am Leben.

Malte

Maltes Schlusszug mit Weiß ist ein Diagramm wert:

Wenn Schwarz den Springer schlägt, wird er im nächsten Zug mattgesetzt.

Marios Sieg mit Schwarz kam vermutlich in Zeitnot des Gegners zustande.

Mario

Der Weiße knallte zwei Fehler hintereinanander aufs Brett, erst Kg2 und dann auch noch Dame h5. So gewann Mario mit leichter Hand die Qualität und strich 15 Züge später den Sieg ein:

Ich hingegen verlor recht deutlich und musste meinen Gegner loben. Er spielte wirklich stark und ließ mir kaum eine Chance. Wusste er denn nicht, dass ich OWL-Meister bin? Jedenfalls verstand ich schon die Eröffnung nicht und sagte ihm in der Analyse, dass ich von Katalanisch nichts verstehe. „Das war Tarrasch“, verbesserte mich Kalle und gab mir recht.

Marko am dritten Brett versuchte wirklich alles,  um aus der trockenen Stellung etwas herauszuquetschen. Zweimal lehnte er ein Remisangebot ab. Am Ende war die Punkteteilung wohl unvermeidlich.

Marko

Am zweiten Brett spielte Jonas die längste Partie des Tages – und gab ebenfalls klein bei. Mit einem Lachen gestand er kurz nach der Ausführung seines Patzers die Niederlage ein. Er zog dabei so:

Das folgende Turmschach auf d6 gewinnt den Läufer und die Partie für den Mann aus Kirchlengern.

Jonas (r.) verliert gegen Matthias Ott

Das Ligaorakel hält unseren Klassenerhalt immer noch für wahrscheinlich. Dass wir aber vor dem letzten Spieltag um den Verbleib zittern müssen, hat wohl keiner von uns erwartet:

Und hier der Link zur NRW-Klasse 1 des deutschen Schachbundes:https://ergebnisdienst.schachbund.de/bedh.php?liga=nrw-k1

Ekkehard Hufendiek ist OWL-Einzelmeister 2024

Werther (ehu).

Ich, der Pokal und Hermann Dieckmann.

So fühlt es sich also an, wenn einem die Frauen zu Füßen liegen. Ich bin ein großartiger Mensch, wenn nicht sogar der beste. Fünf Punkte aus fünf Partien habe ich bei den OWL-Einzelmeisterschaften im Haus Werther geholt – Performance laut DWZ-Rechner 2542.

Und was war das Turnier gut besetzt! Sowohl in der Spitze als auch in  der Breite waren die besten Spieler anwesend, die da waren. Ich besiegte die Nummer Eins der Setzliste, die Nummer Zwei , die Nummer Drei und die Nummer Vier. Kurzum: Ich schlug sie alle. Hier die Endtabelle (leider etwas unscharf):

Das seriöse Siegerfoto zeigt die drei Erstplatzierten: Lukas Ott (v.l., Zweiter), Ekkehard Hufendiek und Andreas Lückner (Dritter).

Es folgt ein sehr ungewöhnliches Stellungsbild  aus der Vorschlussrunde, in der ich eine turnierentscheidend gute Wahl traf. Im Duell mit dem bis dahin Führenden, Joachim Stork (DWZ 1948), rückte ich den h-Bauern ein Feld vor – bester Zug:

Joachim Stork schwante Böses. Nach seiner Antwort Lf6 bot er Remis an, ich lehnte ab. Obwohl ich zuvor die ganze Zeit mit einer Punkteteilung mehr als zufrieden gewesen wäre, denn mein Gegner ist der bessere Spieler. Aber in obiger Stellung ist sein König komplett in die Fremde ausgewandert. „Wie ist der schwarze König denn da hingekommen?“ fragte später der Drittplatzierte Andreas Lückner. Storks König hatte den h3-Bauern im Visier.  Der Computer sieht Weiß mit fast vier Bauerneinheiten im Vorteil.

Hufendiek- Stork 1:0

Die zweizügige Taktik zum Schluss mit Weiß am Zug ist eine kleine Fingerübung für Geübte, aber dennoch ganz hübsch:

Die Lösung: Tb8, Ke7 und Txd8 und Schwarz gab auf.

Ohne etwas Glück ging’s natürlich nicht – zumindest nicht in einem relativ homogen besetzten Turnier: Das folgende Diagramm zeigt das Schlussbild meiner Letztrundenpartie gegen Martin Fenner (DWZ 1867). Zu dem Zeitpunkt führte ich das Feld mit einem Punkt Vorsprung an. Im 15. Zug bot ich Remis, um den Turniersieg abzusichern – Fenner lehnte ab.

Hufendiek – Fenner 1:0

Es folgte Kampfschach pur. 80 Züge und fast sechs Stunden später – draußen war es längst stockfinster geworden -, führte ich meine Züge nur noch aus wie ein Roboter. Martin Fenner hatte mich total an die Wand genagelt.

Drei Sekunden vor Ablauf meiner Zeit zog ich meinen Turm auf die Grundreihe. Wenige Augenblicke später ruft der Schiedsrichter (Malte Brinkmann): „Zeit!“. Damit beendete er das 94-Züge-Drama zu meinen Gunsten. Auf Fenners Uhr blinkte das digitale Fähnchen – trotz 30-Sekunden-Inkrement und fünf Züge vor dem Matt. „Jetzt hab ich verloren“, stellte Martin Fenner entgeistert fest.

Irgendein Umstehender schlug sich die Hand vor die Stirn. Andreas Lückner, der Drittplatzierte gratulierte mir verwundert. Lukas Ott, der Zweitplatzierte war zuvor genervt aus dem Turniersaal marschiert und hatte lautstark beklagt, dass ich „immer noch“ weiterspiele. Nun kehrte er zurück und gab mir ungläubig die Hand zur Gratulation. Kalle sagte, er leide mit Martin Fenner, weil der mich richtig „trocken“ überspielt hatte. Michael meinte später, dass das „wie in Marburg“ gewesen sei.

Doch im Gegensatz zu Marburg habe ich dieses Mal gewonnen. Außerdem hätte ich das Turnier auch nach einer Niederlage als Erstplatzierter beendet.

Die zwei Teilnehmerinnen ergatterten ebenfalls Pokale und Titel: Lilian Schirmbeck (l.) ist OWL-Meisterin, Maryam Allahverdi Vizemeisterin.

In der Schlussrunde bezwingt die elfjährige Lilian Schirmbeck vom SK Halle Kristjan Heidemann von der SGEM Hücker-Aschen.
Lilian Schirmbeck (l.), Malte Brinkmann (Schiedsrichter) und Maryam Allahverdi