Marko Suchland prüft Super-Großmeister

Werther (ehu). Blitzschach boomt, zumindest im Internet. Auf dem Schach-Server lichess gibt es mittlerweile 19 Quarantäne-Ligen. Angefangen von der achten Liga bis zur Bundesliga. Mehr als 2.600 Spieler in 190 Mannschaften saßen jüngst vor dem Computer und versuchten ihre Gegner in Fünfminutenpartien mattzusetzen. Mittendrin der SK Werther, der um den Verbleib in der vierthöchsten Spielklasse kämpfte – zunächst allerdings vergeblich.
Das Team um Spitzenspieler Jan Haskenhoff erreichte nur den vorletzten Platz in der Staffel 4B. Dabei wurde es vermutlich Opfer einer beeindruckenden Entwicklung: Die Mannschaften sind von Mal zu Mal besser und internationaler besetzt. Weil immer mehr Schachprofis die international offenen Quarantäne-Ligen aufmischen, hat es der reine Amateurverein einerseits sportlich schwer zu bestehen. Andererseits freut es die Wertheraner, weil sie auf illustre Gegner treffen.
Marko Suchland etwa hatte vor der Coronakrise in der NRW-Klasse bislang fast ausnahmslos gegen Spieler ohne Rang und Namen die Figuren übers Brett gezogen. Dank der Pandemie saß er jetzt – virtuell – einem Weltklassespieler gegenüber: Dr. Bassem Amin.

Marko Suchland

Der beste Spieler des afrikanischen Kontinents und mehrfache Weltpokalteilnehmer erreichte 2019 mit einer Elozahl von 2.712 den inoffiziellen Status eines Super-Großmeisters. Entsprechend freudig setzte der Wertheraner seine Mitstreiter von der Partieansetzung in Kenntnis: „Ich hab den GM“, teilte er triumphierend per WhatsApp mit, noch während er die ersten Züge gegen den Ägypter am virtuellen Brett ausführte.
Dabei hätte Marko Suchland seinen prominenten Kontrahenten in einem einzigen Moment sogar düpieren können:

Der Spieler des SK Werther war als Weißer am Zug und hätte in der obigen Stellung mit seinem Turm den schwarzen Springer schlagen müssen. Danach hätte er einen deutlichen Vorteil reklamieren können. Doch er schlug stattdessen mit seinem Springer den Bauern auf f 2 und verlor die Partie. Nachher urteilte er dennoch zufrieden: „Ich hab gut mitgehalten.“
Großmeister Bassem Amin indes gewann alle seine Partien und stieg mit dem schwedischen Verein Wasa SK in die Quarantäne-Liga 3B auf. Die Schweden peilen vermutlich den Durchmarsch bis in die Bundesliga an. Laut des Initiators und Turnierorganisator der Veranstaltung, Fidemeister Jens Hirneise, wurde in der höchsten Klasse zuletzt sogar ein Preisgeld ausgelobt: 19 Euro.

Darauf kann der SK Werther wohl in naher Zukunft nicht hoffen. Immerhin aber schaffte er am folgenden Spieltag in der Quarantäne-Liga 5B den direkten Wiederaufstieg und verdiente sich das Prädikat Fahrstuhlmannschaft. Dabei glänzte Jonas Freiberger mit einer Turnierleistung von 2634 Punkten und dem zweiten Platz in der Einzelwertung. Er bezwang sogar Großmeister Carlos Daniel Albornoz Cabrera aus Kuba (Fide-Elo: 2573). Hier ist die Schlussstellung ihres Blitzduells, nachdem die weiße Dame einen Bauern auf e6 geschlagen hat. 

Der Rechner zeigt ein Matt in zehn Zügen an. Der Schwarze gab auf.

Und hier ist der link zur Abschlusstabelle unseres Wiederaufstiegs in die Quarantäne-Liga 4B: https://lichess.org/tournament/cmiD4hjx

 

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